
Demenz ist gekennzeichnet durch den Abbau und Verlust kognitiver Fähigkeiten. Von den verschiedenen Demenz-Formen tritt die Alzheimer-Demenz am häufigsten auf. Die Erkrankungshäufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Zur Verbesserung der Betreuung von Menschen mit Demenz, zur Prävention und zur Abschätzung der gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen sind Zahlen zur Erkrankungshäufigkeit und Prognosen zur zukünftigen Entwicklung der Erkrankungszahlen bedeutsam. Hierzu liegen nun neue Zahlen für Demenz in Deutschland vor.
1,8 Millionen Betroffene in Deutschland – Tendenz steigend
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat ihre Informationen über die Häufigkeit von Demenz in Deutschland aktualisiert. Die Zahlen dazu lieferten Professor Dr. René Thyrian und Dr. Iris Blotenberg vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am Standort Rostock/Greifswald. Die vorherigen Zahlen stammten aus dem Jahr 2018 und konnten nun aktualisiert werden, weil das Statistische Bundesamt vor einigen Wochen die aktuellen Zahlen zum Bevölkerungsstand in Deutschland zum Stichtag 31.12.2021 veröffentlichte.
Demnach leben in Deutschland aktuell 1,8 Millionen Menschen mit der Diagnose Demenz. Im Jahr 2021 sind 440.000 Neuerkrankungen hinzugekommen. Die Zahl der Menschen, die mit Demenz leben, nimmt kontinuierlich zu. Dies liegt im demografischen Wandel begründet, aber auch in weiteren Faktoren wie beispielsweise einer früheren Diagnose, einem verstärkten Bewusstsein für die Erkrankung und im Rückgang der Stigmatisierung in der Bevölkerung. Die Forscher am DZNE rechnen bis zum Jahr 2050 mit einer weiteren Zunahme auf etwa 2,4-2,8 Millionen Patienten über 65 Jahren.
Zahlen zur Altersgruppe unter 65 Jahren
Durch die verbesserte Diagnostik wird Demenz zunehmend häufiger bei Personen unter 65 Jahren diagnostiziert. Es handelt sich demnach laut Thyrian nicht um einen tatsächlichen Anstieg. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft beziffert die Zahl der Demenz-Patienten im Alter von unter 65 Jahren in ihrer Pressemeldung auf etwa 100.000.
Monika Kaus, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, betont: „Diese neuen Zahlen machen den Bedarf an Unterstützung für jüngere Menschen mit Demenz und ihre Familien noch einmal drängender. Wenn Menschen unter 65 an einer Demenz erkranken, stehen sie meist noch im Beruf und haben oftmals noch Kinder in Schule oder Ausbildung. Konzepte, wie Berufstätigkeit ggf. auch mit der beginnenden Demenz fortgeführt werden kann, fehlen ebenso wie für diese Altersgruppe passende Betreuungsangebote oder Pflegeeinrichtungen. Aus der Beratung kennen wir diese Problematik schon lange, nun wird es Zeit, dass auch von politischer Seite darauf reagiert wird“ [1].
Regionale Unterschiede: Nord- und Ostdeutschland stärker betroffen
Zahlenmäßig leben die meisten Menschen mit Demenz in Nordrhein-Westfalen, es folgen Bayern und Baden-Württemberg. Betrachtet man den Anteil an der Gesamtbevölkerung in Prozent, so ist die Prävalenz in Sachsen und Sachsen-Anhalt mit jeweils 2,5% am höchsten, gefolgt von Thüringen mit 2,4%. Am niedrigsten ist der Anteil in Hamburg und Berlin mit 1,7%.
Demenz bei Menschen mit Migrationshintergrund
Im aktualisierten Infoblatt werden Zahlen zur Demenzprävalenz bei Menschen mit Migrationshintergrund aufgeführt. Auch wenn dies statistisch herausfordernd ist bei einer heterogenen Gruppe von Menschen, war die explizite Nennung dieser Bevölkerungsgruppe den Beteiligten ein Anliegen. Denn leider ist ein Migrationshintergrund immer noch ein Risikofaktor für eine schlechtere Gesundheitsversorgung.
Nach den aktuellen Erhebungen leben derzeit in Deutschland knapp 2,4 Millionen Menschen im Alter von über 65 Jahren mit Migrationshintergrund. Davon sind nach Hochrechnungen etwa 158.000 Menschen an Demenz erkrankt.
Fazit
Die im aktuellen Infoblatt zur Häufigkeit von Demenzerkrankungen veröffentlichten Zahlen zeigen eine weiter steigende Tendenz von Demenzerkrankungen. Dies unterstreicht die Bedeutung von entsprechenden Versorgungsstrukturen – angepasst an Alter, regionale Verteilung und den kulturellen Hintergrund der Betroffenen. Auch Präventionsstrategien, die Risikofaktoren gezielt angehen, sind im Hinblick auf die Zunahme der Prävalenz von Demenzerkrankungen bedeutsam.