Ovarialkarzinom

Das Ovarialkarzinom ist eine maligne Neubildung, die alle malignen epithelialen Tumore des Ovars umfasst. Hierzu gehören primär die serös/serös-papillären, die endometrioiden und muzinösen Tumore. Ovarialkarzinome entstehen (treten) in der Regel im höheren Alter (auf). Symptome treten oft erst spät auf und umfassen insbesondere abdominelle Beschwerden.

Ovarialkarzinom anatomisch

Definition

Das Ovar ist aus verschiedenen Geweben aufgebaut: Epithel, Keimzellen, Stroma und Keimstranggewebe. Aus diesen können sich diverse benigne und maligne Tumoren entwickeln. Unter dem Begriff Ovarialkarzinom werden alle malignen Tumore des Ovars zusammengefasst. Hierzu gehören primär die serös/serös-papillären, die endometrioiden und muzinösen Tumoren. Die serösen Tumoren treten am häufigsten auf. Oft sind sie bilateral lokalisiert.

Epidemiologie

Das Ovarialkarzinom ist der zweithäufigste bösartige Tumor der weiblichen Geschlechtsorgane. Im Jahr 2017 erkrankten 7292 Frauen neu an einem Ovarialkarzinom. Das epitheliale Ovarialkarzinom tritt meist zwischen dem 60 und 70. Lebensjahr auf. Bei genetischer Prädisposition kann es auch schon im jüngeren Alter (< 30 Jahre) auftreten. Bei diesen Patientinnen zeigt sich in der Regel eine familiäre Häufung.

Etwa 1 von 72 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Eierstockkrebs. Jedes Jahr sterben in Deutschland ca. 5500 Frauen an einem Ovarialkarzinom. Das relative 5-Jahres-Überleben liegt über alle Stadien gemittelt derzeit bei 43%.

Ursachen

Bestimmte Faktoren erhöhen dasRisiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken. Hierzu zählen beispielsweise das Alter und die Adipositas. Auch Infertilität und Kinderlosigkeit begünstigen das Auftreten eines Ovarialkarzinoms. Es können auch hereditäre Risikofaktoren vorliegen. Der bekannteste und häufigste Risikofaktor ist die Mutation der BRCA1/BRCA2-Gene. Schätzungsweise werden ca. 5-10% aller Ovarialkarzinome durch diese Mutation verursacht. Liegt diese vor, beträgt das Lebenszeitrisiko, ein Ovarialkarzinom zu entwickeln, etwa 10-45%. Weitere Syndrome, die mit einem erhöhten Ovarialkarzinomrisiko assoziiert sind, sind beispielsweise das HNPCC-Syndrom (engl. hereditary non-polyposis colorectal carcinoma syndrome) und das Peutz-Jeghers-Syndrom.

Als protektive Faktoren gelten z.B. Multiparität, eine lange Stillperiode, die Einnahme von Ovulationshemmern und eine Tubenligatur.

Eine weitere mögliche Ursache für ein Ovarialkarzinom ist eine berufliche Exposition zu Asbest. Bei begründetem Verdacht kann es sich dann um eine meldepflichtige Berufskrankheit handeln.

Pathogenese

Die verschiedenen histologischen Untertypen des Ovarialkarzinoms weisen unterschiedliche Pathogenesen auf.

So weisen seröse low-grade Karzinome häufig Mutationen von b-raf (engl. rapidly accelerated fibrosarcoma, Isoform B) bzw. k-ras (engl. Kirsten rat sarcoma viral oncogene) auf. Vorläuferläsionen dieser Karzinome sind seröse Zystadenome oder Borderlinetumoren (Adenom-Karzinom-Sequenz). Hingegen liegen den prognostisch ungünstigeren high-grade serösen Ovarialkarzinomen meist Mutationen des p53-Tumorsuppressorgens zugrunde. Sie sind die häufigsten Karzinome des Ovars. Sie zeigen oft eine Assoziation zu den BRCA1/2 Mutationen.

Muzinöse Ovarialkarzinome zeigen häufig eine aktivierende k-ras-Mutation oder eine Amplifikation des Her-2/neu-Gens.

Die endometrioiden Karzinome haben meist somatische Mutation von ß-Catenin und des Tumorsuppressorgens PTEN. Seltener kann eine Aktivierung des PIK-3CA-Signalwegs pathogenetisch bedeutsam sein.

Klarzellige Ovarialkarzinome zeigen molekulargenetisch eine Inaktivierung des Tumorsuppressorgens ARIDIA-1A, eine Deletion im PTEN-Gen oder eine Aktivierung des PIK-3CA-Signalwegs.

Symptome

Das Ovarialkarzinom ist in frühen Stadien zumeist asymptomatisch. Erste Symptome treten in der Regel erst in fortgeschrittenen Stadien auf und umfassen u. a.:

abdominelle Beschwerden (z. B. Übelkeit, Völlegefühl, Veränderungen der Stuhlgewohnheiten, Aszites, abdominelle Schmerzen), zunehmender Bauchumfang,  Dyspnoe beim Vorliegen eines Pleuraergusses, eine erhöhte Miktionsfrequenz oder  eine Tumorkachexie. Auch Zyklusstörungen sowie das Auftreten von postmenopausalen Blutungen sind möglich.

Quelle:
  1. AWMF Leitlinie. S3 Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren AWMF Registernummer 032/0350L. Juni 2013.
  2. Du Bois et al (2005): für die AGO-Organkommission Ovar: Ovarialkarzinom – Versorgungsstruktur und -qualität in Deutschland 2001–2004. Der Frauenarzt; 46: 60–567.
  3. Meindl et al (2011): Familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom. Neue Gene, neue Therapien, neue Konzepte. Dtsch Arztebl Int; 108:323-30; DOI:10.3238/arztebl.2011.0323
  4. Leitlinienprogramm Onkologie. S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren, Version 5.0. AWMF-Registernummer: 032/035OL. September 2021. [zuletzt aufgerufen am 30. Dezember 2021]
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige

Orphan Disease Finder

Orphan Disease Finder

Hier können Sie seltene Erkrankungen nach Symptomen suchen:

 

Seltene Krankheiten von A-Z
Schwerpunkt Seltene Erkrankungen