Hintergrund
Immunsupprimierte Patienten haben ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Nicht-Melanom-Hautkrebs, insbesondere nach einer Organtransplantation. Es gab bisher nur wenige Forschungsprojekte, in denen die Häufigkeit von nicht-melanozytärem Hautkrebs (non-melanoma skin cancer [NMSC]) bei Empfängern von Herz- und Lungentransplantationen in Australien untersucht wurde.
Zielsetzung
Ein wissenschaftliches Team um Nicholas De Rosa vom Department of Dermatology, St Vincent’s Hospital Sydney, in Australien untersuchte die Häufigkeit und die Risikofaktoren für NMSC in einer Kohorte von australischen Empfängern einer Herz- und Lungentransplantation [1].
Methodik
Die retrospektive Kohortenstudie wurde zwischen dem 21. März und dem 14. Dezember 2016 an einem australischen Zentrum durchgeführt. Das wissenschaftliche Team identifizierte eine Stichprobe von 94 aufeinander folgenden Patienten, die sich einer Herz- und/oder Lungentransplantation sowie einer ambulanten dermatologischen Untersuchung unterzogen hatten.
Die primäre Ergebnisgröße war das Auftreten eines NMSC nach der Transplantation. Zu den untersuchten Risikofaktoren gehörten das Alter zum Zeitpunkt der Transplantation, das Geschlecht, der Hautphänotyp und die UV-Strahlenexposition, außerdem aus der Anamnese die Abstoßung von Allotransplantaten, die Rauchergeschichte, das Auftreten von Hautkrebs vor der Transplantation und die Art der Transplantation.
Die Wahrscheinlichkeiten der Entwicklung eines NMSC im Allgemeinen und speziell eines Plattenepithel- und eines Basalzellkarzinoms wurden mittels Kaplan-Meier-Analyse getrennt bestimmt. Die Assoziation von Risikofaktoren mit der Entwicklung eines NMSC wurde unter Verwendung einer univariablen und multivariablen Cox-Proportional-Hazard-Regressionsanalyse untersucht.
Ergebnisse
Von den 94 Studienteilnehmern waren 58 (62%) Männer. Das mittlere Alter bei der Transplantation betrug 51,9 Jahre (Bereich 15,1-69,7 Jahre). Bei 57 (61%) der Patienten traten nach der Transplantation 801 Hauttumoren auf.
Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines NMSC betrug 5 Jahre nach der Transplantation 41% (95%-KI, 31% -53%) und 10 Jahre nach der Transplantation 67% (95%-KI, 55% -78%). Speziell für ein Basalzellkarzinom ermittelten die Forscher Wahrscheinlichkeiten von 27% (95%-KI, 18% -38%) und 53% (95%-KI, 40% -67%) und für ein Plattenepithelkarzinom von 33% (95%-KI, 24% -45%) und 62% (95%-KI, 50% -74%).
In der multivariablen Analyse zeigte sich, dass das Alter bei der Transplantation mit der Entwicklung eines NMSC assoziiert war (Hazard Ratio [HR] 1,07 / 1 Jahr; 95%-KI 1,04-1,10; P<0,001), und eine Hautkrebserkrankung vor der Transplantation mit der Entwicklung eines Basalzellkarzinoms (HR 4,56; 95%-KI 1,67-12,42; P=0,003).
Für Personen mit Fitzpatrick-Hauttyp III bis VI schien das NMSC-Risiko verringert (HR 0,42; 95%-KI 0,24-0,74; P=0,003). Das Geschlecht, die Art des transplantierten Organs, die UV-Strahlenbelastung und eine frühere Abstoßung von Allotransplantaten waren nicht mit einem erhöhten Hautkrebsrisiko verbunden.
Fazit
Australische Forscher ermittelten eine wahrscheinlich große Häufigkeit von NMSC bei Empfängern von Herz- und Lungentransplantaten und empfehlen eine routinemäßige dermatologische Überwachung in regelmäßigen Abständen für ähnliche Populationen.