
Hintergrund
Die bisher verfügbaren Bluttests zur Untersuchung auf eine Demenz vom Alzheimer-Typ sind nicht praxistauglich, sondern lediglich in Studiensettings umsetzbar. Der Nachweis von Beta-Amyloid und phosphoryliertem Tau-Protein (pTau) im Liquor oder in der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist möglich. Ein praxistauglicher Bluttest würde den Vorteil bieten, dass er einfach in der Durchführung, minimalinvasiv und kostengünstig ist.
pTau im Blut scheint nach aktueller Studienlage ein nützlicher Biomarker zur Diagnose und Verlaufsdarstellung bei Alzheimer ist. Mehrere Studien haben bei Patienten mit Alzheimer erhöhte Spiegel von pTau181 gezeigt, während der Spiegel von pTau181 bei Personen ohne kognitive Beeinträchtigung nicht erhöht war.
Das Tau-Protein kann an unterschiedlichen Aminosäurepositionen phosphoryliert werden. Es mehren sich die Hinweise, dass pTau217 die Tau-Pathologie bei Alzheimer besser anzeigt als pTau181. In einer aktuellen Studie stiegen die pTau217-Spiegel im Serum zur gleichen Zeit wie im Liquor an und in beiden Flüssigkeiten vor erkennbaren Veränderungen in der PET. Doch bisher ist unklar, ob die Messung von pTau im Blut zur Erkennung der präklinischen Alzheimer-Erkrankung genutzt werden kann.
Zielsetzung
Neurologen um Dr. Shorena Janelidze von der Lund University im schwedischen Malmö haben untersucht, wie früh im Verlauf von Alzheimer die Plasma-Spiegel von pTau217 zu steigen beginnen und wie sich dies im Vergleich zum Anstieg etablierter Biomarker in Liquor und PET verhält [1].
Methodik
In diese Kohortenstudie gingen eine Kontrollgruppe mit kognitiv gesunden Personen (n = 225), Teilnehmer mit Gedächtnisproblemen (n = 89) und leichten kognitiven Einschränkungen (MCI; n = 176) aus der BioFINDER-2-Studie ein. Bei allen Teilnehmern wurden die Plasma-Spiegel von pTau217 gemessen und PET-Scans auf Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Protein durchgeführt. In einer Subkohorte mit 111 Teilnehmern wurden zwei bis drei Tau-PET-Scans durchgeführt. In den Tau-PETs schauten die Forscher vor allem auf den entorhinalen Kortex, der bei Alzheimer schon früh verändert ist. Die Messung der pTau217-Spiegel erfolgte mittels Immunoassay.
Gemessen wurden Änderungen im Plasma-Spiegel von pTau217 bei präklinischer und prodromaler Alzheimer-Erkrankung im Vergleich zu Änderungen in den pTau217-Spiegeln im Liquor sowie in der PET.
Ergebnisse
Insgesamt gingen 490 Teilnehmer in die Studie ein, davon war knapp die Hälfte weiblichen Geschlechts. Das mittlere Alter lag bei 66 Jahren.
Teilnehmer mit MCI
Teilnehmer mit MCI wiesen in der PET häufiger eine erhöhte Beta-Amyloid- und Tau-Last auf als Teilnehmer ohne kognitive Beeinträchtigungen. Die Teilnehmer mit MCI zeigten auch höhere pTau217-Spiegel in Plasma und Liquor. Die im Plasma gemessenen pTau217-Spiegel zeigten eine gute Korrelation zu den im Liquor gemessenen Werten. Erhöhte pTau217-Spiegel zeigten sich vor allem bei Teilnehmern mit im PET nachweisbaren Beta-Amyloid-Ablagerungen.
Teilnehmer ohne kognitive Beeinträchtigungen
Bei den kognitiv gesunden Teilnehmern hatten 80% ein unauffälliges PET. Die Serum-Spiegel von pTau217 lagen im Median bei 0,7 pg/ml. Zeigte sich bei Teilnehmern dieser Gruppe ein Amyloid-positiver, Tau-negativer PET-Befund, so lagen deren pTau-217-Spiegel höher, im Median bei 2,2 pg/ml. Die höchsten Serum-Spiegel (6 pg/ml) von pTau217 zeigten sich bei Teilnehmern mit positivem Amyloid- und Tau-PET.
pTau217 sagt zukünftige Tau-Ablagerungen voraus
Longitudinaldaten zeigen, dass ein hoher Spiegel von pTau217 bei Teilnehmern mit einem Tau-negativen PET zukünftige Tau-Ablagerungen voraussagt. Die folgenden PETs waren Tau-positiv und zwar umso stärker, je höher der pTau217-Spiegel war.
Fazit
In dieser Kohortenstudie waren die Plasma-Spiegel von pTau217 bei präklinischer Alzheimer-Demenz zu einem Zeitpunkt erhöht, wo in der PET noch keine Tau-Aggregate nachweisbar waren. Somit könnte pTau217 im Plasma ein vielversprechender Biomarker für eine frühe Alzheimer-Pathologie sein.
Interessanterweise scheint pTau217 vor allem die Amyloidpathologie anzuzeigen. Man vermutet, dass Beta-Amyloid einen unmittelbaren Einfluss auf den Tau-Stoffwechsel hat.