
Hintergrund
Die Änderung des Lebensstils ist der Eckpfeiler des Gewichtsmanagements bei Adipositas. Als primäre Strategie hat sich die tägliche Kalorienrestriktion bewährt, die jedoch einen bescheidenen durchschnittlichen Gewichtsverlust nach zwölf Monaten ergeben hat. Daher ist die Identifizierung alternativer und praktikabler diätetischer Maßnahmen zur Gewichtsabnahme eine wichtige Priorität für die öffentliche Gesundheit.
Das intermittierende Fasten hat als Option an Popularität gewonnen, da es eine einfach zu befolgende Strategie ist und die Durchhaltefähigkeit erhöhen kann. Die bislang hierzu durchgeführten Studien konnten nicht ausreichend Informationen liefern um evidenzbasierte klinische Leitlinien für Adipositas zu unterstützen, da insbesondere die langfristige Wirksamkeit und Sicherheit des intermittierenden Fastens noch immer ungewiss sind.
Zielsetzung
Die randomisierte klinische Studie untersucht die Auswirkungen des intermittierenden Fastens im Vergleich zu einer täglichen Kalorienrestriktion insbesondere auf den Gewichtsverlust und die metabolischen Risikofaktoren bei Patienten mit Adipositas.
Methodik
Adipositas-Patienten konnten eingeschlossen werden, wenn sie zwischen 18 und 75 Jahren waren und einen Body-Mass-Index (BMI) von 28 bis 45 hatten. Die Patienten wurden zu Beginn randomisiert und ernährten sich entweder nach dem Prinzip des intermittierenden Fastens mit Kalorienrestriktion (Nahrungsaufnahme zwischen 8 und 16 Uhr) oder einer alleinigen Kalorienrestriktion über zwölf Monate. Männer war eine Kalorienaufnahme pro Tag von 1.500 bis 1.800 Kalorien (kcal) erlaubt und Frauen von 1.200 bis 1.500 kcal pro Tag. Diese setzte sich aus 40-55 % Kohlenhydraten, 15-20 % Proteinen und 20-30 % Fett zusammen.
Der primäre Endpunkt war definiert als der Unterschied des Körpergewichts zwischen Beginn und nach zwölf Monaten zwischen den beiden Gruppen. Zu den sekundären Endpunkten gehörten Veränderungen des Taillenumfangs, des Body-Mass-Index (BMI), des Körperfettanteils und der Messung von Stoffwechselrisikofaktoren.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 139 Patienten mit Adipositas eingeschlossen und 69 Patienten unterzogen sich intermittierendem Fasten mit Kalorienrestriktion und 70 Patienten einer alleinigen Kalorienrestriktion. 135 Patienten (97,1 %) schlossen die ersten sechs Monate und 118 Patienten (84,9 %) die vollständigen 12 Monate Intervention ab. Das mittlere Alter der Patienten lag bei 31,9 ± 9,1 Jahren und einem mittleren Gewicht von 88,2 ± 11,6 kg. Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant voneinander.
Primärer Endpunkt: Gewichtsabnahme
Der mittlere Gewichtsverlust zwischen Baseline und 12 Monate lag beim intermittierenden Fasten bei -8,0 kg (95%-Konfidenzintervall (KI): -9,6 bis -6,4 kg) und -6,3 kg (95%-KI: -7,8 bis -4,7 kg bei der alleinigen Kalorienrestriktion. Die beiden Gruppen waren nicht signifikant verschieden (Nettodifferenz: -1,8 kg; 95%-KI: -4,0 bis 0,4 kg; p=0,11).
Auch der Prozentsatz an Patienten mit einem Gewichtsverlust von mehr als 5 %, 10 % und 15 % nach 12 Monaten war in beiden Gruppen ähnlich sowie die Analysen verschiedener Subgruppen.
Sekundäre Endpunkte
Ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zeigten sich zwischen der Gruppe des intermittierenden Fastens mit Kalorienrestriktion und der Gruppe der alleinigen Kalorienrestriktion beim
- Taillenumfang: -8,8 cm (95%-KI: -10,4 bis -7,1cm vs. -7,0 cm (95%-KI: -8,5 bis -5,4 cm)
- BMI: -2,9 kg/m² (95%-KI: -3,5 bis -2,3 kg/m²) vs. -2,3 kg (95%-KI: -2,8 bis -1,7 kg/m²)
- Körperfett: -5,9 kg (95%-KI: -7,1 bis -4,7 kg) vs. -4,5 kg (95%-KI: -5,6 bis -3,3 kg)
Weiterhin waren die beiden Gruppen auch hinsichtlich der Anzahl an unerwünschten Ereignissen nicht signifikant verschieden. Es traten keine Todesfälle oder schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse auf.
Fazit
Adipöse Patienten profitieren nicht von zeitlich intermittierendem Fasten in Kombination mit einer Kalorienrestriktion im Vergleich zu einer alleinigen Kalorienrestriktion ohne zeitlich beschränktes Essen in Bezug auf die Verringerung des Körpergewichtes, des Körperfetts oder metabolischer Risikofaktoren.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kalorienrestriktion den größten Teil der positiven Auswirkungen erklärt, das intermittierende Fasten aber eine alternative Option für das Gewichtsmanagement ist.