Ovarial-Ca: neuer Biomarker für die Platinresistenz?

Forscher vermuten, das Tumor-Stroma-Verhältnis könnte prädiktiv für die Resistenz eines Ovarialkarzinoms gegen platinbasierte Chemotherapie sein.

Ovarialkarzinom

In einer kleinen prospektiven Beobachtungsstudie mit 24 Patientinnen fanden Forscher, dass sich 80% der Karzinome mit hohem Tumorstroma-Anteil chemoresistent verhielten, während 74% der Karzinome mit niedrigem Tumorstroma-Anteil auf die platinbasierte Therapie ansprachen.

Hintergrund

Die Standardbehandlung für das Ovarialkarzinom ist eine platinbasierte Chemotherapie. Bei 15% bis 30% der Patientinnen tritt eine Resistenz gegenüber einer Platinchemotherapie oder eine refraktäre Erkrankung auf und stellt ein Haupthindernis für eine wirksame Versorgung dieser Patientinnengruppe dar.
Es gibt Hinweise, welche die Hypothese stützen, dass stromatöse Bestandteile von bösartigen Tumoren das Wachstum und die Proliferation von malignen Bestandteilen invasiver Tumore stimulieren. Bei vielen Epithelkarzinomen wurde ein hoher Tumorstroma-Anteil mit einer schlechteren Prognose in Verbindung gebracht.
Bisher gibt es keine wirksamen oder validierten prädiktiven Biomarker für die Chemoresistenz von Ovarialkarzinomen.

Zielsetzung

Ein wissenschaftliches Team um Emil Lou von der University of Minnesota in Minneapolis, USA, führte eine prospektive Beobachtungsstudie durch, in die Patientinnen mit Verdacht auf Ovarialkarzinom einbezogen werden sollten. Ziel war es, tumorbasierte prädiktive Biomarker für die Platinresistenz zu identifizieren [1, 2].

Methodik

In die Studie wurden 60 Frauen eingeschlossen. Von 49 dieser Frauen mit neu diagnostizierten raumfordernden Prozessen im Becken wurden Tumorproben entnommen. Bei 29 dieser Proben wurde histopathologisch ein primäres Ovarialkarzinom nachgewiesen. Zu 24 dieser positiven Fälle standen Proben für die Beurteilung des Tumorstroma-Anteils zur Verfügung. Außerdem konnten aus den medizinischen Patientenakten Daten zum chemosensitiven beziehungsweise chemoresistiven Status ermittelt werden.
Tumorschnitte wurden mit Hämatoxylin und Eosin gefärbt sowie mit Antikörpern gegen zwei in Zelllinien von Ovarialkarzinomen differentiell exprimierte microRNAs (29b und 199a) markiert. Die Tumorstroma-Anteile wurden von zwei erfahrenen Pathologen, die gegenüber dem Chemoresistenzstatus verblindet waren, bewertet. Dabei wurde ein Stromaanteil von <50% als geringer Anteil und von >50% als hoher Anteil eingestuft.

Ergebnisse

Das Durchschnittsalter der untersuchten Patientinnen mit malignen Tumoren betrug 62 Jahre. 87,5% hatten hochgradige Epithelkarzinome. Der mittlere Cancer-Antigen 125 (CA-125)-Ausgangswert betrug 416 (Bereich 32-2782).
Bei 80% der Patientinnen mit Ovarialkarzinom und Chemoresistenz fanden sich Tumorstroma-Anteile von >50%. Bei 73,7% der Patientinnen mit chemosensitiven Tumoren ermittelten die Wissenschaftler Tumorstroma-Anteile von <50% (p-Wert: 0,047).
Die Expression von miRNA 29b oder 199a korrelierte nicht signifikant mit der Chemoresistenz.

Fazit

Die Studienautoren vermuten, dass das Tumor-Stroma-Verhältnis sich als ein nützlicher prädiktiver Biomarker für die Resistenz gegenüber einer platinbasierten Chemotherapie erweisen könnte. In größeren Datensätzen validiert wäre dies ein relativ kostengünstiges und hilfreiches Instrument, um Behandlungsstrategien und klinischen Entscheidungsfindungen bei Frauen mit Ovarialkarzinom zu unterstützen.

Autor:
Stand:
11.07.2019
Quelle:
  1. Lou et al. (2019) Tumor-Stroma Proportion as a Predictive Biomarker of Resistance to Platinum-Based Chemotherapy in Patients With Ovarian Cancer. JAMA Oncology, DOI: 10.1001/jamaoncol.2019.1943
  2. Lou et al. (2019) Tumor stroma proportion to predict platinum chemoresistance in primary ovarian carcinomas: A prospective study. Journal of Clinical Oncology, DOI: 10.1200/JCO.2019.37.15_suppl.5581
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