Herzinfarkte gehören zu den häufigsten Ursachen für vorzeitigen Tod (Tod im Alter unter 70 Jahren). Vielen Herzinfarkten könnte durch vorbeugende Maßnahmen, wie beispielsweise Lebensstiländerungen, vorgebeugt werden. Solange Patienten jedoch keine Beschwerden haben, ist die Bereitschaft zur gezielten Früherkennung und zur aktiven Vorbeugung von kardiovaskulären Erkrankungen häufig gering. Hochsensitive Troponin I Tests könnten gezielt zur Früherkennung und Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen eingesetzt werden.
Troponine als Biomarker
Wenn der Herzmuskel durch eine Minderdurchblutung gestresst oder geschädigt wird, treten Troponinpeptide ins Blut über. Da der Anstieg der Troponin-Werte früh erfolgt und spezifischer als andere frühe Biomarker für einen Herzinfarkt ist, werden entsprechende Tests zur frühzeitigen diagnostischen Abgrenzung eines Myokardinfarkts von anderen Erkrankungen genutzt. Tatsächlich gelten Troponine als Goldstandard der laborchemischen Diagnostik bei Verdacht auf Herzinfarkt und zur Verlaufskontrolle des Infarkts. Gegenüber Troponin T, das unter Umständen auch bei Erkrankungen der Nieren und Skelettmuskelschäden im Serum nachgewiesen werden kann, zeigt Troponin I Herzmuskelschäden spezifischer an.
Hochsensitiver Troponin I Test
Ein hochsensitiver Troponin I Test (hsTnI) (ARCHITECT STAT High Sensitive Troponin-I (hsTnI) / Abbott) hat sich darüber hinaus bei der Diagnostik von Myokardinfarkten bei Frauen bewährt. In einer Studie konnten mithilfe von hsTnI rund doppelt so viele Myokardinfarkte bei Patientinnen sicher identifiziert werden als mit weniger sensitiven Tests. Die höhere Trefferquote des hsTnI ist auf geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Troponin-Freisetzung bei Frauen und Männern zurückzuführen. Nach einem Myokardinfarkt liegen die Troponinkonzentrationen im Serum bei Frauen deutlich unter den Konzentrationen, die bei Männern nachzuweisen sind, und damit zum Teil auch unter der Nachweisgrenze weniger sensitiver Tests.
Neuer Einsatz für hochsensitiven Test
Hochsensitive Troponin I Tests mit einer Nachweisgrenze bei ca. 1,1-1,9 ng/L können auch Troponin I Konzentrationen, die bereits bei subklinischen Myokardschäden entstehen, nachweisen. Eine prospektive Langzeitstudie mit 9.005 Teilnehmer zeigte, dass der hsTnI Wert einen Vorhersagewert für das Eintreten eines Herzinfarktes, Herzversagen oder Herztod hatte. Alle Teilnehmer galten bei der Durchführung des hsTnI zu Beginn der Studie nach den üblichen diagnostischen Parametern als herzgesund. Während einer Follow-up Periode von im Median 13,9 Jahren erlitten 733 Teilnehmer ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis. Dabei zeigt sich, dass hsTnI Werte von >10ng/L bei Frauen und > 12ng/L bei Männern mit einem um 3,61 erhöhten Sterberisiko (95% [CI] 2,89 4,51]) verbunden waren. Der Vorhersagewert des hsTnI war dem in der gleichen Studie erhobenen hs-CRP-Wert (high-sensitivity C-reactive protein) überlegen.
Sensibilisierung für das Herzinfarktrisiko
Die neue Anwendung hochsensitiver Troponin I Tests erlaubt es, das Herzinfarktrisiko auch bei vermeintlich herzgesunden Patienten abzuschätzen. Der Testbefund kann gefährdete Personen über ihr persönliches Herzinfarktrisiko aufklären, sie für dieses Risiko sensibilisieren und sie im besten Falle auch zur aktiven Vorbeugung motivieren.
Professor Dr. Stefan Blankenberg, Ärztlicher Leiter des Universitären Herzzentrums Hamburg (UHZ) sowie Direktor der Klinik und Poliklinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) bestätigt diesen neuen Nutzen des hsTnI: „Ein hochsensitiver, kardialer Troponin-I-Test, der zu diesem Zweck eingesetzt wird, kann frühzeitig Individuen mit hohem kardiovaskulären Risiko identifizieren und eine individuelle präventive Therapie stimulieren.“