Schützen antioxidative Vitamine vor Lungenkrebs?

Die Aufnahme von antioxidativen Vitaminen, insbesondere Retinol, hat einen kausalen Zusammenhang mit dem Auftreten von Lungenkrebs im Allgemeinen und die präventive Gabe von antioxidativen Vitamine zur Senkung des Lungenkrebsrisikos sollte überdacht werden.

Antioxidantien

Hintergrund

Lungenkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen und nach wie vor die Hauptursache für krebsbedingte Todesfälle. Lebensstil und Umweltfaktoren können das Risiko von Lungenkrebs erheblich beeinflussen. Zu den traditionellen Risikofaktoren gehören neben dem Rauchen, der Body-Mass-Index (BMI), Asbest und Luftverschmutzungen. Bekannt ist, dass Mutationen des viralen Onkogens KRAS (Kirsten Rat Sarcoma), des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors (Epidermal Growth Factor Receptor [EGFR]), des vaskulären endothelialen Wachstumsfaktors (Vascular Endothelial Growth Factor [VEGF]) und p53 eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Lungenkrebs spielen.

Jüngere Studien haben nun gezeigt, dass antioxidative Vitamine oder Mineralien mit dem Risiko von Krebserkrankungen wie Lungenkrebs in Verbindung gebracht werden. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und dem Tumorwachstum von Lungenkarzinomen ist oxidativer Stress. Beobachtungsstudien haben gezeigt, dass eine erhöhte Zufuhr von Antioxidantien mit der Nahrung das Lungenkrebsrisiko verringern kann. Die Ergebnisse sind jedoch umstritten.

Zielsetzung

In dieser Studie wird eine randomisierte Mendelsche Analyse (MR) mit zwei Stichproben durchgeführt, um den kausalen Zusammenhang zwischen antioxidativen Vitaminen und Lungenkrebs zu klären.

Methodik

Die randomisierte MA mit zwei Stichproben wird auf der Grundlage einer groß angelegten genomweiten Assoziationsstudie (Genome Wide Association Study, GWAS) der britischen Biobank für anerkannte antioxidative Vitamine (Vitamin A, Karotin, Vitamin C und Vitamin E), und die Krebsentitäten Lungenkrebs, Plattenepithelkarzinom und Lungenadenokarzinom durchgeführt. Es wurden Einzel-Nukleotid-Polymorphismen (Single Nucleotide Polymorphism, SNPs), die mit Antioxidantien assoziiert sind, extrahiert. Mit den gesammelten Daten für Lungenkrebs vom International Lung Cancer Consortium (ILCCO), darunter 11.348 Fälle und 15.861 Kontrollen, wurde die Methode der inversen Varianzgewichtung als primäre randomisierte MA angewendet und eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt, um die Ergebnisse zu überprüfen.

Ergebnisse

Aus der Nahrung gewonnene Antioxidantien

Insgesamt konnten 48 SNPs extrahiert werden, die mit ernährungsbedingten Antioxidantien assoziiert sind. Jedoch konnten keine SNPs gefunden werden, die mit Störfaktoren für Lungenkrebs wie etwa Tabakrauchen, Body-Mass-Index oder Lungenkrebs in der Familienanamnese in Verbindung standen.

Kausale Auswirkungen der Aufnahme von antioxidativen Vitaminen

Ein kausaler Zusammenhang zwischen einem erhöhten Risiko an Lungenkrebs im Allgemeinen zu erkranken, konnte nur für Retinol (Odds Ratio [OR]: 1,844; 95%-Konfidenzintervall (KI): 1,359 bis 2,502, p=0,00009) nachgewiesen werden, jedoch nicht für die Vitamine C und E.

Weitere positive Assoziationen für Retinol zeigten sich für das Plattenepithelkarzinom (OR: 2,162; 95%-KI: 1,117 bis 4,183, p=0,022) und das Lungenadenokarzinom (OR: 1,706; 95%-KI: 1,084 bis 2,685, p=0,021). Darüber hinaus korrelierte auch Karotin mit dem Risiko an Lungenadenokarzinomen zu erkranken (OR: 1,510; 95%-KI: 1,002 bis 2,276, p=0,049).

Metaanalysen über Assoziationen von antioxidativen Vitaminen und Lungenkrebsrisiko

Insgesamt wurden acht Metaanalysen berücksichtigt, von den je vier die Analyse von Vitamin A, C und E berücksichtigen und eine Analyse Karotin. Es konnten keine konsistenten Ergebnisse über alle Metaanalysen hinweg gefunden werden. Für Vitamin A zeigte eine Metaanalyse, dass es die Häufigkeit von Lungenkrebs verringern kann, während für Vitamin C drei Metaanalysen zeigten, dass diese ebenfalls die Häufigkeit von Lungenkrebs verringern können. Für Karotin und Vitamin E zeigte nur eine Analyse, dass sie die Häufigkeit von Lungenkrebs verringern können.

Fazit

Die Studie zeigt zusammenfassend, dass die erhöhte Aufnahme von Retinol über die Nahrung das Lungenkrebsrisiko erhöhen kann und kausale Auswirkungen auf das Plattenepithelzellkarzinom und das Lungenkarzinom haben können. Eine erhöhte Zufuhr von Karotin mit der Nahrung erhöhte ebenfalls das Risiko von Lungenadenokarzinomen.

Somit zeigt diese Studie keinen protektiven Effekt von antioxidativen Vitaminen in der Nahrung auf das Risiko von Lungenkrebs, wie dies bereits die berücksichtigten Metaanalysen gezeigt haben.
Die Verabreichung von antioxidativen Vitaminen für die Prävention von Lungenkrebs ist somit möglicherweise nicht notwendig, was Auswirkungen auf die öffentliche Ernährung und Gesundheit hat. Weitere groß angelegte randomisierte Mendelsche Analysen sind jedoch notwendig, um insbesondere den Zusammenhang zwischen spezifischen Vitamintypen und weiteren Lungenkrebs-Subtypen aufzuklären.

Autor:
Stand:
03.11.2022
Quelle:

Zhao H. et al. (2002): Causal associations between dietary antioxidant vitamin intake and lung cancer: A Mendelian randomization study. Frontiers in Nutrition. DOI: https://doi.org/10.3389/fnut.2022.965911

 

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