Brustkrebs-Subtyp als prognostischer Faktor bei Hirnmetastasen identifiziert

Basierend auf Daten von Patientinnen an 80 deutschen Zentren identifizierten Forscher die Fossa cranii posterior als das Hirnareal, das bei HER2-positivem Brustkrebs am ehesten von Metastasen befallen ist. Die Prognose der Patientinnen mit Hirnmetastasen war bei diesem Subtyp des Primärtumors günstiger als bei dreifach-negativem und Brustkrebs vom Luminal-Typ.

MRT vorgespräch

Hintergrund

Hirnmetastasen (engl. brain metastases [BM]) entwickeln sich bei etwa 30% aller Patientinnen mit metastatischen Brustkrebs und haben aufgrund der entstehenden kognitiven und motorischen Einschränkungen einen großen Einfluss auf die Lebenserwartung und Lebensqualität. Das Wissen über Behandlungsmuster und -ergebnisse ist derzeit begrenzt.

Zielsetzung

Ein Forscherteam um Volkmar Müller vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf initiierte die Brain Metastases in Breast Cancer Network Registry, um die Datenlage zu diesem klinisch wichtigen Patientenkollektiv zu verbessern [1]. Ziel sind die Entwicklung besserer Behandlungs- und Präventionsstrategien bei BM.

Methodik

Die Wissenschaftler untersuchten retrospektiv klinische Daten von 1.712 Patientinnen, die zwischen Januar 2000 und Dezember 2016 mit BM diagnostiziert wurden. An der Registerstudie nahmen 80 deutsche Zentren teil.

Ergebnisse

Das mediane Alter der Patientinnen bei der Diagnose der BM betrug 56 Jahre (22-90 Jahre). Bei 47,8% (n=732) der Patienten lag ein HER2-positiver, bei 21,4% (n=328) ein dreifach negativer und bei 30,8% (n=471) ein Hormonrezeptor (HR)-positiver, HER2 (humaner epidermaler Wachstumsfaktorrezeptor 2)-negativer (Luminal-Typ) Primärtumor vor. Der Anteil von Patientinnen mit HER2-positiven BM nahm im Vergleich der Jahre 2000-2009 zu 2010-2015 ab (51%-44%), während der Prozentsatz der Patientinnen mit luminal-ähnlichen Tumoren sich erhöhte (28%-34%; p=0,0331). Bei Patientinnen mit BM in der hinteren Schädelgrube lag häufiger ein HER2-positiv Primärtumor vor (n=169/314, 53,8%) als bei denjenigen mit dreifach-negativem primärem Brustkrebs (n=65/314, 20,7%) oder mit primärem Brustkreb vom Luminal-Typ (n=80/314, 25,5%), (p<0,0001).

Das mediane Gesamtüberleben (engl. overall survival [OS]) nach der Bildung von BM betrug für die gesamte Patientenkohorte 7,4 Monate (95%-KI: 6,7–8,0 Monate). Die 1-Jahres-Überlebensrate lag bei 37,7% (95%-KI: 35,2%–40,1%). Patientinnen mit HER2-positiven Primärtumoren wiesen das längste mediane OS auf (11,6 Monate; 95%-KI: 10,0–13,4 Monate). Patientinnen mit BM bei einem Primärtumor vom Luminal-Typ lebten dagegen nur 5,9 Monate (95%-KI: 5,0–7,2 Monate), Patientinnen mit BM bei dreifach-negativem Brustkrebs-Subtyp 4,6 Monate (95%-KI: 3,9–5,4 Monate).

Die Studie unterliegt einer Reihe von Einschränkungen, wie zum Beispiel der wegen der längeren Überlebenszeit möglichen Überrepräsentation von Patientinnen HER2-positivem Primärtumor. Außerdem umfasst die Anzahl der dokumentierten Fälle mit BM nur einen Teil der deutschlandweit erwarteten Fälle.

Fazit

Die Analyse der Daten der bisher größten repräsentativen Kohortenstudie an Brustkrebspatientinnen nach der Entwicklung von BM zeigt, dass der Subtyp des Primärtumors die Lokalisation von BM und die Prognose signifikant beeinflusst. Die Prognose in dieser Kohorte war ähnlich ungünstig für Patientinnen mit dreifach-negativen und HR-positiven/HER2-negativen Tumoren.

Die Studie wurde aus eigenen Ressourcen der 80 teilnehmenden Zentren finanziert.

Quelle:
  1. Witzel et al. (2018): Treatment and outcomes of patients in the Brain Metastases in Breast Cancer Network Registry. European Journal of Cancer, DOI: https://doi.org/10.1016/j.ejca.2018.07.004
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