
Hintergrund
Alzheimer ist eine mögliche Ursache für eine Demenz. Lange bevor die Betroffenen die ersten Symptome wahrnehmen, bilden sich Amyloidablagerungen im Gehirn. Zu nennen sind hier insbesondere die Aß40 und Aß42-Amyloide. Aß42 und auch phosphorylated-tau181 (p-tau181) können im Liquor nachgewiesen werden und sind etablierte Biomarker für die Alzheimerdiagnostik. Für die Liquordiagnostik ist ein invasiver Eingriff, eine Lumbalpunktion, erforderlich. Ferner kann die Diagnostik via Amyloid-PET erfolgen. Dies bedeutet für den Patienten jedoch eine Strahlenbelastung.
Zielsetzung
Die Wissenschaftler um Schindler gingen der Fragestellung nach, ob die Bestimmung des Plasma ß-Amyloid (Aß)42/Aß40 in der Lage ist, eine Amyloidablagerung im Gehirn, wie sie beim Morbus Alzheimer zu finden ist, sicher zu diagnostizieren. Als Referenzstandard hierfür wurden die Methoden eines Amyloid-PET, des Bildgebungsstandards in der Alzheimerdiagnostik und p-tau181/Aß42 im Liquor verwendet.
Methodik
In der vorliegenden Studie verwendeten die Autoren die Methode der Immunopräzipitations-Massenspektrometrie. Bei dieser werden Amyloidfragmente aus dem Blut immunologisch entfernt und anschließend mittels Massenspektroskopie gemessen.
Es wurden Aß42/Aß40 im Plasma und Liquor bei 158 über 50-jährigen Patienten, die sich einer Amyloid-PET unterzogen, gemessen. Die Amyloid-Ergebnisse vom Plasma und Liquor wurden dann miteinander verglichen. Zudem wurde ein APOε4 Status bestimmt. Die Patienten hatten zumeist keine kognitiven Einschränkungen. Die Proben wurden in einem Zeitraum von 18 Monaten gesammelt. Nach durchschnittlich 4 Jahren wurden 100 der Studienteilnehmer erneut per PET untersucht.
Ergebnisse
Bei Studienbeginn zeigten sich 43 Patienten im PET Amyloid-positiv, wohingegen 115 ein Amyloid-negatives PET aufwiesen.
Die Arbeitsgruppe konnte demonstrieren, dass das Plasma Aß42/Aß40 eine hohe Korrespondenz mit dem Amyloid-PET-Status (Fläche unter der Kurve [englisch: area under the curve: AUC] 0,88; 95% Konfidenzintervall [KI] 0,82-0,93) und dem p-tau181/Aß42 im Liquor (AUC 0,88; 95% KI 0,82-0,93) zeigte. Die Kombination des Aß42/Aß40 im Plasma, dem Alter und APOEε4-Status zeigte ferner eine hohe Korrelation mit dem Amyloid-PET (AUC 0,94; 95% KI 0,90-0,97). Individuen mit einem negativen Amyloid-PET zu Beginn und einem positiven Plasma Aß42/Aß40 (<0,1218) zeigten bei der Follow-Up Untersuchung ein 15-fach erhöhtes Risiko für eine Konversion in ein Amyloid positives PET verglichen mit den Individuen mit einem negativen Plasma Aß42/Aß40 (p=0,01).
Fazit
Neurologen empfehlen, mit einer Alzheimer-Therapie so schnell wie möglich zu beginnen. Im Idealfall sollte die Behandlung starten, bevor kognitive Symptome auftreten. Ab dem Moment, in dem dementielle Symptome auftreten, ist das Gehirn häufig schon schwer geschädigt und eine Therapie weniger erfolgsversprechend.
Mit Plasma Aß42/Aß40 kann, insbesondere wenn es mit dem Alter und dem APOEε4-Status kombiniert wird, bereits eine Amyloidose des Gehirns, die auf eine Alzheimererkrankung hindeuten kann, gut diagnostiziert werden. Die Forscher erklären, dass die Bluttestung daher als Screening-Methode für eine Amyloidose des Gehirns bei kognitiv unauffälligen Individuen verwendet werden könnte.
Ferner konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Individuen mit einem negativen Amyloid PET-Scan und positivem Plasma Aß42/Aß40 ein erhöhtes Risiko haben, eine Konversion zu einem Amyloid positiven PET zu erleiden.
Die Arbeitsgruppe schlägt vor, dass es möglich wäre, Plasma Aß42/Aß40 in Alzheimer-Präventionsstudien zu verwenden, um Individuen zu screenen, ob sie dazu neigen, ein Amyloid-positives PET und ein mögliches Risiko für eine Alzheimer-Demenz zu haben. Mit den Bluttests könnte das Screening schneller und kostengünstiger durchgeführt werden.