Risiko von paravalvulären Lecks nach Klappenersatz

Die präoperative Kalklast der Aortenklappe erhöht das Risiko von paravalvulären Lecks nach einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation. Mithilfe von kontrastmittelverstärkten Multidetektor-Computertomographie-Scans können Risikopatienten identifiziert werden.

Herz Anatomie

Hintergrund

Die kathetergestützte Implantation eines Aortenklappenersatzes (transcatheter aortic valve implantation [TAVI]) ist ein Routineeingriff bei einer der kalzifizierenden Aortenklappenstenose. Bei rund 15% der Patienten entstehen jedoch paravalvuläre Lecks (PVL) nach dem Einsatz der Ersatzklappe.

Folgen der PVL

In den meisten Fällen handelt es sich um wenig problematische kleine Lecks, die keiner speziellen Nachbehandlung bedürfen. Große PVLs jedoch, erhöhen das Sterblichkeitsrisiko innerhalb eines Jahres nach dem Eingriff erheblich. Eine aktuelle Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen präoperativer Kalklast und dem Risiko von PVLs [1].

Zielsetzung

Die Autoren untersuchten die Frage, ob zwischen dem Risiko von PVLs nach einer TAVI und dem Volumen der Kalklast der Aortenklappe ein Zusammenhang besteht.

Methodik

In der retrospektiven Studie analysierten die Autoren den Verkalkungsgrad der Aortenklappe anhand von präoperativen kontrastmittelverstärkten Multidetektor-Computertomographie (MDCT)-Scans von 539 Patienten, bei denen im Zeitraum von 2009-2016 an der Universitätsklinik der Paracelsus medizinischen Privatuniversität, Klinikum Nürnberg, eine TAVI durchgeführt worden war.

Berechnung der Kalklast

Für die rechte, linke und akoronare Klappentasche der Aortenklappe wurde das Volumen der Kalklast separat berechnet. Darüber hinaus wurde das Kalzifizierungsvolumen für die linksventrikuläre Ausflussbahn (left ventricular outflow tract [LVOT]) und in der Device-Landungszone (DLZ) ermittelt. Das Volumen der lokalen Kalklast wurde anschließend mit den Follow-up-Daten der Patienten korreliert.

Ergebnisse

Es zeigte sich das vor allem der Kalzifizierungsgrad in der DLZ mit dem Risiko paravalvulärer Lecks assoziiert war. Das mediane Kalklast-Volumen in der DLZ lag bei 757 mm3. Das Risiko von PVLs stieg um 8% je 100 mm3 Kalklast.

Einfluss der Prothesen

„Unter Berücksichtigung der Verkalkung scheint die ballon-expandierbare Prothese Sapien3 (Edwards Lifesciences) mit einer geringeren Inzidenz von PVL assoziiert zu sein.“, erklären die Autoren der Studie in einer Pressemitteilung. Die anderen eingesetzten drei Prothesen waren: SapienXT (Edwards Lifesciences), CoreValve EvolutR (Medtronic) und Acurate (Symetis) [2].

Fazit

Mit der Berechnung des Kalklastvolumens mittels MDCT steht nun ein Verfahren zur Verfügung, mit dem Risikopatienten für PVLs präoperativ identifiziert werden können. Das Risiko von PVLs kann bei den betroffenen Patienten möglicherweise durch die Auswahl des Implantats erreicht werden. Für die Studie wurde der federführende Autor Privatdozent Dr. Francesco Pollari, Oberarzt der Klinik für Herzchirurgie, Klinikum Nürnberg, mit dem Förderpreis der Dr. Hans und Dr. Elisabeth Birkner Stiftung ausgezeichnet.

Autor:
Stand:
17.05.2019
Quelle:
  1. Pollari et al. (2019): Risk factors for paravalvular leak after transcatheter aortic valve replacement. The Journal of Thoracic and Cardiovascular Surgery, DOI: 10.1016/j.jtcvs.2018.08.085
     
  2. Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Standort Nürnberg, Pressemitteilung, 08.05.2019
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