Studien im Überblick

Was genau ist eine Cross-over-Studie, prospektive Studie oder Kohortenstudie. Was bedeuten Phase I, Phase II und Phase III in klinischen Studien? Dies und mehr finden Sie in unserem Überblick der gängigsten Studienarten.

Arzt Analyse Daten

Klinische Studien sind das wichtigste Instrument zur Entwicklung wissenschaftlich abgesicherter Behandlungen. Um wissenschaftliche Publikationen richtig zu lesen und einzuordnen ist die Kenntnis über die verwendeten Studiendesigns fundamental.

Klinische Studien bieten hierbei keine absoluten Wahrheiten; Vielmehr sind ihre Ergebnisse das Resultat statistischer Analysen, die es zu verstehen gilt.

Je nach Studie, gibt es verschiedene Dinge zu beachten, die im Bezug auf die Beurteilung der Ergebnisse wichtig sind.

In Folgendem wird auf die verschiedenen Aspekte folgender Studienarten eingegangen:

Analytische Studie

In einer analytischen Studie soll eine Assoziation oder Kausalität zwischen zwei oder mehr Variablen nachgewiesen werden. Diese erfolgt nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip, zum Beispiel „Erleiden adipöse Personen häufiger einen Herzinfarkt als normalgewichtige Menschen?“ Zur Auswertung der erhobenen Daten werden analytische statistische Methoden eingesetzt, etwa die Berechnung von Werten oder Skalierung von Parametern. Typische analytische Studien sind Fall-Kontroll-Studien, Kohortenstudien und Querschnittstudien.

Das Gegenteil einer analytischen Studie ist die deskriptive Studie.

Äquivalenzstudie

In einer Äquivalenzstudie wird eine sogenannte Äquivalenzfragestellung oder Äquivalenzhypothese geprüft. Es gilt nachzuweisen, dass sich zwei oder mehr medizinische Maßnahmen/Verfahren so ähneln bzw. nur so geringfügig voneinander unterscheiden, dass dies klinisch ohne Bedeutung ist. Zur Beurteilung wird ein Wertebereich mit der gerade noch akzeptablen Ungleichheit vordefiniert, der sogenannte Äquivalenzbereich. Liegt der beobachtete Unterschied inklusive der statistischen Unsicherheit innerhalb dieses Rahmens, gelten die Maßnahmen bzw. das Verfahren als gleichwertig.

Beobachtungsstudie

Beobachtungsstudien sind rein beobachtend. Die Untersuchung basiert lediglich auf Überwachung und Befragung der Patienten, ohne Interventionen wie Arzneimittelgabe oder Therapieverfahren. Dabei werden Eigenschaften und Verhaltensweisen (Exposition) der Studienteilnehmer erfasst – zum Beispiel Rauchen, Übergewicht, vegane Lebensweise usw. – und gesundheitlich bedeutsame Vorfälle wie Lungenkrebs, Herzinfarkt, Anämien etc. registriert. So können natürliche Krankheitsverläufe und Assoziationen zwischen Expositionsfaktoren und bestimmten Ereignissen beschrieben werden.

Die Problematik von Beobachtungsstudien ergibt sich daraus, dass sich Personen mit einer bestimmten Eigenheit auch in anderen Merkmalen vom Rest der Probanden unterscheiden können. Daher ist die Relevanz einzelner Faktoren nicht sicher abzugrenzen. Beobachtungsstudien sind deshalb anfällig für Verzerrungen wie Confounding und Selektionsbias. Eine Kausalität bzw. Ursache-Folge-Wirkung ist meist nicht sicher belegbar.

Das Gegenteil von Beobachtungsstudien sind Interventionsstudien.

Cross-over-Studie

Cross-over-Studien bzw. Überkreuzstudien gehören zu den Therapiestudien. Hierbei werden therapeutische Interventionen cross-over bzw. überkreuz angewandt/verabreicht. In der Regel gibt es zwei Studienarme (Gruppe 1 und 2) und zwei Interventionen (Therapie A und B). In der ersten Studienphase erhalten die Probanden der Gruppe 1 Therapie A und die Teilnehmer aus Gruppe 2 Therapie B über einen vordefinierten Zeitraum. Im Anschluss – ggf. auch nach einer zusätzlichen Wartezeit (wash-out), um einen Überhangeffekt zu vermeiden – folgt die zweite Studienphase. Jetzt erhält die Gruppe 1 Therapie B und Gruppe 2 Therapie A.

