
Hintergrund
Die Revaskularisation einer Koronarstenose durch eine perkutane koronare Intervention (PCI) mit Stentimplantation gehört mittlerweile zu den kardiovaskulären Routineeingriffen und hat die Prognose vieler Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK), heute auch chronisches Koronarsyndrom genannt, deutlich verbessert. Seit 2002 sind neben den ursprünglich unbeschichteten reinen Metallstents (bare metal stent [BMS]) auch medikamentenfreisetzende (beschichtete) Metallstents (drug-eluting stent [DES]) verfügbar. Die 1. Generation der Drug-eluting Stents (DES1) wird dabei zunehmend von den DES2 abgelöst [1,2].
Mit DES weniger Komplikationen im 1. Jahr
Jede Innovation der Metallstents konnte zumindest innerhalb des ersten Jahres nach der Implantation die Rate kardiovaskulärer Ereignisse durch ischämische Komplikationen gegenüber den Vorgängermodellen deutlich verringern. Ob dies auch für die Folgejahre gilt, wurde noch nicht analysiert. Ein internationales Team um Dr. Gregg Stone von der Cardiovascular Research Foundation, New York hat nun anhand der Daten von mehr als 25.000 Patienten, die an 19 Studien teilnahmen, den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Spätkomplikationen und dem verwendeten Stenttyp untersucht.
Zielsetzung
In der Metaanalyse wurde untersucht, wie häufig es in einem Zeitraum von >1 Jahr und <5 Jahre nach einer PCI mit Stentimplantation zu kardiovaskulären Ereignissen kommt. Darüber hinaus wurde untersucht, welcher Stenttyp (BMS, DES1 oder DES2) am häufigsten mit Spätkomplikationen verbunden war.
Methoden
Neunzehn prospektive, randomisierte Studien führender Forschungsinstitute wurden in die Metaanalyse einbezogen. An den Studien hatten insgesamt 25.032 Patienten teilgenommen. Die Teilnehmer der Studien hatten sich einer PCI mit Stentimplantation in einem anerkannten Zentrum unterzogen. In der Analyse wurden die gepoolten Daten der Patienten je nach Stenttyp BMS, DES1 und DES2 erhoben und verglichen.
Definierte Ereignisse
Als schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (major adverse cardiovascular events [MACE]) wurden Herztod, Myokardinfarkt oder die ischämiebedingte Revaskularisation der Zielläsion (ischaemia-driven revascularisation target lesion [ID-TLR]) definiert. Die Nachbeobachtungs-Phase betrug je nach Studie zwischen drei und fünf Jahren (im Median 4,1 Jahre).
Ergebnisse
Von den Patienten waren 3.718 mit einem BMS, 7.934 mit einem DES1 und 13.380 mit einem DES2 versorgt worden. Die MACE Raten innerhalb des 1. Jahres nach dem Eingriff verringerten sich signifikant mit jedem Innovationsschritt des Stenttyps. Mit BMS erlitten 17,9% der Patienten, mit DES1 8,2% und mit DES2 nur noch 5,1% ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis im Jahr nach der PCI (p<0,0001).
MACE in den Jahren 1-5
Im Nachbeobachtungszeitraum von >1 Jahr bis <5 Jahre nach der Stentimplantation trat bei 9,4% der Patienten einem schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis auf: Bei 2,9% kam es zum Herztod, 3,1% erlitten einen Myokardinfarkt und 5,1% mussten aufgrund einer Ischämie in der Zielläsion revaskularisiert werden (ID-TLR). Spätkomplikationen traten bei 9,7% der BMS, 11,0% der DES1 und 8,3% der DES2 Patienten auf (p<0,0001).
Fazit
Die Metaanalyse zeigte, dass Spätkomplikationen in dem Zeitraum >1 Jahr bis <5 Jahre nach der Stentimplantation mit einer Rate von um die 2%/Jahr bei allen Stent-Typen auftreten. Dabei schneiden DES1-Stents tendenziell am schlechtesten ab, die MACE-Raten von BMS-Stents liegen in der Mitte und zu den wenigsten Ereignissen kommt es bei DES2 Stents. Um die langfristigen Ergebnisse nach PCI zu verbessern sind neue technische und therapeutische bzw. sekundärpräventive Ansätze gefragt.