Nierenzellkarzinom: überarbeitete S3-Leitlinie

Die S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms wurde aktualisiert und die Empfehlungen zur Systemtherapie überarbeitet. Es gibt unter anderem Neuerungen beim Einsatz von zielgerichteten Therapien.

Nieren

Hintergrund

Im Jahr 2016 erkrankten laut Robert Koch-Institut 14.640 Personen in Deutschland an einem Nierenzellkarzinom. Es steht mit 3,6% beim Mann an neunter Stelle aller neu diagnostizierten Krebserkrankungen in Deutschland. Bei Frauen macht das Nierenzellkarzinom 2,3% aller Neuerkrankungen aus und liegt damit an elfter Stelle der Krebsneuerkrankungen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei 68 und bei Frauen bei 72 Jahren.

Beim Mann verursacht der Nierenzellkrebs 2,6% und bei den Frauen 2,1% aller Krebssterbefälle. Die Prognose beim Nierenzellkrebs ist vergleichsweise günstig, die relative 5-Jahres-Überlebensrate ist mit 75% bei Männern und 77% bei Frauen im Vergleich zu anderen Tumorerkrankungen relativ hoch und im Zeitverlauf ansteigend.

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) die zuletzt im Jahr 2017 aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms“ überarbeitet. An der Überarbeitung waren 69 ehrenamtlich arbeitende Fachexperten von insgesamt 35 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Koordiniert wurde die Leitlinie von Prof. Dr. Susanne Krege, Direktorin der Klinik für Urologie an den Evangelischen Kliniken Essen Mitte, und Prof. Dr. Christian Doehn vom Urologikum Lübeck.

Neuerungen bei zielgerichteten Therapien

Die Behandlung des Nierenzellkarzinoms hat sich seit der Einführung zielgerichteter Therapien grundlegend geändert. „Für die Erstlinientherapie von fortgeschrittenen und metastasierten Nierenzelltumoren stehen mittlerweile Kombinationstherapien beispielsweise aus Immun-Checkpoint-Inhibitoren und Tyrosinkinase-Inhibitoren zur Verfügung“, sagte Krege. „Das Verträglichkeitsprofil spielt eine wichtige Rolle bei der Therapieauswahl. Mit Blick auf die Behandlungssituation sowie auf die Komorbiditäten und Präferenzen des Patienten muss die Therapie individuell ausgewählt werden“, so Krege weiter.

Langzeitkontrolle von möglichen Nebenwirkungen

Nach Therapieabschluss ist die Langzeitkontrolle der Patienten wichtig. „Bei dem Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren können auch noch lange nach der Therapie Nebenwirkungen auftreten, die schnellstmöglich behandelt werden sollten. Eine Langzeitkontrolle ist deshalb unumgänglich“, sagt Doehn. Immunvermittelte Nebenwirkungen können mitunter schwer oder sogar lebensbedrohlich sein und prinzipiell in allen Organsystemen auftreten. Als Folge entstehen zum Beispiel Darmentzündungen, Autoimmunerkrankungen der Leber oder Störungen der Schilddrüsenfunktion.

Die Leitlinie deckt außerdem folgende Aspekte ab:

  • Epidemiologie, Risikofaktoren und Prävention
  • Diagnostik, Prognosemarker und -scores (klinisch, molekular)
  • Therapie des nicht metastasierten Nierenzellkarzinoms
  • Organerhaltende Operation, OP-Techniken (offen-operativ, laparoskopisch, robotergestützt), Lymphadenektomie
  • Systemtherapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms
  • Lokale Metastasentherapie
  • Neoadjuvante und adjuvante Therapie
  • Palliative Lokaltherapie
  • Supportive Maßnahmen, komplementäre Therapien
  • Rehabilitation und Nachsorge
  • Psychoonkologische Aspekte
Quelle:
  1. Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO), Pressemeldung, 14.09.2020
  2. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Kurzversion 2.0, 2020, AWMF Registernummer: 043/017OL, letzter Abruf am: 18.09.2020
  3. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms, Langversion 2.0, 2020, AWMF Registernummer: 043/017OL, letzter Abruf am: 18.09.2020
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