Studien im Cross-over-Design teilen die Behandlung also nicht an sich zu, sondern deren Reihenfolge. Die Wirksamkeit wird am Ende der Studie überprüft, sowohl durch den Vergleich zwischen den Gruppen als auch innerhalb des jeweiligen Studienarms.

Deskriptive Studie

Deskriptive Studien sind rein beschreibende Studien, in denen die erhobenen Daten ausgewertet werden – ohne zeitliche oder kausale Zusammenhänge zu untersuchen. Fragestellungen könnten sein „Welche Laborparameter charakterisieren eine Niereninsuffizienz?“ oder „Wie häufig wird ein Hodenhochstand bei Neugeborenen diagnostiziert?“

Deskriptive Studien werden meist als Querschnittstudie, aber auch als Registerstudien anhand der Geburten-, Sterbe- und Krebsregister erhoben.

Diagnose-Studie

Mit einer Diagnose-Studie wird die Aussagekraft eines neuen diagnostischen Tests (sogenannter Indextest) bewertet und mit einem anderen, bereits etablierten Diagnoseverfahren (Referenzstandard) verglichen. Die Treffsicherheit wird oft mit der Vierfeldertafel dargestellt. Hierbei werden zwei Zustände des Patienten (Diagnose positiv/negativ) zwei diagnostischen Testergebnissen (Test positiv/negativ) gegenübergestellt.

Bei einer Diagnose-Studie werden grundsätzlich zwei Studiendesigns unterschieden: die diagnostische Querschnittstudie und die randomisierte kontrollierte Interventionsstudie.

  • Bei einer diagnostischen Querschnittstudie sollte das Patientenkollektiv möglichst genau der Klientel entsprechen, die zukünftig mit dem diagnostischen Test untersucht werden soll. Mit den Probanden werden zwei Diagnoseverfahren durchgeführt: der Indextest und der Referenzstandard (Goldstandard). Diese werden hinsichtlich ihrer diagnostischen Aussagefähigkeit verglichen. Die diagnostische Querschnittstudie kann auch als Fall-Kontroll-Studie erfolgen, in der die Diagnoseverfahren an Erkrankten und Gesunden getestet und die Ergebnisse miteinander verglichen werden.
  • Bei der randomisierten kontrollierten Interventionsstudie wird der Indextest in der Prüfgruppe mit dem Standardtest im Kontrollarm verglichen.

Fall-Kontroll-Studie

Für eine Fall-Kontroll-Studie werden in der Regel erkrankte Patienten (Fallgruppe) und gesunde Personen (Kontrollgruppe) rekrutiert; vorzugsweis eine Population von Merkmalsträgern (Männer mit Hämorrhoiden) und eine möglichst vergleichbare Kontrollklientel ohne das untersuchte Merkmal (Männer ohne Hämorrhoiden). In beiden Gruppen werden retrospektiv anamnestische Daten und Eigenschaften wie zum Beispiel Alter, Gewicht, Blutdruck, Ernährungsform, Aktivitätsradius, Begleiterkrankungen, Arzneimitteleinnahme usw. verglichen, um herauszufinden, ob bestimmte Parameter als Risikofaktoren für das untersuchte Merkmal (in dem Fall Hämorrhoiden) infrage kommen.

Interventionsstudie

In einer Interventionsstudie werden die Probanden geplant verschiedenen Interventionen zugeordnet (experimentelle Studie). Hiermit soll prospektiv gezeigt werden, ob oder wie sich eine bestimmte Behandlung (mit vorgegebener Dosis und definiertem Zeitpunkt der Gabe) auswirkt. Im Gegensatz zu nicht-interventionellen Studien sind Therapieablauf und Medikationsplan vorher definiert.

Interventionsstudien gibt es im randomisierten kontrollierten und nicht-randomisierten kontrollierten Design.

  • In randomisierten kontrollierten Studien werden die Probanden verschiedenen Behandlungsarmen (oder einem Placeboarm) nach dem Zufallsprinzip zugeteilt.
  • Bei nicht-randomisierten kontrollierten Studien wird die Zuweisung der Prüfgruppen vom Prüfarzt entschieden (höheres Verzerrungsrisiko).

