Angina pectoris Beschwerden: Unterschiedlich eingeschätzt von Arzt und Patient

Der Bericht über Beschwerden einer instabilen Angina von Patienten mit einer stabilen ischämischen Herzerkrankung sollte mehr ins Gewicht fallen bei der Entscheidung über eine bevorstehende Revaskularisierung, da sie von der Einschätzung der Ärzte teils deutlich abweicht.

Angina Pectoris Mann

Hintergrund

Eine koronare Revaskularisierung ist bei einer stabilen ischämischen Herzkrankheit angezeigt und lindert die Beschwerden der Angina pectoris, die mittels der CCS-Klassifizierung (Canadian Cardiovascular Society) quantifiziert werden. Die CCS-Klassifikation berücksichtigt jedoch nur die Einschätzung des Arztes aber nicht die des Patienten. Beide Einschätzungen können sich nachweislich stark unterscheiden. Ob diese Uneinigkeit auch zwischen Ärzten und Patienten, die sich einer perkutanen koronaren Intervention (PCI) unterziehen, besteht ist unklar.

Zielsetzung

Die Kohortenstudie setzte sich zum Ziel herauszufinden, ob sich die Schweregradeinteilung der Angina pectoris, mittels der CCS-Klassifikation durch den behandelnden Arzt und der von patientenberichtenden Ergebnissen (patient reported outcome [PRO]) unterscheidet.

Methodik

In die Kohortenstudie eingeschlossen wurden Patienten bei denen eine PCI, aufgrund einer stabilen ischämischen Herzerkrankung oder einer instabilen Angina pectoris durchgeführt wurde. Den Schweregrad der Angina pectoris ermittelte der Arzt anhand der CCS-Klassifikation und der Patient mittels des Seattle Angina Questionnaire (SAQ).

Ergebnisse

Insgesamt wurden die Daten von 759 Patienten erhoben, bei denen eine PCI aufgrund einer stabilen ischämischen Herzerkrankung durchgeführt wurde und von 895 Patienten bei denen die PCI aufgrund einer stabilen Angina pectoris durchgeführt wurde.

Patientencharakteristika:

  • Das mittlere Alter lag bei 64,3 ± 10,7 Jahren. Hiervon waren 71% Männer.
  • 44% der Patienten hatten bereits eine PCI und 21,7% hatten eine frühere koronare Bypass-Operation. 

Beurteilung des Schweregrades der Angina pectoris in den letzten vier Wochen:

  • 267 der 759 Patienten mit einer stabilen ischämischen Herzerkrankung hatten nach eigener Aussage im SAQ keine Symptome einer Angina pectoris.
  • Von diesen Patienten hatten nach Einschätzung der Ärzte mittels CCS-Klassifizierung 33 Patienten (12,4%) eine moderate (CCS-KlasseI I) und 20 Patienten (7,5%) eine schwerwiegenden Angina pectoris (CCS-Klasse III-IV).
  • Bei den Patienten mit einer instabilen Angina pectoris zeigten 110 der 895 Patienten (12,3%) einen Score von 100 im SAQ und somit keine Symptome. Die Ärzte stuften 12 Patienten (10,9%) in die CCS-Klasse II (moderat) und 39 Patienten (35,5%) in die CCS-Klasse III oder IV (schwerwiegend).

Insgesamt unterzog sich jeder fünfte Patient einer elektiven PCI und jeder zweite einer notfallmäßigen PCI ohne selbst von Beschwerden einer instabilen Angina zu berichten.

Fazit

Bei der stabilen ischämischen Herzerkrankung hatte jeder dritte Patient und bei der instabilen Angina pectoris jeder 10 Patient bei denen eine PCI durchgeführt wurden, laut eigener Aussage im Seattle Angine Questionaire, keine Symptome einer Angina pectoris. Die Einschätzung der behandelten Ärzte wich teilweise hiervon deutlich ab und ein Teil der Patienten wurde in die CCS-Klassen mit moderaten (CCS-Klasse II) bzw. schwerwiegenden Beschwerden (CCS-Klasse III-IV) kategorisiert. Die Diskrepanz hat große Auswirkungen auf die Auswahl der Patienten, die für eine PCI in Frage kommen. Auch die ISCHEMIA-Studie zeigte, dass asymptomatische Patienten wenig von einer Revaskularisierung profitieren. Somit sollte die Aussagen der Patienten über den aktuellen Status ihrer Symptome mehr Bedeutung gewinnen bei der Entscheidung ob eine Revaskularisierung notwendig ist.

Autor:
Stand:
22.07.2020
Quelle:

Saxon J. T. et al. (2020): Comparison of Patient-Reported vs Physician-Estimated Angina in Patients Undergoing Elective and Urgent Percutaneous Coronary Intervention, JAMA Network Open, DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.7406

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