
Bei Kindern mit schlafbezogenen Atmungsstörungen (SBAS) soll nach Empfehlung der American Academy of Pediatrics durch Polysomnografie die Schwere der SBAS ermittelt werden oder eine fachliche Einschätzung erfolgen. Bei moderater bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe (OSA) wird eine umgehende Adenotonsillektomie empfohlen.
Die Polysomnografie ist in vielen Ländern jedoch nur limitiert verfügbar und wird selten zur Einschätzung der Notwendigkeit einer Adenotonsillektomie eingesetzt. Zudem ist die Adenotonsillektomie ein komplizierter invasiver Eingriff und mit möglichen postoperativen Komplikationen, Schmerzen, hohen Kosten, sowie einem gewissen Mortalitätsrisiko verbunden .
Aufgrund der großen Anzahl an Kindern mit SBAS ohne OSAS (obstruktives Schlafapnoesyndrom) mit Unklarheit darüber, ob eine Tonsillektomie in ihrem Fall nützlich wäre, sind Alternativen zu einer operativen Behandlung wünschenswert. Bisher konnte in kleineren klinischen Studien nachgewiesen werden, dass die Therapie mit intranasalen Glukokortikoiden bei Kindern mit der Diagnose einer OSAS einen Vorteil gegenüber der Therapie mit NaCl 0,9% zeigt.
Prospektive Studie mit 276 Kindern
Ein interdisziplinäres Team um Dr. Kirsten P. Perrett vom Royal Children’s Hospital in Melbourne, Australien, untersuchte zu diesem Thema in einer prospektiven Studie, ob der Effekt einer sechswöchigen intranasalen Behandlung der SBAS mit Mometasonfuroat einen besseren Erfolg erziele als die Behandlung mit einer 0,9%-igen Kochsalzlösung.
Die prospektive klinische Studie basiert auf Daten des Royal Children’s Hospital und Monash Children’s Hospital in Melbournevon Juni 2018 bis Februar 2020. Inkludiert wurden 276 Kinder im Alter von drei bis zwölf Jahren, die aufgrund deutlicher Symptomen einer SBAS zu einem Facharzt überwiesen wurden. Die Teilnehmer wurden entweder mit Mometasonfuroat oder 0,9%-iger Kochsalzlösung behandelt. Zu Beginn, sowie beim zweiten Besuch wurde eine chirurgische Einschätzung bezüglich der Empfehlung zu einer Adenotonsillektomie abgegeben
Mometason kein signifikant besseres Outcome
Nach sechs Wochen zeigten 56 von 127 Teilnehmern (44%) in der Mometason-Gruppe und 50 von 123 Teilnehmern (41%) in der Kochsalz-Gruppe eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome. Anders als bisher angenommen, gab es jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Die Ergebnisse stimmen mit einer Cochrane Metaanalyse von 2020 überein, welche zu dem Ergebnis kam, dass nicht genügend Evidenz für eine klare Aussage zur Überlegenheit intranasaler Glukokortikoide gegenüber einer Placebo-Medikation vorliege.
Den potenziell therapeutischen Effekt der Kochsalzlösung führen die Autoren darauf zurück, dass die Nasengänge, ähnlich dem Effekt bei der Behandlung der allergischen Rhinitis, durch die Kochsalzlösung gereinigt werden.
Neue Erstlinientherapie?
Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung, dass eine intranasale Behandlung mit 0,9%-iger Kochsalzlösung als Erstlinientherapie über sechs Wochen, die Symptome einer SBAS bei einem Teil der Betroffenen verbessern könnte und eine Adenotonsillektomie ggf. nicht mehr erforderlich wäre.
Die Behandlung sei weniger invasiv, kostengünstiger, leicht verfügbar und würde die Lebensqualität der Kinder mit SBAS erheblich verbessern.