In beiden Designs erhält der Verumarm bzw. die Prüf- oder Interventionsgruppe das zu testende Arzneimittel und die Kontrollgruppe einen Alternativwirkstoff oder Placebo. Die Behandlungsergebnisse werden zwischen den Gruppen und im jeweiligen Arm ausgewertet und verglichen.

Um Verfälschungen der Resultate zu vermeiden, gibt es die Möglichkeit der Verblindung. In verblindeten Studien wissen die Teilnehmer nicht, ob sie in der Interventions- oder der Kontrollgruppe sind. Eine Steigerung dieses Konzepts ist die Doppelverblindung (double blind). In doppelverblindeten Studien wird auch dem medizinischen Personal das Wissen vorenthalten, welcher Patient welchem Arm zugeordnet wurde. Ohne Verblindung erfolgt die Prüfung als offene (open-label) Studie.

Das Gegenteil von Interventionsstudien sind Beobachtungsstudien.

Klinische Studie

Klinische Studien sind wichtige und unverzichtbare Forschungserhebungen in der evidenzbasierten Medizin. Als Studienkollektiv kommen sowohl gesunde Personen als auch kranke Menschen infrage.

Grundsätzlich kann zwischen verschiedenen Studientypen unterschieden werden:

  • zeitlich ausgerichtete Forschungsarbeiten (Querschnitt- und Längsschnittstudien)
  • von der Betrachtungsrichtung ausgehend gewählte Designs (prospektive und retrospektive Studien)
  • Studien mit Fokus auf die Handlung (Interventions- und Beobachtungsstudien)

Klinische Studie können randomisiert, nicht-randomisiert, verblindet, doppelverblindet oder nicht verblindet durchgeführt werden.

Kontrollierte klinische Studien

In kontrollierten klinischen Studien werden neue Arzneimittel (mitunter auch neue Anwendungsfelder bereits bekannter Medikamente), Impfstoffe, Diagnostika oder Therapien in zwei oder mehr Studienarmen (es sei denn, eine Kontrollgruppe ist ethisch nicht vertretbar) getestet. Ihnen gehen häufig Therapieansätze im Labor und Versuche am Tiermodell voraus.

Kontrollierte klinische Studien sind Voraussetzung für die Arzneimittelzulassung. Ohne klinische Prüfung auf Wirksamkeit und Sicherheit wird kein Arzneimittel oder Impfstoff von den Zulassungsbehörden zugelassen.

Kontrollierte klinische Studien laufen phasenweise ab, üblich sind die klinische Phase-I-, Phase-II-, Phase-III- und Phase-IV-Studie.

Kohortenstudie

In einer Kohortenstudie vergleicht man zwei oder mehr Gruppen von Personen (Kohorten) über eine festgelegte Zeitspanne. So könnte man beispielsweise prüfen, ob Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für Depressionen assoziiert ist. Dafür beobachtet man Cannabis- und Nicht-Cannabiskonsumenten über ein vordefiniertes Zeitfenster und vergleicht die Depressionsraten in beiden Gruppen.

Kohortenstudien werden meist als Beobachtungsstudie durchgeführt. Sie können prospektiv oder retrospektiv erfolgen.

Längsschnittstudie

Längsschnittstudien bzw. Longitudinalstudien beschreiben empirische Untersuchungen an verschiedenen Messzeitpunkten. Die festgelegten Prüfpunkte, zum Beispiel ein Symptom oder eine Krankheit, werden über einen definierten Zeitraum mehrmals hintereinander eruiert und die Ergebnisse miteinander verglichen. So können zeitliche Entwicklungen und Veränderungen vom Beginn der Studie bis zu deren Ende aufgezeigt werden.

Längsschnittstudien lassen sich in Trendstudien und Panelstudien unterteilen. Bei der Trendstudie werden zu verschiedenen Zeitpunkten unterschiedliche Personen untersucht. Die Panelstudie wiederholt Untersuchungen mit der gleichen Stichprobe.

Meta-Analyse

Eine Meta-Analyse ist eine statistische Methode, um Einzelergebnisse unterschiedlicher Studien mit gleicher Fragestellung und ähnlichem Studiendesign zu bündeln. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer systematischen Übersicht quantitativ zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst. So ist eine gemeingültige Aussage hinsichtlich einer Fragestellung möglich.

