
Antibiotikatherapien anstelle einer Appendektomie bei einer unkomplizierten Appendizitis sind ein viel diskutiertes Thema. Einige hochrangige Studien zeigen eine sehr gute Wirksamkeit der nichtinvasiven Behandlung [1–3]. Somit bliebe der Mehrzahl der Erkrankten eine Operation erspart. Obwohl der Eingriff zu den Standardtherapien zählt und meist komplikationslos verläuft, ist eine stationäre Aufnahme unvermeidlich. Diese ist häufig mit Unsicherheit, Angst und Stress der Patienten verbunden. Eine neue Studie belegt, dass eine ambulante Antibiotikagabe bei ausgewählten Erwachsenen mit akuter Appendizitis effektiv und der operativen Appendektomie gleichwertig ist [4].
Zielsetzung
Die Wissenschaftler einer US-amerikanischen Studie untersuchten, ob eine ambulante Behandlung mit Krankenhausentlassung innerhalb von 24 Stunden bei Erwachsenen, die aufgrund einer akuten Appendizitis Antibiotika erhielten, sicher ist. Als wichtigste Ergebnisse bei den ambulant und stationär behandelten Patienten wurden schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, Appendektomien, Arztbesuche, Zufriedenheit und verpasste Arbeitstage nach sieben Tagen sowie die Angaben zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität anhand des EQ-5D-Scores nach 30 Tagen ausgewertet.
Methodik
Die Kohortenstudie, die eine Sekundäranalyse der Comparison of Outcomes of Antibiotic Drugs and Appendectomy bzw. CODA-Studie ist, schloss 776 Erwachsene (mittleres Alter 36 Jahre) mit bildgebend bestätigter Appendizitis ein. Die Teilnehmer erhielten vom 01. Mai 2016 bis zum 28. Februar 2020 in 25 US-Krankenhäusern nach dem Zufallsprinzip Antibiotika (intravenös und oral). Die Entlassung basierte auf ärztlichem Urteil und vordefinierten Kriterien (hämodynamisch stabil, afebril, orale Einnahme vertragen, Schmerzen kontrolliert und Follow-up bestätigt).
Ergebnisse
Im Ergebnis erfüllten 46 Prozent der Probanden die Stabilitätskriterien und konnten innerhalb von 24 Stunden aus der Notaufnahme entlassen werden. Im Verlauf der nächsten sieben Tage kam es in der Kohorte „ambulante Behandlung“ bei weniger als einem von 100 Patienten zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen. Ambulant behandelte Patienten mussten sich in diesem Zeitraum nicht öfter einer Blinddarmentfernung unterziehen als die Teilnehmer im stationären Arm (Inzidenz -4 Prozentpunkte; 95%-KI: -8,7–0,6); ebenso wenig wurde bei den nachfolgenden Appendektomien eine höhere Rate von schwerwiegenden unerwünschten Vorkommnissen registriert. Darüber hinaus fehlten ambulante Teilnehmer weniger Arbeitstage, wiesen eine ähnliche Häufigkeit von Arztbesuchen auf und zeigten hohe Zufriedenheits- und EQ-5D-Werte [4].
Fazit
Die Ergebnisse belegen, dass eine ambulante Antibiotikabehandlung bei ausgewählten Erwachsenen mit akuter Appendizitis sicher ist und kein größeres Risiko für Komplikationen oder eine Appendektomie birgt als eine stationäre Therapie. Deshalb sollte der konservative Ansatz in die gemeinsame therapeutische Entscheidungsfindung einbezogen werden [4].