
Hintergrund
Patientinnen mit einem Endometriumkarzinom (EK) und Lymphknotenmetastasen haben eine schlechte Prognose und benötigen eine adjuvante Therapie. Die Diagnose der Lymphknotenmetastasen erfolgt zumeist mittels Lymphadenektomie. Zwei randomisierte Studien zeigten, dass eine Lymphadenektomie unabhängig von der adjuvanten Therapie nicht das Überleben der Patientinnen verbessert.
Eine weniger invasive Strategie zur Diagnose von Lymphknotenmetastasen stellt die Sentinelbiopsie (sentinel lymph node biopsy [SLNB]) dar. Theoretisch sollte man vergleichbare diagnostische Ergebnisse erhalten wie mit einer Lymphadenektomie, jedoch ohne erhöhte Risiken wie intraoperative Verletzungen, chronische Lymphödeme und andere mit der Methode assoziierte Komplikationen. Bislang findet die Methode der SLNB nur beim niedriggradigen EK Akzeptanz. Die Erfolge beim hochgradigen EK sind bislang noch unklar.
Zielsetzung
Diese Studie vergleicht die diagnostische Genauigkeit der SLNB mit der Lymphadenektomie bei Frauen mit mittel- bis hochgradigem Endometriumkarzinomen.
Methodik
Die SENTOR-Studie (Sentinel Lymph Node Biopsy vs Lymphadenectomy for Intermediate- and High-Grade Endometrial Cancer Staging) wurde prospektiv an drei Krebszentren in Toronto und Ontario, Kanada durchgeführt. Diese Zentren sind auf die Behandlung von Frauen mit mittel- bis hochgradigen EK in Kanada spezialisiert.
Es erfolgte ein konsekutiver Einschluss von Frauen mit mittel- bis hochgradigen EK, die für eine Laparoskopie oder roboter-gestützte Hysterektomie mit einer vollständigen Befundung vorgesehen sind. Alle Patientinnen unterzogen sich zunächst einer SLNB gefolgt von einer leitlinien-gerechten Lymphadenektomie. Bei Patientinnen mit einem endometrioidem EK Grad 2 wurde eine alleinige Beckenlymphadenektomie (PLND) durchgeführt und Patientinnen mit hochgradigen EK erhielten eine PLND und zusätzlich eine para-aortale Lymphadenektomie.
Der primäre Endpunkt war die Sensitivität des Standard-Algorithmus der SLNB zur Erkennung von Metastasen. Die Sensitivität war definiert als der Anteil von Patientinnen die Metastasen in ihren Lymphknoten hatten und die durch den SLNB Algorithmus als solche identifiziert wurden.
Ergebnisse
Patientencharakteristika
Insgesamt konnten 156 Patientinnen mit einem medianen Alter von 65,5 Jahren (Altersspanne: 40-86 Jahre) eingeschlossen werden. Der mediane BMI lag bei 27,5. 126 Patientinnen (81%) hatten ein hochgradiges EK.
Klinische Ergebnisse
Die Erkennungsrate der Wächterlymphknoten mittels SLNB lag bei 97,4% (95%-Konfidenzintervall (KI): 93,6%-99,3%), 87,5% pro Hemipelvis und 77,6% bilateral.
27 Patientinnen (17%) hatten bei der Durchführung der SLNB bereits Lymphknotenmetastasen. Von diesen konnten bei 26 Patientinnen mittels des SLNB-Algorithmus erfolgreich die Lymphknotenmetastasen detektiert werden. Dies entspricht einer Sensitivität von 96,3% (95%-KI: 81%-99,9%) und einer falsch-negativen Rate von 3,7% (95%-KI: 0,1%-19,0%). Der negative prädiktive Wert liegt somit bei 99,2% (95%-KI: 95,8%-99,9%).
Lediglich bei einer Patientin war die Diagnosestellung mittels SLNB nicht korrekt. Bei weiteren sieben Patientinnen (26%) befanden sich die Lymphknotenmetastasen außerhalb des Bereichs der Lymphadenektomie. Für die Diagnose waren zusätzliche immunhistochemische Färbungen erforderlich.
Fazit
Die diagnostische Genauigkeit der SLNB beim hochgradigen Endometriumkarzinom mit erhöhtem Risiko für Lymphknotenmetastasen im Vergleich zur Lymphadenektomie ist akzeptabel. Sie stellt somit eine brauchbare Alternative dar, sollte aber zunächst nur in erfahrenen Krebszentren durchgeführt werden. Bei weniger erfahrenen Chirurgen ist die diagnostische Genauigkeit der SLNB möglicherweise geringer.