Nicht-randomisierte kontrollierte Studie

In einer nicht-randomisierten kontrollierten Studie (NRS) werden die Probanden den unterschiedlichen Studienarmen im Nicht-Random-Verfahren zugeteilt. Die Zuweisung erfolgt also nicht zufällig wie bei randomisierten kontrollierten Studien, sondern wird vom Prüfarzt festgelegt und kontrolliert. Die Kenntnis der Probanden, ob sie in der Kontroll- oder Prüfgruppe sind, kann zu Verzerrungen der Studienergebnisse führen.

Nichtunterlegenheitsstudie

Nichtunterlegenheitsstudien (NUS) sollen den Nachweis erbringen, dass eine medizinische oder diagnostische Intervention gegenüber einer Referenzmethode nicht unterlegen ist. Das bedeutet, dass die Prüfmethode nur maximal so wenig schlechter ist als das etablierte Standardverfahren, dass der Unterschied keine klinische Relevanz hat oder die Maßnahme sogar besser geeignet ist. Um dies zu beurteilen, muss im Vorfeld eine Nichtunterlegenheitsgrenze definiert werden. Ergebnisse oberhalb dieses Schwellenwerts erlauben die Beurteilung als mindestens gleichwertig.

Ein Nichtunterlegenheitsdesign kann sinnvoll sein, wenn zwei Therapien vergleichbare oder nur vernachlässigbar geringe Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit erwarten lassen, die Prüfmethode jedoch ein günstigeres Nebenwirkungsprofil aufweist, leichter anzuwenden ist oder geringere Kosten verursacht.

Parallelgruppen-Studie

In einer Parallelgruppen-Studie werden zwei oder mehr Gruppen von Personen miteinander verglichen. Die Zuordnung zur Kontroll- und Prüfgruppe erfolgt randomisiert. Das Parallelgruppen-Design ist typisch für kontrollierte Interventionsstudien.

Phase-I-Studie

In der klinischen Phase-I-Studie werden Wirkstoffkandidaten erstmalig am Menschen getestet. Hierfür werden üblicherweise gesunde Freiwillige (meist junge Männer) gesucht – es sei denn, es handelt sich um eine Behandlung, bei der erhebliche Nebenwirkungen zu erwarten sind, etwa Zytostatika oder Medikamente gegen HIV/AIDS. Diese werden ausschließlich an Patienten mit definiertem Krankheitsbild getestet.

Der klinischen Phase I gehen in der Regel Laboruntersuchungen und Tiermodellversuche voraus. Jetzt soll gezeigt werden, ob sich die aus den Tiermodellen abgeleiteten Thesen hinsichtlich der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik bestätigen. Geprüft werden die Resorption, Verteilung, Metabolisierung und Elimination des Wirkstoffkandidaten sowie dessen Verträglichkeit. Aus diesen Daten leiten sich die Darreichungsformen des späteren Arzneimittels ab.

Phase-II-Studie

In Phase II (therapeutische Exploration) wird der zu prüfende Wirkstoffkandidat an einer limitierten Anzahl von Patienten mit einer Indikation, bei der eine Wirksamkeit zu erwarten ist, getestet. In diesem Rahmen evaluieren die Prüfer die Wirksamkeit, das Nebenwirkungsrisiko sowie die klinische Toxizität und legen das therapeutische Dosierungsfenster fest.

Klinische Phase-II-Studien können weiter in Phase IIa und Phase IIb unterteilt werden.

  • Phase-IIa-Studien sind klinische Pilotstudien, die primär die Arzneimittelsicherheit untersuchen und das Therapiekonzept prüfen.
  • Phase-IIb-Studien sind vor allem auf die Wirksamkeit und Findung des optimalen Dosierungsrahmens ausgerichtet.

Phase-III-Studie

Klinische Phase-III-Studien sind groß angelegte Studien, die der therapeutischen Bestätigung bzw. dem signifikanten Wirksamkeitsnachweis dienen. Dafür werden die Prüfkandidaten an einem großen Patientenkollektiv getestet. Dies erlaubt präzise Auskünfte über die Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit des zu prüfenden Wirkstoffs an unterschiedlichen Patienten.

