Risiko eines Herzstillstands beim Sport ist gering

Die Angst vor einem Herzstillstand durch körperliche Aktivität kann ältere Menschen daran hindern Sport zu treiben. Eine Bevölkerungsstudie mit einer Grundgesamtheit von 1,85 Millionen US-Bürgern zeigt nun, dass solche sportassoziierten Ereignisse äußerst selten sind.

Aelteres Paar joggt

Der plötzliche Herzstillstand (sudden cardiac arrest [SCA]) außerhalb des Krankenhauses endet in bis 90% der Fälle tödlich und gehört zu den häufigsten Ursachen für kardiovaskulär bedingte Todesfälle weltweit. Wenn sich ein plötzlicher Herzstillstand beim Sport ereignet, zieht er höchste Aufmerksamkeit auf sich, weil der Betroffene häufig im öffentlichen Raum zusammenbricht und das Geschehen von vielen Zeugen beobachtet wird. Darüber hinaus erschüttert es viele Menschen, dass gerade Sportler, die als gesund und vital gelten, einen Herzstillstand erleiden und plötzlich aus dem Leben gerissen werden können.

Erhöht Sport das Risiko für einen Herzstillstand?

Bei Senioren wächst das Bewusstsein, dass Sport der Gesundheit dient und die Lebensqualität gerade im Alter entscheidend verbessern kann. Auf der anderen Seite befürchten gerade ältere Menschen, dass „zu viel“ Sport das Risiko eines Herzstillstandes erhöht. Diese Befürchtung kann dazu führen, dass die Senioren sportliche Aktivitäten einschränken oder gar völlig vermeiden.

Ein internationales Team um Prof. Dr. Sumeet S. Chugh vom Center for Cardiac Arrest Prevention, Smidt Heart Institute in Los Angeles hat nun die Daten von zwei prospektiven Bevölkerungsstudien zusammengeführt, um festzustellen, wie häufig ein Herzstillstand bei älteren Menschen ≥65 Jahren im Zusammenhang mit einer sportlichen Aktivität tatsächlich auftritt und welche Merkmale ein solcher sportassoziierter Herzstillstand in dieser Altersgruppe hat [1,2].

Grundgesamtheit 1,85 Millionen

Der prospektive Chart-Review basierte auf den Daten der Oregon Sudden Unexpected Death Study (SUDS]-Studie, die von 2002 bis 2017 in der Region Portland lief und der Ventura Prediction of Sudden Death in Multi-ethnic Communities (PRESTO) Studie, die von 2015 bis 2021 in Kalifornien durchgeführt wurde. Die Grundgesamtheit der Bevölkerung in beiden Regionen betrug über die Studienzeiträume hinweg annähernd 1,85 Millionen. In beiden Studien wurden prospektiv Fälle von plötzlichem Herzstillstand außerhalb eines Krankenhauses in der jeweiligen Region erfasst.

Definition: sportassoziierter Herzstillstand

Mit den Fällen wurden auch zusätzliche Informationen, wie beispielsweise vorangegangene Symptome, begleitende Umstände und die Krankheitsgeschichte der Betroffenen erhoben. Wenn sich ein Herzstillstand während oder eine Stunde nach Beendigung der sportlichen Aktivität ereignete, wurde er als „sportassoziierter Herzstillstand“ kategorisiert.

Knapp zwei Prozent im Zusammenhang mit Sport

Nach Aktenlage erlitten in den beiden Regionen insgesamt 4.078 Menschen im Alter ≥65 Jahren einen plötzlichen Herzstillstand. In nur 77 Fällen (1,9%) handelte es sich dabei um einen sportassoziierten Herzstillstand. Männer waren mit 91% am häufigsten betroffen. Die Sportarten, bei denen der Herzstillstand am häufigsten auftrat, waren Radfahren, Gymnastik oder Laufen.

Die Inzidenz des sportassoziierten Herzstillstandes lag in der Region Portland (Oregon) bei 3,29 pro 100.000 Einwohnern und in der Region Ventura (Kalifornien) bei 2,10 pro 100.000. Auf der Grundlage einer konservativen Schätzung der Anzahl sporttreibender Senioren in Portland resp. Ventura kamen die Autoren auf eine Inzidenz bei 28,9 bzw. 18,4 Fällen pro 100.000 sportlich aktiver Jahre.

Bessere Überlebenschancen

Die Überlebensraten bis zur Klinikentlassung war nach einem sportassoziierten Herzstillstand etwa viermal höher als in anderen Fällen (43,8% vs. 11,1%). Die bessere Prognose führen die Autoren jedoch nicht auf den insgesamt besseren gesundheitlichen Zustand der Sporttreibenden zurück, sondern auf die typischen Begleitumstände des sportassoziierten Herzstillstandes.

Sportassoziierte Ereignisse traten häufiger im öffentlichen Raum (72,7% vs. 9,2%; p < 0,001) auf, so dass anwesende Personen eine Reanimation durchführen konnten (71,4% vs. 42,1%; p < 0,001). Außerdem wiesen die Sportreibenden häufiger einen schockbaren Rhythmus auf als andere Betroffene (81,8% vs. 28,7%; p < 0,001).

Gesundheitliche Vorteile überwiegen Risken des Sports

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass ein sportassoziierter Herzstillstand bei Menschen ≥ 65 selten vorkommt. Sie schätzen das Risiko eines Herzstillstandes während sportlicher Aktivität daher als niedrig ein und meinen, dass die gesundheitlichen Vorteile des Sports dieses Risiko bei weitem überwiegen.

Autor:
Stand:
03.02.2023
Quelle:
  1. Holmstrom L et al. (2022): Sudden Cardiac Arrest During Sports Activity in Older Adults; J Am Coll Cardiol; DOI: 10.1016/j.jacep.2022.10.033
  2. Schlimpert (2023):  Plötzlicher Herztod beim Sport: Wie gefährdet sind Ältere? Kardiologie.org News
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