Brustkrebsrisiko: Alkohol und Rauchen

Alkoholkonsum ist ein etablierter Risikofaktor für die Entstehung von Brustkrebs. Nach derzeitigem Wissensstand wird auch für das Rauchen ein moderater Zusammenhang angenommen. Nur wenige Studien haben das familiäre Brustkrebsrisiko berücksichtigt.

Frau mit Zigarette und Wein

Hintergrund

Je mehr Alkohol getrunken wird, desto höher ist das Brustkrebsrisiko. Nicht so gut erforscht ist die Verbindung zwischen Brustkrebs und Rauchen. Ein moderater Zusammenhang wird angenommen und einige Daten deuten auf eine synergistische Wirkung von Alkoholkonsum und Rauchen hin. Die meisten epidemiologischen Daten wurden an Frauen mit allgemeinem Risikoprofil erhoben. Nur wenige Studien haben das familiäre Brustkrebsrisiko berücksichtigt.

Zielsetzung

Forscher aus den USA, Kanada und Australien haben nun untersucht, ob und inwieweit Zigarettenrauchen und Alkoholkonsum das Brustkrebsrisiko in Abhängigkeit eines absoluten familiären Risikos erhöhen.

Methodik

Für die Untersuchungen wurden Daten einer prospektiven Kohorte genutzt, die angereichert ist mit Frauen mit familiärem bzw. genetischem Brutkrebsrisiko. Die Prospektive Family Study Cohort (ProF-SC) schließt Frauen der Breast Cancer Family Registry (BCFR), die sechs Brustkrebsfamilienstudien aus den USA, Kanada und Australien beinhaltet, und das Kathleen Cuningham Foundation Consortium für Forschung auf dem Gebiet von familiärem Brustkrebs (kConFab) ein.

Aus dieser Kohorte wurden für die vorliegende Studie Frauen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren analysiert, die zu Beginn kein Brustkrebs hatten, mindestens 2 Monate nachverfolgt wurden und sich bei Studienbeginn noch keiner bilateralen risikoreduzierenden Mastektomie unterzogen hatten. Insgesamt gingen 17435 Frauen in die Analyse ein. Das mittlere Alter betrug 46,7 Jahre. Informationen zur Familiengeschichte, persönliche und medizinische Daten einschließlich der Angaben über Krebs wurden anhand von Fragebögen erfasst. Von den registrierten invasiven Brustkrebsdiagnosen sind 81% der Fälle durch Krebsregister oder Pathologieberichte bestätigt worden.

Ermittlung des familiären Risikoprofils mit BOADICEA

Das familiäre Risikoprofil (FRP) wurde für jede Studienteilnehmerin mithilfe des BOADICEA (The Breast and Ovarian Analysis of Disease Incidence and Carrier Estimation Algorithm, Version 3) bestimmt, bei dem generationsübergreifende Stammbaumdaten in Bezug auf Brust- und Ovarialkrebs von Verwandten ersten, zweiten und dritten Grades verwendet werden. Je nach Verfügbarkeit gingen auch Informationen hinsichtlich einer BRCA1- und BRCA2-Mutation ein.

Validierungsstudien zu Brustkrebsrisiko-Vorhersagemodellen haben gezeigt, dass es sich bei BOADICEA um eine geeignete und gut kalibrierte Methode handelt.

Die Abschätzung der Hazard Ratios (HR) und der 95%-Konfidenzintervalle erfolgte mithilfe multivariabler Cox-proportionaler Hazard-Modelle.

Ergebnisse

Bei 17435 Frauen von 6948 Familien wurden während einer mittleren Follow-up-Periode von 10,4 Jahren (gesamte Nachverfolgungszeit = 181062 Personenjahre) 1009 Brustkrebsfälle beobachtet. Durchschnittliches Alter bei Diagnose war 56,2 Jahre. 15% aller Frauen (n=2602) waren Raucherinnen, 27% (n=4675) waren ehemalige Raucherinnen und 58% (n=10158) gaben an, niemals geraucht zu haben. Dagegen gaben 49% (n=8618) aller Frauen an, regelmäßig Alkohol zu trinken (≥ 7 Drinks/Woche). Der durchschnittliche Verbrauch lag bei 7,7 alkoholischen Getränken pro Woche.

Bei Betrachtung der gesamten Kohorte wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Rauchen oder Alkoholkonsum und dem Brustkrebsrisiko festgestellt. Jedoch wurden Unterschiede in Abhängigkeit vom jeweiligen familiären Risikoprofil und vom Östrogenrezeptorstatus beobachtet. Frauen mit einem niedrigen familiären Risikoprofil, die regelmäßig Alkohol konsumierten, hatten im Vergleich zu Frauen ohne regelmäßigen Alkoholkonsum ein erhöhtes Risiko für Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebs. Dagegen wurde kein Zusammenhang zwischen Alkohol und Brustkrebs für Frauen mit hohem familiärem Risiko gefunden. Rauchten diese Patientinnen jedoch, war das Brustkrebsrisiko erhöht. Hier wurde eine positive multiplikative Interaktion zwischen familiärem Risikoprofil, Rauchen und Alkoholkonsum gefunden. Ein hohes familiäres Risiko (5-Jahres BOADICEA 6,55%) hatte ein 30% erhöhtes Brustkrebsrisiko zur Folge, wenn die Frauen rauchten und regelmäßig Alkohol konsumierten. Für rauchende Frauen mit dem gleichen hohen familiären Risiko, die jedoch nicht regelmäßig Alkohol konsumierten wurde dagegen keine Erhöhung des Brustkrebsrisikos festgestellt.

Darüber hinaus wurde kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Raucherstatus und dem Risiko für Östrogenrezeptor-positiven oder Östrogenrezeptor-negativen Brustkrebs festgestellt.

Eine positive Interaktion zwischen Rauchen und familiärem Risiko wurde lediglich bei den Frauen gefunden, die regelmäßig Alkohol konsumierten. Diese Beobachtung deutet auf eine mögliche synergistische Wirkung von familiärem Risikoprofil, Rauchen und Alkoholkonsum in Bezug auf Brustkrebs.

Fazit

Für Frauen mit einem niedrigeren familiären Risiko (5-Jahres BOADICEA < 1,25%) bzw. Frauen mit einem durchschnittlichen Populationsrisiko ist moderater Alkoholkonsum insbesondere in Bezug auf Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebs mit einem erhöhten Risiko verbunden. Unter den Frauen mit einem hohen familiären Risiko (5-Jahres BOADICEA ≥ 6,5%) und regelmäßigem Alkoholkonsum haben Raucherinnen ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs.

Autor:
Stand:
30.01.2020
Quelle:

Zeinomar N et al., (2019) Alcohol consumption, cigarette smoking, and familial breast cancer risk: findings from the Prospective Family Study Cohort (ProF-SC). Breast Cancer Research, DOI: 10.1186/s13058-019-1213-1

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