Mitunter werden Phase-III-Studien in Phase IIIa und Phase IIIb unterteilt:

  • Phase-IIIa-Studien werden durchgeführt, nachdem die Wirksamkeit des Arzneimittels bestätigt wurde, die Produktlizensierung aber noch aussteht.
  • Phase-IIIb-Studien sind Studien im Rahmen von Phase-III-Studien, die vom Marketing genutzt werden können, um das Arzneimittel nach der Zulassung auf dem Markt weiter zu fördern.

Zu den Phase-III-Studien gehören überdies Untersuchungen mit zugelassenen Arzneimitteln bei einer noch nicht zugelassenen Indikation sowie Studien mit bekannten Wirkstoffen in einer neuen Darreichungsform oder neuen Wirkstoffkombination.

Klinische Phase-III-Studien sind unabdingbar, um den Zulassungsantrag für ein neues Arzneimittel bei regulatorischen Behörden einzureichen.

Phase-IV-Studie

Phase-IV-Studien sind therapeutische Anwendungsuntersuchungen, die nach der Zulassung und Markteinführung eines Arzneimittels durchgeführt werden. Sie erlauben es, den therapeutischen Stellenwert bei bestimmten Patientengruppen (zum Beispiel Diabetiker oder ältere Personen) noch einmal gezielt zu untersuchen und das Nutzen-Risiko-Verhältnis an einer großen Patientenklientel abzuschätzen.

Phase IV-Studien sind ebenfalls wichtig, um seltene Nebenwirkungen zu detektieren. Vor der Zulassung gelingt es meist nicht, sehr seltene unerwünschte Ereignisse (< 10.000 Patienten) festzustellen. Die Chance erhöht sich, je mehr Patienten mit dem Medikament behandelt werden.

Prospektive Studie

Eine prospektive Studie ist eine vorausschauende Studie zur Prüfung einer These. Das bedeutet, dass das zu prüfende Ereignis – etwa eine Krankheit oder ein Behandlungserfolg – zum Zeitpunkt des Studienbeginns noch nicht vorliegt bzw. noch nicht eingetreten ist. Zu Beginn der Studie werden die zu prüfende Hypothese definiert und die darauf einwirkenden Einflussgrößen festgelegt. Davon abhängig werden die Daten zielgerichtet, das heißt eigens für diese Prüfung, erhoben.

Prospektive Studien werden in zwei Studiendesigns durchgeführt: als experimentelle prospektive und beobachtende prospektive Studien.

Das Gegenteil der prospektiven Studie ist die retrospektive Auswertung, bei der bereits vorhandenes Datenmaterial evaluiert wird. Sowohl prospektive als auch retrospektive Studien ermöglichen es, statistische Zusammenhänge zwischen bestimmten Einflüssen (zum Beispiel Ernährungsweisen, Lebensgewohnheiten, Umweltgifte, Arzneimittel oder genetische Besonderheiten) und gesundheitliche Veränderungen (etwa Erkrankung, Symptomlinderung oder Tod) zu erkennen.

Pseudorandomisierte Studie

Eine pseudorandomisierte Studie wird auch als quasi-randomisierte Studie bezeichnet. Hier werden die Teilnehmer den verschiedenen Studienarmen (Kontroll- und Prüfgruppen) mit einem Zuweisungsverfahren ohne echten Zufallsmechanismus zugeteilt. Die Zuweisung richtet sich beispielsweise nach dem Geburtsdatum oder der Nummer der Patientenakte (gerade vs. ungerade), oder nach der Reihenfolge der Anmeldung (alternierend jeder Zweite). Die Pseudorandomisation birgt das Risiko, dass der Prüfarzt weiß, welcher Teilnehmer in der Kontroll- oder Prüfgruppe ist. Das macht die pseudorandomisierte Studie anfällig für Bias.

Querschnittstudie

Die Querschnittstudie (auch Cross-sectional Survey) ist eine Momentaufnahme zum Befragungszeitpunkt. Hier wird das Vorhandensein eines Merkmals, etwa das Körpergewicht oder eine Krankheit, einmalig eruiert. Für den Erkenntnisgewinn entscheidend ist die Art der Stichprobenziehung, das heißt, welches Kollektiv befragt wird. Mit Querschnittstudien wird beispielsweise die Prävalenz von Erkrankungen erfasst.

