
Hintergrund
Zu den etablierten prognostischen Markern bei Melanomerkrankungen zählen neben dem TNM-Stadium die LDH (Lactatdehydrogenase) und der Leistungsstatus. Die Tumormarker S100 B-Protein und MIA-Protein werden hauptsächlich zum Nachweis des Fortschreitens einer Erkrankung verwendet und korrelieren nicht direkt mit der Prognose.
Die Rolle von eosinophilen Granulozyten bei Krebs ist noch nicht vollständig geklärt. Patienten mit Eosinophilie zeigen bei verschiedenen Krebsarten, einschließlich Melanomen, einen Trend zum längeren Überleben. In den meisten Fällen entwickeln die Patienten eine Eosinophilie jedoch erst im Verlauf der metastasierenden Erkrankung. Die Anzahl von Eosinophilen bei der Erstdiagnose eines metastasierten Melanoms ist nicht prädiktiv für das Überleben.
Für Eosinophile sind eine Reihe von zytotoxischen und tumorapoptotischen Effekten belegt. Ebenso zeigte das Eosinophile kationische Protein (eosinophil-cationic protein [ECP]) in vitro antitumorale Wirkungen wie morphologische Gewebeveränderungen und eine zytotoxische Aktivität.
Zielsetzung
Ein Wissenschaftlerteam um Annika Krueckel an der Hautklinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg untersuchte die Eignung des ECP-Spiegels im Serum als frühen prognostischen Marker beim metastasierten Melanom [1].
Methodik
Die Wissenschaftler sammelten von Januar 2004 bis September 2017 Serum von 56 Melanompatienten zum Zeitpunkt der Diagnose einer metastatischen Erkrankung. Die mittels ELISA bestimmten ECP-Spiegel wurden mithilfe des Log-Rank-Tests (Mantel-Cox-Test) mit dem Gesamtüberleben der Patienten vor einer systemischen Therapie mit Immun- oder Chemotherapeutika korreliert.
Ergebnisse
Das mittlere Gesamtüberleben für Patienten mit hohem Serum-ECP über 12,2 ng/ml betrug 12 Monate (n=39), verglichen mit 28 Monaten für Patienten mit einem ECP-Spiegel unter dieser Schwelle (n=17; p=0,0642). Bei Patienten mit kutanem Melanom, ausgenommen Patienten mit uvealem und mukosalem Melanom, war der Überlebensunterschied noch auffälliger (p=0,0393). Die ECP-Effektgröße auf das Gesamtüberleben war unabhängig von der konsekutiven Therapie. Die ECP-Spiegel waren nicht mit den Spiegeln der LDH korreliert.
Fazit
ECP scheint ein neuartiger, von der LDH unabhängiger, prognostischer Serummarker für die Krankheitsentwicklung bei Melanompatienten zu sein, der in der klinischen Praxis leicht erhoben werden und damit das Patientenmanagement unterstützen kann, schlussfolgern die Autoren der Studie.
Der auffallend negative Prognosewert eines hohen ECP-Niveaus ist unvorhergesehen, da ECP von Eosinophilen ausgeschieden wird, deren Vorhandensein positiv mit dem Gesamtüberleben beim Melanom korreliert. Die Studienautoren regen an, die Rolle von ECP in weiteren Studien in in vitro-Modellen und Patientenkohorten zu charakterisieren.