
In der Bevölkerung besteht häufig die Ansicht, dass die langjährige Einnahme der Antibaby-Pille eher mit einem höheren Krebsrisiko verbunden ist. Das mag unter bestimmten Umständen für das Mammakarzinom zutreffen, beim Ovarialkarzinom schützt die Pillen-Anwendung aber eher − genauer gesagt die Anwendung von modernen Kontrazeptiva, die eine Kombination aus Östrogenen und Gestagenen enthalten.
Daten von fast 2 Millionen Frauen
Das ist das Hauptergebnis einer großen epidemiologischen Studie aus Schottland und Dänemark unter der Leitung von Dr. Lisa Iversen aus Aberdeen (Großbritannien), [1]. Sie analysierte mit ihren Kollegen statistische Daten aus Dänemark, wie die der Danish Sex Register Study oder des Danish Cancer Registers. Es flossen die Daten von 1.879.227 dänischen Frauen im Alter von 15–49 Jahren ein. Ausgeschlossen waren Frauen, die nach 1995 nach Dänemark eingewandert waren, Krebspatientinnen, sowie solche, die in der Anamnese eine venöse Thrombose oder eine Behandlung wegen Infertilität hatten.
Die Frauen im gebärfähigen Alter wurden eingeteilt in Nichtanwenderinnen (keine Verwendung von Kontrazeptiva), aktuelle Anwenderinnen (≤1Jahr nach Abbruch) und frühere Anwenderinnen (>1 Jahr nach Abbruch).
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studie waren wie folgt:
- Im Verlauf von 21,4 Millionen Personenjahren Nachbeobachtung entwickelten 1.249 Frauen Ovarialkrebs.
- Das Risiko für Ovarialkrebs war signifikant geringer für Anwenderinnen allgemein (relatives Risiko [RR]:0,66; 95%-KI:0,58–0,76)
a) aktuelle Anwenderinnen (RR: 0,58; 95%-KI:0,49–0,68).
b) frühere Anwenderinnen (RR:0,77; 95%-KI:0,66–0,91).
- Die absolute Reduktionsrate betrug 3,2 pro 100.000 Personenjahre.
- Das Risiko für Ovarialkrebs bei aktuellen Anwenderinnen sank mit zunehmender Anwendungsdauer: RR≤1Jahr: 0,82; RR>1–5 Jahre0,62; RR>5–10 Jahre 0,57; RR>10 Jahre 0,26 [pTendenz<0,001]).
- Die schützende Wirkung hormoneller Kontrazeptiva reduzierte sich umso mehr, je länger die letzte Anwendung zurücklag (pTendenz=0,03).
- Hinsichtlich des Tumortyps oder des Progesteron-Gehalts der Präparate ergaben sich in der Studie keine wesentlichen Unterscheide zwischen den verschiedenen Studiengruppen.
- Die hormonelle Kontrazeption beugte zu 21% Ovarialkrebs vor.
Ergebnisse gelten nicht bei reinen Progesteron-Präparaten
Die Wissenschaftler betonen, dass ihre Aussagen sich ausschließlich auf Kontrazeptiva beziehen, die eine Kombination aus Östrogen und Progesteron oder anderen Kombinationen von Sexualhormonen enthalten. Ihre Aussagen treffen nicht auf reine Progesteron-Kontrazeptiva zu.
Keine Aussage zur Hormonersatztherapie
Ebenso macht die Studie keine Aussagen zum Risiko von Ovarialkarzinomen unter einer Hormonersatztherapie mit Östrogenen und Gestagenen. Es handelte sich in der Studie ausschließlich um die hormonelle Kontrazeption bei Frauen im gebärfähigen Alter.