S3-Leitlinie Ösophaguskarzinom aktualisiert

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten neue Empfehlungen zur kurativen und palliativen Therapie von Plattenepithel- und Adenokarzinomen des Ösophagus formuliert.

Leitlinie

Ösophaguskarzinom

Beim Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) werden zwei verschiedene Gewebetypen, das Adenokarzinom und das Plattenepithelkarzinom unterschieden. Das Plattenepithelkarzinom tritt in der Speiseröhre meist in Höhe des Hals- und Brustbereichs auf. Adenokarzinome entstehen in der Regel im unteren Speiseröhrenabschnitt, der in den Magen mündet. Der Tumor verursacht im frühen Stadium kaum Beschwerden, deshalb wird er meist erst in einem fortgeschritteneren Stadium diagnostiziert.

Im Jahr 2020 sollen nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in Deutschland 6.100 Männer und 1.800 Frauen neu an Speiseröhrenkrebs erkrankt sein. Dies entspricht einem Anteil an allen bösartigen Neubildungen von 3,5% bei Männern und von 1,2% bei Frauen. Die Tendenz ist steigend. Das mittlere Erkrankungsalter bei Frauen beträgt 71 Jahre, bei Männern 67 Jahre. Das Ösophaguskarzinom zählt zu den Tumorarten mit einer sehr schlechten Prognose. Die relative 5-Jahres Überlebensrate liegt bei 22-24%.

Leitlinie Ösophaguskarzinom

In der S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus“ wird das gesamte Spektrum der Prävention, Diagnostik und Therapie des Ösophaguskarzinoms behandelt. Ziel ist es, für Betroffene mit Speiseröhrenkrebs eine angemessene und evidenzbasierte Gesundheitsversorgung sicherzustellen.

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V. die Leitlinie aktualisiert und neue Statements und Empfehlungen in Kapitel 6 (Primärdiagnostik und Staging inklusive Pathologie), Kapitel 8 (Kurativ intendierte Therapie) und Kapitel 9 (Palliativtherapie) formuliert.

An der Aktualisierung waren insgesamt 40 ehrenamtlich arbeitende Fachexperten aus 25 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Die Arbeitsgruppe wurde von Prof. Dr. med. Rainer Porschen vom Kreiskrankenhaus Osterholz und Prof. Dr. med. Matthias Ebert von der Universitätsmedizin Mannheim koordiniert.

Die Empfehlungen der Leitlinie richten sich an Ärzte für Innere Medizin, Gastroenterologie, Hämatologie und Onkologie, Chirurgie, Radiologie, Strahlentherapie, Pathologie, Nuklearmedizin und Palliativmedizin. Außerdem soll sie Ärzten der Allgemeinmedizin, onkologisch tätigen Fachkräften und Berufsgruppen, die an der Versorgung von Patienten mit Ösophaguskarzinom beteiligt sind, Organisationen der Patientenberatung, Selbsthilfegruppen sowie Entscheidungs- und Kostenträgern im Gesundheitswesen zur Information dienen.

Neuerungen kurative Therapie

Kleinere, auf die Schleimhaut begrenzte Tumoren, werden in der Regel endoskopisch entfernt. Sind die Tumoren bereits tiefer eingewachsen, kann in bestimmten Fällen eine Operation als kurative Therapie infrage kommen. In einer Ösophagektomie wird dabei die gesamte Speiseröhre entfernt. Die Ösophagektomie und die Rekonstruktion des Ösophagus sind komplexe Eingriffe und können entweder minimalinvasiv oder in Kombination mit offenen Verfahren durchgeführt werden.

„Neue Daten zeigen, dass hierbei die minimalinvasive oder Hybridtechnik gegenüber dem offenen Verfahren Vorteile hat. Patientinnen und Patienten haben beispielsweise weniger postoperative Komplikationen, eine verbesserte Lebensqualität und zudem eine verbesserte Prognose“, so Porschen.

Neuerungen palliative Therapie - Stenteinsatz

Ist die Krebserkrankung fortgeschritten und der Tumor nicht mehr operativ zu entfernen, leiden Betroffene häufig an Schluckstörungen und verlieren stark an Gewicht. In diesen Fällen wird oftmals endoskopisch ein selbstexpandierender Metall-Stent gesetzt, der die Speiseröhre offenhält. „Heute wissen wir jedoch, dass ein Stenteinsatz beim Ösophaguskarzinom nicht immer sinnvoll ist“, sagte Porschen.

Krebsbetroffene, bei denen eine präoperative Radiochemotherapie mit anschließender Operation geplant ist, profitieren beispielsweise nicht von einer Stentimplantation. „Neue Studien zeigen, dass bei dieser Gruppe von Patientinnen und Patienten Komplikationen auftreten können, und die 3-Jahres-Überlebensrate schlechter ausfiel, wenn sie einen Stent erhielten. Der Einsatz sollte demnach gut abgewogen werden“, so Porschen.

Quelle:
  1. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Pressemeldung, 09.11.2021
  2. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus, Kurzversion 3.0, 2021, AWMF-Registernummer: 021-023OL, (abgerufen am: 26.11.2021)
  3. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome des Ösophagus, Langversion 3.0, 2021, AWMF-Registernummer: 021-023OL, (abgerufen am: 26.11.2021)
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