
Hintergrund
Fieberkrämpfe treten bei Kindern bis zum 5. Lebensjahr mit einer Prävalenz von 2%-5% auf. Studien deuten darauf hin, dass Fieberkrämpfe, analog zu epileptischen Anfällen, die Gehirnentwicklung negativ beeinflussen. So haben diverse Studien bereits die Auswirkungen von Fieberkrämpfen auf Kognition und Verhalten bei Kindern untersucht.
Kinder mit rezidivierenden Fieberkrämpfen scheinen ein erhöhtes Risiko für eine verzögerte Sprachentwicklung aufzuweisen. In einer anderen Studie schnitten Kinder mit einem stattgehabten Fieberkrampf schlechter in non-verbalen Intelligenztests ab als Kinder ohne ein solches Ereignis in der Anamnese. In der Gruppe von Kindern mit Fieberkrämpfen schien auch die Schwere einen Einfluss zu haben. Kinder mit prolongierten fiebergebundenen Anfällen hatten schlechtere Resultate als Kinder mit einfachen Fieberkrämpfen.
Weiterhin scheinen Fieberkrämpfe auch mit einer Epilepsie im Kindesalter sowie dem Auftreten von ADHS assoziiert zu sein. Das ADHS-Risiko ist um 20%-35% höher bei Kindern mit Fieberkrämpfen im Vergleich zu Kindern ohne Fieberkrämpfe. In einigen Studien konnten allerdings auch keine nachteiligen Effekte bei Kindern mit Fieberkrämpfen nachgewiesen werden.
Zielsetzung
Ein Team um Gill Nilsson von der Universität im schwedischen Göteborg untersuchte die Prävalenz von Problemen in der Entwicklung des Nervensystems bei Kindern vom Vorschul- bis zum Schulalter, bei denen Fieberkrämpfe aufgetreten waren [1].
Methodik
In der Studie wurden Daten aus einer Kohorte von Kindern analysiert, die in der Vergangenheit Fieberkrämpfe hatten. Dabei erfüllten 25 von 73 vorgestellten Kindern die diagnostischen Kriterien für eine Störung in der Entwicklung des Nervensystems bzw. zeigten starke Anzeichen solcher Störungen im Alter zwischen vier und fünf Jahren.
Die Eltern von 54 dieser 73 Kinder nahmen an einem Interview basierend auf dem Fragebogen A-TAC (Autism-Tics, ADHD and other comorbidities) teil. In diesem Fragebogen werden beispielsweise Lernfähigkeit, sprachliche und soziale Kompetenz abgefragt. Die Befragung erfolgte, als die Kinder zwischen neun und zehn Jahre alt waren und stellt damit ein Follow-up dar.
Ergebnisse
Rund ein Viertel der Kinder zeigte Auffälligkeiten, bezogen auf die Ergebnisse des A-TAC-Frageborgens. Schauten die Forscher auf alle Kinder, die sowohl bei der ersten als auch bei der zweiten Untersuchung mit dabei waren, so kam es bei 41% (30/73) der Kinder mit Fieberkrämpfen im Alter von neun bis zehn Jahren zu Entwicklungsproblemen. Bei einem Drittel der Kinder waren Auffälligkeiten im Alter von vier bis fünf Jahren aufgetreten, sie waren in der zweiten Untersuchung aber unauffällig.
Fazit
Im Ergebnis zeigten sich bei 41% der Kinder mit Fieberkrämpfen auch im Alter von neun bis zehn Jahren weiterhin Auffälligkeiten in der neuropsychologischen Entwicklung. Die Studie weist jedoch einige Limitationen auf. Es gab beispielsweise keine direkte Vergleichsgruppe und die zweite Befragung war nicht vollständig. Weitere Follow-ups sind laut den Autoren notwendig.
Insgesamt bestätigen die Ergebnisse Trends anderer Studien, wonach es nach Fieberkrämpfen vermehrt zu Störungen in der neuropsychologischen Entwicklung kommen kann. Die Autoren raten daher, die mögliche Assoziation zwischen Fieberkrämpfen und Entwicklungsstörungen stets zu berücksichtigen, um Probleme früh zu erkennen und gezielt angehen zu können.