
Hintergrund
Acht von zehn Todesfällen durch Lungenkrebs werden auf das Rauchen zurückgeführt. Ex-Raucher haben einen Überlebensvorteil gegenüber Rauchern, selbst wenn der Rauchstopp erst in den zwei Jahren vor der Lungenkrebsdiagnose erfolgt ist. Das gilt besonders für starke Raucher mit kumulativ mehr als 30 Packungsjahren Tabakkonsum. Ein Packungsjahr entspricht 20 gerauchten Zigaretten pro Tag über ein Jahr.
Mehr als 35.000 Patienten mit Lungenkrebs untersucht
Basis der gepoolten Analyse waren individuelle Daten von 35.481 Lungenkrebspatienten aus Nordamerika, Europa und Asien, die an 17 Studien der ILCCO teilgenommen hatten. 47,5% der Patienten rauchten zum Diagnosezeitpunkt, 30% waren Ex-Raucher und 22,5% hatten noch nie geraucht. Geprüft wurde der Effekt auf das Überleben in Abhängigkeit des Zeitpunks des Rauchstopps vor Diagnose, wie Dr. Aline Fusco Fares vom Princess Margaret Hospital in Toronto (Kanada) im Vorfeld des virtuellen Jahreskongresses der Amerikanischen Krebsgesellschaft ASCO erläuterte. Die Wissenschaftler verglichen Patienten, die vor weniger als zwei Jahren vor der Lungenkrebsdiagnose mit dem Rauchen aufgehört hatten, diejenigen, bei denen der Rauchstopp zwei bis fünf Jahre zurücklag, und diejenigen, die bereits vor mehr als fünf Jahren vor Krebsdiagnose den Rauchstopp geschafft hatten, mit denen, die bei Diagnose immer noch rauchten.
Rauchstopp reduziert Mortalität
Wer bereits fünf Jahre vor der Krebsdiagnose mit dem Rauchen aufgehört hatte, reduzierte sein Sterberisiko gegenüber Rauchern bei Diagnose um 20% (Hazard Ratio [HR] 0,8, 95% Konfidenzintervall [KI] 0,76–0,84; p < 0,001). Bei Rauchstopp zwei bis fünf Jahre vor Diagnose lag die Reduktion des Mortalitätsrisikos noch bei 16% (HR 0,84; 95% KI 0,77–0,9; p<0,001). Wer vor weniger als zwei Jahren vor Krebsdiagnose mit dem Rauchen aufgehört hatte, hatte damit sein Mortalitätsrisiko immerhin noch um 12% reduziert (HR 0,88; 95% KI 0,82–0,94; p<0,001).
Starke Raucher profitieren besonders vom Rauchstopp
Noch ausgeprägter war der Vorteil des späten Rauchstopps bei starken Rauchern mit mehr als 30 Packungsjahren. Hier verbesserte sich das Gesamtüberleben adjustiert um andere Faktoren wie Alter und Krebsstadium bei einem Rauchstopp weniger als zwei Jahre vor der Lungenkrebsdiagnose um 14% (HR 0,86; 95% KI 0,8–0,93; p<0,001), lagen zwischen Rauchstopp und Lungenkrebsdiagnose zwei bis fünf Jahre um 17% (HR 0,83; 95% KI 0,76–0,9; p<0,001) und bei Rauchstopp mehr als fünf Jahre vor Lungenkrebsdiagnose bei 22% (HR 0,78; 95% KI 0,74–0,83; p<0,001).
Auch Lungenkrebs-spezifische Mortalität reduziert
Die Analyse der Patienten, für die Angaben zur Todesursache vorlagen, ergab, dass auch das Lungenkrebs-spezifische Überleben umso besser war, je länger der Rauchstopp zurücklag. Hier fand sich bei Patienten, die weniger als zwei Jahre oder zwei bis fünf Jahre vor der Lungenkrebsdiagnose mit dem Rauchen aufgehört hatten, allerdings nur ein numerischer, kein statistisch signifikanter Vorteil.
Ein signifikanter Überlebensvorteil von 15% bezogen auf das Versterben an Lungenkrebs zeigte sich laut Dr. Fares für die Raucher, die den Rauchstopp mehr als fünf Jahre vor Lungenkrebsdiagnose geschafft hatten.
Lungenkrebsscreening: Ein günstiger Zeitpunkt für die Beratung
Rauchern kann zu jedem Zeitpunkt geraten werden, mit dem Rauchen aufzuhören, auch nach mehr als 30 Packungsjahren, betonte Dr. Fares. Auch wenn ein früherer Rauchstopp bezogen auf das Überleben bei Lungenkrebs günstiger ist, gilt doch: „Es ist nie zu spät“. Wo bei Rauchern bereits ein Lungenkrebsscreening erfolgt, könnte dies ein guter Moment sein, die Patienten entsprechend auf die Vorteile des Rauchstopps hinzuweisen und sie zu einem Rauchstopp zu beraten. Die Wissenschaftler planen, mit lokalen Lungenkrebs-Früherkennungsprogrammen zusammen zu arbeiten, um die Ergebnisse ihrer Analyse in einem Pilotprogramm in die Beratung zu integrieren.