Randomisierte kontrollierte Studie

Eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) ist eine experimentelle klinische Studie, bei der der diagnostische oder therapeutische Nutzen (oder Schaden) einer Intervention in Vergleichsgruppen untersucht wird. Hierbei werden die Probanden nach einem Zufallsverfahren (verdeckte Zuordnung) auf die Prüf- und Kontrollarme verteilt (randomisiert) und auf das Auftreten von festgelegten Ereignissen (definierte Endpunkte) hin nachbeobachtet. Die Resultate der verschiedenen Gruppen werden miteinander verglichen (kontrolliert).

Die klassische randomisierte kontrollierte klinische Studie soll den Effekt einer Behandlung auf ein vordefiniertes Ereignis (zum Beispiel Heilungsquote, aber auch Nebenwirkungen, Komplikationen, Überlebenszeiten oder Mortalitätsrate) evaluieren. Verglichen werden meist zwei oder mehr Therapien oder eine (neue) Behandlung und eine Placebogabe. Im besten Fall wird die Überlegenheit der Prüfmethode gegenüber der Standardtherapie oder der Placebobehandlung nachgewiesen.

Den hochwertigsten Erkenntnisgewinn erhält man mit einem einfach verblindeten oder doppelt verblindeten Studiendesign. Bei einer doppelblinden Studie wissen weder die Studienteilnehmer noch die Prüfärzte, welcher Proband welche Therapie erhält. Bei einer einfachblinden Studienanordnung weiß nur der Proband nicht, ob er dem Verum- oder Kontrollarm zugeordnet wurde, der Prüfarzt hingegen schon.

Das randomisiert-kontrollierte Design ist die sicherste Grundlage, um auf eine Fragestellung eindeutige Aussagen in Form von empirischen Daten zu erhalten. Deshalb werden RC-Studien auch als Goldstandard der Forschungsarbeit bezeichnet.

Retrospektive Studie

Eine retrospektive Studie ist ein rückblickender Erkenntnisgewinn im Sinn einer Beobachtungsstudie. Hier werden von der Gegenwart ausgehend in der Vergangenheit aufgetretene Ereignisse untersucht und bewertet. Das heißt, dass eine Erkrankung oder Situation bereits zu Beginn der Studie vorliegt bzw. bekannt ist und die Studienautoren rückblickend Risikofaktoren oder Einflussmerkmale suchen, die das Ereignis beeinflusst haben.

Das Gegenteil der retrospektiven Auswertung ist die prospektive Studie, bei der die Daten eigens für diese Studie erhoben werden. Sowohl retrospektive als auch prospektive Studien ermöglichen es, statistische Zusammenhänge zwischen bestimmten Einflüssen (zum Beispiel Ernährungsweisen, Lebensgewohnheiten, Umweltgifte, Arzneimittel oder genetische Besonderheiten) und gesundheitliche Veränderungen (etwa Erkrankung, Symptomlinderung oder Tod) zu erkennen.

Systematischer Review

Beim systematischen Review bzw. der systematischen Übersicht handelt es sich um ein Instrument der Sekundärforschung, bei der eine eindeutig formulierte Frage mit bereits vorliegenden Studien möglichst zuverlässig beantwortet werden soll. Um ein objektives Bild zu erhalten, werden alle diesbezüglich verfügbaren Primärstudien nach vorab festgelegten Einschlusskriterien und nach definierten Methoden systematisch durchsucht. Die Ergebnisse werden extrahiert und, wenn angebracht, deskriptiv oder mit statistischen Methoden quantitativ (siehe Meta-Analyse) zusammengefasst.

Überlegenheitsstudie

Eine Überlegenheitsstudie ist eine klinische Studie, die die Überlegenheit einer diagnostischen oder therapeutischen Intervention gegenüber einem Referenzverfahren belegen soll. Vorab wird ein Schwellenwert definiert, um den die Prüfmethode mindestens effektiver sein muss als das bereits etablierte Verfahren. Wird der Grenzwert überschritten, ist die Prüfmethode dem Referenzverfahren überlegen.

Autor:
Stand:
05.10.2021
Quelle:
  1. Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. (DNEbM): Glossar; abgerufen am 25. September 2021
  2. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Glossar; abgerufen am 25. September 2021
  3. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Glossar; abgerufen am 25. September 2021


 

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