
Hintergrund
Paroxysmales Vorhofflimmern kann erfolgreich durch eine, unter Umständen auch wiederholte, Ablation behandelt werden. Bei der Ablation, der Verödung der pathologischen Impulsgeber durch Hitze oder Kälte, kommt es zwangsläufig zu leichten Verletzungen des atrialen Gewebes. Zum Monitoring des Heilungsverlaufs werden bislang die bekannten Biomarker für Myokardschäden (zum Beispiel CK-MB, Troponin T und Troponin I) eingesetzt. Diese haben jedoch keinen spezifischen Vorhersagewert für den Heilverlauf des Vorhofgewebes [1].
Spezifisches Vorhofprotein
Privatdozent Dr. Markus Krane, stellvertretender Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums München (DHM), und Prof. Matthias Mann vom Max-Planck-Institut für Biochemie, entschlüsselten vor etwa zwei Jahren das Proteom des Herzens und kartierten die mehr als 10.000 Proteine in einem Herzatlas. Dabei entdeckten sie, dass die Isoform 2 des Proteins Myosin binding protein H-like (MYBPHL) fast ausschließlich in den Atrien vorkam und damit als spezifischer Biomarker für Verletzungen in den atrialen Geweben dienen könnte. Dies wurde in der aktuellen Studie untersucht [2].
Zielsetzung
In der Studie überprüften die Forscher, ob Myosin binding protein H-like (MYBPHL) tatsächlich nach einer Ablation im Blut erhöht ist und ob Korrelationen zwischen dem zwischen MYBPHL-Werten und dem Ausmaß der Verletzung bzw. dem Heilungsverlauf bestehen.
Methodik
Verschiedene Gewebeproben (beide Vorhöfe, linke Kammer A. mammaria interna, Skelettmuskulatur) aus der Kardiovaskulären Biobank des Deutschen Herzzentrums München (KaBi-DHM) wurden auf die Expression von MYBPHL untersucht, um weitere Informationen über die potenzielle Verbreitung des Proteins in Geweben zu erhalten.
MYBPHL-Werte im Blut
Bei Patienten, die sich einer Ablation unterzogen (Ablationsgruppe), wurde vor dem Eingriff, bei der Ankunft auf der Intensivstation sowie 2, 4, 6 und 24 Stunden Blut später entnommen und die MYBPHL Werte gemessen. Sowohl Patienten mit endokardialer Kryoballon Ablation als auch Patienten mit epikardialer Radiofrequenzablation wurden in die Studie eingeschlossen.
Vergleichsgruppe
Zum Vergleich wurden Blutproben von elf gesunden Freiwilligen und von Patienten untersucht, bei denen ein Eingriff am Herzen aber nicht an den Vorhöfen vorgenommen wurde. Zu den Eingriffen gehörten Aortenklappen-Implantationen (konventionell oder minimalinvasiv) ohne Ablationsbehandlung sowie kathetergestützte perkutane Aortenklappenimplantationen (Transkatheter-Aortenklappenimplantation, kurz TAVI), bei denen gleichzeitig eine Ablation des Atrioventrikularknotens durchgeführt wurde. Die Blutproben bei diesen Patienten wurden wie in der Ablationsgruppe vor der Operation, bei der Ankunft auf der Intensivstation sowie 2, 4, 6 und 24 Stunden später entnommen.
Ergebnisse
Die Untersuchung der Gewebeproben bestätigte, dass MYBPHL tatsächlich sehr spezifisch in den Atrien exprimiert wird. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 33 Patienten und elf gesunde Freiwillige untersucht. Einer Ablation im Vorhof unterzogen sich 17 Patienten, 12 einer endokardialen Kryoballon Ablation und 5 einer epikardialen Radiofrequenzablation. Sechs Patienten erhielten eine TAVI mit gleichzeitiger Ablation des AV-Knotens und 10 Patienten erhielten einen Aortenklappenersatz ohne weitere Ablationsbehandlung.
Zeitlicher Verlauf
In der Ablationsgruppe wurde bei der ersten Messung nach der atrialen Ablation im Schnitt ein mehr als dreifacher MYBPHL Wert im Vergleich zur Messung vor dem Eingriff festgestellt. Der Wert sank in den folgenden 24 Stunden langsam ab. Dabei zeigte sich, wie erwartet, dass es bei den traumatischeren endokardialen Behandlungen zu einem höheren Anstieg von MYBPHL kam als bei den epikardialen Ablationen an den Pulmonalvenen. Bei allen Eingriffen, die die Atrien unbehelligt ließen, wurde kein Anstieg von MYBPHL festgestellt, die Werte dieser Patienten blieben auf dem Niveau der gesunden Freiwilligen.
Fazit
Der neue Biomarker MYBPHL ermöglicht erstmals die Differenzierung eines Vorhofschadens von einer Verletzung des Kammermyokards mithilfe einer einfachen Blutuntersuchung und erlaubt so eine spezifische Vorhersage des Therapieerfolgs. „Sinkt der Wert des neuen Markers ab und weitere Marker für einen Herzmuskelschaden bleiben im Verlauf erhöht, ist davon auszugehen, dass es anderweitige Probleme bei dem Eingriff gibt. Wir können dann gezielt mit zusätzlichen Untersuchungen und Behandlungsmaßnahmen frühzeitig gegensteuern“, erklärt Markus Krane.