
Hintergrund
Vorsorgeuntersuchungen für Darmkrebs sind ein wichtiger Bestandteil um die Sterblichkeit der Patienten zu senken. In Großbritannien werden weniger als 10% der kolorektalen Karzinome bei einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt, sondern meist erst nach dem Auftreten von Symptomen. Die aktuellen Leitlinien des NICE (National Institute for Health and Care Excellence) empfehlen das Darmkrebsrisiko anhand der Symptome und der Primärdiagnostik zu evaluieren. Liegt das Risiko höher als drei Prozent sollte eine Überweisung zum Spezialisten für eine dringende Koloskopie erfolgen. Bei einem geringeren Risiko sollte der Patient ein Test auf okkultes Blut im Stuhl durchführen. Ist dieser positiv sollte ebenfalls eine Koloskopie erfolgen.
Eine Alternative zum Test auf okkultes Blut im Stuhl stellt der immunologische Stuhltest (iFOBT) dar, der seit 2017 in der Sekundärprävention auch vom NICE empfohlen wird. In der Primärprävention wird er laut aktueller Studienlage nur eingesetzt, wenn der Patient bereits für weitere Untersuchungen zur Darmkrebsdiagnostik vorgesehen ist. Dies führt aber zu einem erheblichen Bias und eine klärende Antwort, ob der iFOBT auch für die Primärprävention geeignet ist, kann nicht getroffen werden.
Zielsetzung
Die Studie untersucht, ob in der Primärversorgung bei Allgemeinmedizinern der immunologische Stuhltest iFOBT Klarheit bringen kann, wann ein symptomatischer Patient weitere Untersuchungen benötigt um eine Darmkrebsdiagnose auszuschließen.
Methodik
In die Studie eingeschlossen wurden Patienten aus dem Südwesten Englands ab einem Alter von 50 Jahren, die sich mit möglichen Symptomen eines Kolorektalkarzinoms bei ihrem Allgemeinmediziner vorgestellt haben. Zu den möglichen Symptomen zählen: unklare Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, Eisenmangelanämie oder Anämie. Bei Patienten mit diesen Symptomen wurde der immunologische Stuhltest iFOBT durchgeführt. Bei einem positiven Testbefund (> 10 µg Hb/g Stuhl) wurden weitere Untersuchungen durchgeführt.
Ergebnisse
Insgesamt konnten 3.890 Patienten bei denen im Zeitraum zwischen Juni und Dezember 2018 ein iFOBT durchgeführt wurde, in die Studie eingeschlossen werden.
Patientencharakteristika
Das mediane Alter der getesteten Patienten lag bei 65 Jahren (Interquartilsabstand (IQR): 56-75 Jahre. 1.644 Patienten (42,6%) waren männlich. Die Patienten wurden anhand von Untersuchungskriterien klassifiziert:
- 1.644 Patienten (41,6%) waren über 50 Jahre alt und hatten abdominale Schmerzen oder Gewichtsverlust.
- 1.194 Patienten (30,7%) waren jünger als 60 Jahre und zeigten Änderungen in ihren Stuhlgewohnheiten oder eine Eisenmangelanämie.
- 930 Patienten (23,9%) waren älter als 60 Jahre und wiesen eine Anämie auf (in Abwesenheit eines Eisenmangels).
- Bei 149 Patienten (3,8%) waren keine ursächlichen Angaben zur Durchführung des iFOBT dokumentiert.
Ergebnisse des iFOBT
Bei 618 Patienten (15,9%) der Patienten fiel der iFOBT positiv aus. Männer waren mit 46% häufiger vertreten als Frauen 42% (p=0,017)) und mit einem medianen Alter von 71 Jahren auch älter als die positiv getesteten Frauen mit einem medianen Alter von 63 Jahren (<0,001). Im Median wies der Stuhl 36 µg Hb/g Stuhl (IQR: 17-149 Hb/g Stuhl) auf.
Weiteres Vorgehen und Outcome der positiv getesteten Patienten
Von den 618 positiv getesteten Patienten wurden 458 Patienten (74,1%) innerhalb von drei Monate an einen Gastroenterologen für weitere Untersuchungen überwiesen und 36 weitere Patienten innerhalb von 12 Monaten. Bei 43 Patienten (7,0%) wurde innerhalb der nächsten zwölf Monate ein Kolorektalkarzinom diagnostiziert.
Von den 3.272 negativ getesteten Patienten wurden 324 (9,9%) innerhalb von drei Monaten an einen Gastroenterologen überwiesen. 8 Patienten (0,2%) erhielten die Diagnose Kolorektalkarzinom.
Somit liegt der positive Vorhersagewert bei 7,0% (95%-Konfidenzintervall (KI): 5,1%-9,3%) und der negative Vorhersagewert bei 99,8% (95%-KI: 99,5-99,9%). Die Sensitivität des iFOBT liegt bei 84,3% (95%-KI: 71,4-93,0%) und die Spezifität bei 85,0% (95%-KI: 83,8-86,1%). Im Median lagen zwischen der Durchführung des iFOBT und der Diagnose Kolorektalkarzinom 34 Tage (IQR: 23-56 Tage).
Weiterhin zeigt sich, dass ein 3%-iges Kolorektalkarzinom-Risiko vorliegt, wenn der Hb-Wert des Stuhls im iFOBT bei 37 µg Hb/g Stuhl liegt (95%-KI: 26-50 Hb/g Stuhl).
Fazit
Zusammenfassend kann diese Studie aus dem Südwesten Englands zeigen, dass der iFOBT sichere und robuste Ergebnisse in der Primärversorgung bei symptomatischen Patienten liefert. Er kann somit unnötige Koloskopien vermeiden. Man sollte aber im Hinterkopf behalten, dass kein Test perfekt ist und so sollten negativ getestet Patienten mit fortbestehender Symptomatik weiter überwacht und untersucht werden um kein Kolorektalkarzinom zu übersehen.