
Hintergrund
Kaffee wird weltweit in den meisten Gesellschaften konsumiert und ist als Psychostimulans bekannt. Das zunehmende öffentliche Bewusstsein zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen jedoch stellt den Konsum von Kaffee erneut in Frage. In der Vergangenheit empfahl die Mehrheit der Ärzte bei kardiovaskulären Erkrankungen Kaffee zu meiden.
Neuere Beobachtungsstudien zeigten aber eine positive Wirkung des Kaffeekonsums und auch die Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) sieht einen Kaffeekonsum von drei bis vier Tassen am Tag als moderat vorteilhaft für die Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen. Daten zu harten klinischen Ereignissen wie Arrhythmien, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Mortalität bezogen auf die verschiedenen Arten und Zubereitungen an Kaffee fehlen.
Zielsetzung
Das verfolgte Studienziel war es, durch den Vergleich der Auswirkungen von entkoffeiniertem und koffeinhaltigem Kaffee Einblicke in die Rolle des Koffeins auf kardiovaskuläre Ereignisse zu gewinnen.
Methodik
Die Analyse basiert auf Daten der UK Biobank. Berücksichtigt wurden Probanden im Alter zwischen 40 und 69 Jahren im Zeitraum von Januar 2006 bis Dezember 2010. Der Kaffeekonsum (Art und Zubereitung) war ein Teil der Fragebögen und die Probanden wurden anhand des täglichen Kaffeetrinkens in Subtypen unterteilt. Die Unterteilung erfolgte einmal nach der Art des Kaffees in entkoffeiniert, gemahlen und Instant-Kaffee und zusätzlich nach dem täglichen Konsum in die Gruppen mit 0, <1, 1, 2 bis 3, 4 bis 5 und >5 Tassen pro Tag. Eine Gruppe von Nicht-Kaffeetrinkern diente als Vergleichsgruppe.
Als Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden koronare Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz und ischämische Schlaganfälle erfasst. Das Cox-Regressionsmodell mit Hazard Ratio (HR) bewertete den Zusammenhang des Auftretens von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Mortalität mit den einzelnen Subtypen an Kaffeetrinkern. Die Ereignisse wurden anhand von ICD-Codes und Sterberegistern ermittelt.
Ergebnisse
Die finale Studienkohorte umfasste 449.563 Probanden mit einem medianen Alter von 58 Jahren, 55,3% waren Frauen. Der mediane Nachbeobachtungszeitraum lag bei 12,5 ± 0,7 Jahren. Die Vergleichsgruppe der Nicht-Kaffeetrinker umfasste 100.510 Probanden (22,4%).
Auftreten von kardiovaskulären Ereignissen
Eine Arrhythmie entwickelten 30.100 Probanden (6,7%) während der Nachbeobachtung und eine kardiovaskuläre Erkrankung wurde bei 43.173 Probanden (9,6%) diagnostiziert, von denen 6.767 (1,5%) einen Schlaganfall erlitten, 12 966 (2.8%) entwickelten eine Herzinsuffizienz. Insgesamt verstarben während der Nachbeobachtung 27.809 Probanden, (6,2%), darunter 4.402 Probanden (1,0%) an einer kardiovaskulären Ursache.
Assoziation der kardiovaskulären Ereignisse mit dem Kaffeekonsum
Der Konsum von gemahlenem und Instantkaffee war mit einer signifikanten Verringerung an Arrhythmien bei einem täglichen Genuss von 1 bis 5 Tassen am Tag assoziiert, aber nicht bei entkoffeiniertem Kaffee.
Für gemahlenen Kaffee zeigte sich die höchste Assoziation bei einem Konsum von 4 bis 5 Tassen pro Tag (Hazard Ratio (HR): 0,83; 95%-Konfidenzintervall (KI): 0,76-0,91, p<0,0001) und bei 2 bis 3 Tassen pro Tag für Instantkaffee (HR: 0,88, 95%-KI: 0,85-0,92, p<0,0001).
Über alle definierten Subtypen hinweg war das Kaffeetrinken mit einer Verringerung des Risikos des Auftretens an kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert, wobei das geringste Risiko bei 2 bis 3 Tassen pro Tag im Vergleich zu den Nichttrinkern lag (entkoffeinierter Kaffee: p=0,0093, gemahlener Kaffee:p<0,0001, Instantkaffee:p<0,0001).
Weiterhin war über alle Subtypen hinweg die Gesamtmortalität signifikant reduziert mit der größten Risikoreduktion bei 2 bis 3 Tassen pro Tag (entkoffeinierter Kaffee: HR: 0,86, 95%-KI: 0,81-0,91, p<0,0001, gemahlener Kaffee: HR: 0,73, 95%-KI: 0,69-0,78, p<0,0001, Instantkaffee: HR: 0,89, 95%-KI: 0,86-0,93, p<0,0001).
Fazit
Zusammenfassend zeigt diese Studie, dass:
- gemahlener Kaffee, Instantkaffee und entkoffeinierter Kaffee mit einer Verringerung der Inzidenz an kardiovaskulären Erkrankungen und der kardiovaskulären sowie Gesamtmortalität assoziiert ist.2 bis 3 Tassen pro Tag Kaffee unabhängig von Art und Zubereitung das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Gesamtmortalität am stärksten verringern konnten.gemahlener und Instantkaffee, aber nicht entkoffeinierter Kaffee das Auftreten von Arrhythmien verringern kann.die größte Risikoreduktion zwischen koffeinhaltigem Kaffee und dem Auftreten von Arrhythmien bei einem Konsum von 4 bis 5 Tassen pro Tag gegeben ist.
Somit sollte ein geringer bis mäßiger Kaffeekonsum unabhängig von Art und Zubereitung als Teil einer gesunden Lebensweise betrachtet werden.