
Hintergrund
Die NYHA-Klassifikation ist ein von der New York Heart Association (NYHA) ursprünglich veröffentlichtes Schema zur Einteilung der Herzinsuffizienz (HF) nach ihrem Schweregrad und dient bis heute als wichtiges Einschlusskriterium bei HF-Studien. Der Nachteil ist, dass die Funktionsklasse der Patienten durch den Kliniker beurteilt wird. Die Beurteilung beruht auf vorliegenden Patienteninformationen, die zu divergierenden Klassifizierungen führen können.
In der kürzeren Vergangenheit haben sich patientenberichtete Ergebnisse (patient-reported outcome [PRO]) erheblich weiterentwickelt und gewinnen immer mehr an Bedeutung. So wird zunehmend empfohlen, die subjektive Lebensqualität von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz als Ergebniskriterium in die Behandlung mit einzubeziehen. Ein wichtiges herzinsuffizienzspezifisches Instrument ist der Kansas City Cardiomyopathy Questionnaire (KCCQ), der die Lebensqualität des Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz erfasst.
Jedoch gibt es bisher keinen objektiven Vergleich zwischen der vom Kliniker bewerteten NYHA-Klasse und der subjektiven Bewertung des Patienten in der klinischen Praxis.
Zielsetzung
Das Ziel dieser Studie war es herauszufinden, wie sich die die NYHA-Klasse im Vergleich zu der von Patienten berichteten Ergebnissen nach KCCQ-OS bei der seriellen Beurteilung des Gesundheitszustandes bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) verhält.
Methodik
Basierend auf den Daten des CHAMP-HF-Registers wurde eine Patientenkohorte aus 2.872 ambulanten Patienten mit HFrEF in den USA erfasst. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten wurden die angegebenen Veränderungen im KCCQ-OS (Score von 0 bis 100: Score 0-24: schlechtester Gesundheitszustand und 75-100 bester Gesundheitszustand) bzw. in der NYHA-Klasse miteinander verglichen. Folgende klinische Ereignisse wurden dokumentiert und eine damit verbundene Assoziation zu NYHA bzw. KCCQ-OS untersucht: Tod jeglicher Ursache und Hospitalisierung aufgrund der HF.
Ergebnisse
Patientencharakteristika
Das mediane Patientenalter betrug 68 Jahre (Interquartilsabstand (IQR): 59-75 Jahre) und 872 Patienten (30,4%) waren weiblich. Die mediane Ejektionsfraktion lag bei Studienbeginn bei 30,0% (IQR: 23,0-35,0%).
Klassifizierung der Patienten zu Studienbeginn
Zu Beginn der Beobachtung wurden die Patienten in folgende NYHA-Klassen eingeteilt:
- NYHA-Klasse I: 312 Patienten (10,9%) vs.
- NYHA-Klasse II: 2.156 Patienten (59,5%)
- NYHA-Klasse III: 804 Patienten (28,0%)
- NYHA-Klasse IV:46 Patienten (1,6%)
Beim KCCQ-OS gaben die Patienten folgenden Score an:
- Score 75-100: 1.131 Patienten (39,4%)
- Score 50-74: 967 Patienten (33,7%)
- Score 25 bis 49: 612 Patienten (21,3%)
- Score 0-24: 162 Patienten (5,6%)
Vergleicht man die beiden Angaben stimmen bei 1.085 Patienten (37,8%) die NYHA-Klasse mit dem Score des KCCQ-OS überein, während bei 1.494 Patienten sich eine geringere Abweichung zeigte und 293 Patienten eine moderate bis große Abweichung zeigten. Dabei war zumeist die NYHA-Klasse schlechter und nicht der KCCQ-OS Score.
Änderungen im zeitlichen Verlauf
Über den Zeitraum von zwölf Monaten veränderte sich bei 1.002 Patienten (34,9%) die NYHA-Klasse. Bei 599 Patienten (20,9%) kam es zu einer Verbesserung und bei 403 Patienten (14,0%) zu einer Verschlechterung der Klasse. Im KCCQ-OS veränderte sich der Score um mehr als fünf Punkte bei 2.158 Patienten (75,1%), wovon sich bei 1.388 Patienten (48,3%) der Score verbesserte und sich bei 770 Patienten (26,8%) verschlechterte. Bei der Mehrheit mit 1.870 Patienten (65,1%) hingegen veränderte sich die NYHA-Klasse nicht und die häufigste Veränderung im KCCQ-OS war eine Verbesserung von ≥ 10 Punkten bei 1.047 Patienten (36,5%).
Vergleich mit dem klinischen Outcome
Eine Verbesserung in der NYHA-Klasse war nicht mit dem Auftreten von klinischen Ereignissen assoziiert. Während die Verbesserung im KCCQ-OS von ≥ 5 Punkten unabhängig mit einer verringerten Mortalität (Hazard Ratio (HR: 0,59; 95%-Konfidenzintervall (KI): 0,44-0,80; p<0,001) und der verringerten Mortalität oder einer Hospitalisierung aufgrund einer HF assoziiert war (HR: 0,73; 95%-KI: 0,59-0,89; p=0,002).
Fazit
In dieser Studie war die KCCQ-OS im Vergleich zur NYHA-Klasse eher in der Lage, aussagekräftige Veränderungen des Gesundheitszustandes zu erkennen. Selbst Patienten mit großen Veränderungen im Score von KCCQ-OS wiesen im Allgemeinen keine Veränderungen in der NYHA-Klasse auf. Während es somit auch zu keinen nachweisbaren Assoziationen zwischen der NYHA-Klasse und dem Auftreten klinischer Ereignisse gab, war eine Verbesserung des KCCQ-OS unabhängig mit einem geringeren Risiko für Mortalität und der Kombination aus Mortalität und Hospitalisierung aufgrund einer HF assoziiert.
Bei der Bewertung dieser Ergebnisse muss jedoch beachtet werden, dass es keine definierten Bereiche im KCCQ-OS gibt, die den vier NYHA-Klassen entsprechen.