
Hintergrund
Festtage sind – bei aller Festtagsfreude – für viele Menschen auch Zeiten besonderen körperlichen oder psychischen Stresses. Zu Stressfaktoren zählen die erhöhte Aktivität im Vorfeld, üppiges Essen, vermehrter Alkoholkonsum und die hohe Emotionalität, die mit Festen, wie beispielsweise Weihnachten, verbunden ist.
SWEDEHEART-Studie
Der Verdacht, dass solche stressbelasteten Zeiten mit einem erhöhten Infarktrisiko korreliert sind, liegt nahe. Um diesem Verdacht nachzugehen, wertete ein Team um Moman Mohammad die Daten von 283.014 Patienten aus [1]. Das Team nutzte hierzu das Register SWEDEHEART (Swedish Web System for Enhancement and Development of Evidence-Based Care in Heart Disease), indem kardiovaskuläre Ereignisse in Schweden systematisch dokumentiert werden.
Zielsetzung
Das Team untersuchte im Rahmen einer retrospektiven Beobachtungsstudie und mithilfe von SWEDEHEART, ob und inwiefern zirkadiane Rhythmen, landesweite schwedische Feier- und Festtage sowie große Sportereignisse Einfluss auf die Inzidenz von Myokardinfarkten haben.
Methodik
Insgesamt wurden die Datensätze von 283.014 Patienten ausgewertet, die in den Jahren 1998-2013 einen Myokardinfarkt während nationaler Festtage, großen Sportereignissen oder Kontrollperioden jeweils 14 Tage vor und nach diesen Ereignissen erlitten hatten. Uhrzeit und Wochentag des Myokardinfarkts wurden in Auswertung miteinbezogen. Sekundärer Endpunkt der Studie war die Unterscheidung der Infarkte mit (STEMI) und ohne ST-Hebung (NSTEMI).
Feiertage und Sportereignisse im Fokus
- Weihnachten (wichtigster Festtag in Schweden: Heiligabend)
- Silvester/Neujahr
- Ostern
- Mitsommer
- FIFA World Cup
- UEFA European Championship
- Olympische Sommer- und Winterspiele.
Ergebnisse
Während der Weihnachts- und Silvesterferien stieg das Risiko für einen Myokardinfarkt um 15% gegenüber den Kontrollperioden an. Am zweithäufigsten kam es zu Sommersonnenwende zu Infarkten (Steigerung um 12%). Ostern und die großen Sportereignisse hatten hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die schwedische Infarktrate.
Risikotag Heiligabend
Die höchste Steigerung der Infarktrate mit +37% gegenüber dem Kontrollzeitraum verzeichneten die Forscher an Heiligabend. An diesem Tag ereigneten sich die Infarkte vor allem in der Nacht (im Mittel um 22:00 Uhr), wohingegen an allen anderen Tagen die Morgenstunden (im Mittel um 8:00 Uhr) am gefährlichsten sind.
Risikopatienten
Für ältere Patienten mit Vorerkrankungen (z. B. Koronare Herzkrankheit, Diabetes) war das Risiko an einem Feiertag einen Myokardinfarkt zu erleiden besonders hoch. Herzinfarkte ohne ST-Hebung (NSTEMI) traten an den Feiertagen vergleichsweise häufiger auf als im Kontrollzeitraum.
Fazit
In der Studie konnte deutlich ein erhöhtes Herzinfarktrisiko an den Hauptfeiertagen in Schweden festgestellt werden. Neben dem mit diesen Festen häufig verbundenen Stress trägt wahrscheinlich auch ein vermehrter Alkoholkonsum zur Steigerung des Herzinfarktrisikos bei. In den Wintermonaten erhöhen die kalten Außentemperaturen das Risiko zusätzlich.
Deutsches Fußballherz
Sportereignisse können die Schweden offensichtlich nicht so sehr aus der Ruhe bringen, dass es zum Infarkt kommt. Im Raum München hingegen wurde während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 immer dann eine erhöhte Herzinfarktrate verzeichnet, wenn die deutsche Nationalmannschaft spielte [2].
Die Studie wurde von der Swedish Heart and Lung Foundation, dem Swedish Scientific Research Council, SSF (TOTAL-AMI), der Knut and Alice Wallenberg Foundation und der ALF and Skane University Hospital gefördert.