Keine Hinweise auf Zusammenhang von COVID-19 und Kawasaki-Syndrom

Mediziner aus unterschiedlichen Ländern berichten derzeit von Symptomen bei Kindern, die dem seltenen Kawasaki-Syndrom ähneln. Experten zufolge sei aber seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie kein Anstieg dieser Erkrankung erkennbar.

Kawasaki Syndrom

Hintergrund

Eine Infektion mit dem Virus SARS-CoV-2 birgt nicht nur für Erwachsene eine potenzielle Gesundheitsgefahr. Auch Kinder und Jugendliche können an COVID-19 erkranken. Die meisten Fälle verlaufen jedoch mild und unspezifisch. In letzter Zeit mehren sich aber Anzeichen, dass das Coronavirus bei Kindern möglicherweise mit einer seltenen Gefäßerkrankung assoziiert sein könnte: dem Kawasaki-Syndrom.

Meldungen von Gefäßentzündungen

Seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie wurden bei Kindern vereinzelt auffällige vaskuläre Veränderungen beobachtet. Entsprechende Meldungen gab es zunächst aus Europa. So berichteten Italien, Spanien, Großbritannien, Deutschland und die Schweiz von ungewöhnlichen Symptomen bei Kleinkindern, die positiv auf COVID-19 getestet wurden bzw. Antikörper gegen SARS-CoV-2 aufwiesen. Auffallend waren vor allem Vaskulitiden, gastrointestinale Beschwerden, Fieber und Exantheme sowie laborspezifische Entzündungsbefunde wie Neutrophilie, Lymphopenie und erhöhte CRP-Werte, die an das seltene Kawasaki-Syndrom erinnern. Aktuell berichten auch die USA über ähnliche Fälle bei Kindern.

Kawasaki-Syndrom

Das Kawasaki-Syndrom oder mukokutane Lymphknotensyndrom (MCLS) ist eine sehr seltene systemische Erkrankung, die mit einer nekrotisierenden Vaskulitis der kleinen und mittelgroßen Arterien einhergeht. Die Ursache ist nicht abschließend geklärt, eine infektiöse Genese – etwa durch Rhino- oder Coronaviren – gilt jedoch als wahrscheinlich. MCLS betrifft vornehmlich Kleinkinder unter fünf Jahren. Der Krankheitsverlauf ist in der Regel dreiphasig. Zunächst steigt die Temperatur der Patienten abrupt an, oft mit Fieberspitzen bis zu 40°C. Während der Fieber-Periode entwickeln sich die typischen Symptome wie Erytheme, Exantheme und Ödeme, Konjunktivitis (bilateral), Irritationen von Zunge, Mundschleimhaut und Lippen sowie eine zervikale, meist unilaterale Lymphadenopathie. Nach fünf bis zehn Tagen folgt eine zwei- bis vierwöchige subakute Phase, die üblicherweise durch Schuppungen von Hand- und Fußinnenflächen gekennzeichnet ist. Die letzte Stufe ist die Rekonvaleszenzphase, die über Monate andauern und von allgemeiner Leistungsschwäche begleitet sein kann.

Komplikationen

Das Kawasaki-Syndrom ist aufgrund seiner Komplikationen gefürchtet. Dazu gehören insbesondere kardiale Veränderungen wie Entzündungen der Koronararterien (inkl. Aneurysmenbildung), Myokarditis, Perikarditis, Herzinfarkt und Arrhythmien.

Zwei unterschiedliche Erkrankungen

Erfahrene Ärzte gehen anhand der publizierten Fallberichte davon aus, dass es sich bei den neu aufgetretenen Symptomen und dem Kawasaki-Syndrom um zwei unterschiedliche Krankheiten handelt. Zudem gibt es bis jetzt keinen abschließenden Beweis, dass überhaupt ein Zusammenhang mit COVID-19 besteht. Ferner wird das Erkrankungsrisiko bei Kindern als sehr gering eingeschätzt. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), warnt aufgrund der niedrigen Fallzahlen davor, in Panik zu verfallen. Dennoch sollten Mediziner wachsam sein und auf entsprechende Symptome achten. Dazu haben ebenso die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Gesellschaft für Intensivpflege von Minderjährigen (PICS) aufgerufen.

Autor:
Stand:
13.05.2020
Quelle:
  1. Royal College of Paediatrics and Child Health (RCPCH), Pressemitteilung: Leading paediatricians publish case definition for illness affecting children during COVID-19, 01. Mai 2020.
  2. Paediatric Intensive Care Society (PICS), Stellungnahme: Increased number of reported cases of novel presentation of multi-system inflammatory disease, 27. April 2020.
  3. El Pais, Artikel: Pediatras europeos alertan de la posible relación del coronavirus con síntomas graves pero infrecuentes en niños, 28. April 2020.
  4. The New York Times: Artikel: A New Coronavirus Threat to Children, 08. Mai 2020.
  5. Turnie, J. L. et al. (2015): Concurrent Respiratory Viruses and Kawasaki Disease, Pediatrics, DOI: 10.1542/peds.2015-0950.
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige