Aktualisierte S3-Leitlinie zum Lungenkarzinom

Die aktualisierte S3-Leitlinie bildet die neuen, sehr vielfältigen und vielversprechenden Therapiemöglichkeiten ab. Neu ist auch die Empfehlung, alle neu diagnostizierten Patienten in einem interdisziplinären pneumoonkologischen Tumorboard vorzustellen.

Leitlinie Lungenkrebs

Überarbeitete S3-Leitlinie zum Lungenkarzinom

2018 erkrankten in Deutschland 35.290 Männer und 21.930 Frauen an Lungenkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter lag für Frauen bei 69 Jahren und für Männer bei 70 Jahren. Nur 10% bis 20% der Betroffenen überleben die darauffolgenden fünf Jahre. Damit ist das Lungenkarzinom die Krebserkrankung mit der höchsten Mortalitätsrate unter allen Tumorerkrankungen.

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGP) und der Deutsche Krebsgesellschaft e.V. (DKG) unter Mitwirkung von rund 50 wissenschaftlichen Expertinnen und Experten die zweite Version der S3-Leitlinie „Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms“ herausgegeben. Die Leitlinie wurde im Rahmen des Deutschen Krebskongresses in Berlin vorgestellt. Die Aktualisierung wurde über die Deutsche Krebshilfe finanziert [1,2].

„Mit der aktualisierten S3-Leitlinie haben wir den aktuellsten Therapiestandard abgebildet, der in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht hat“, erklärte Prof. Wolfgang Schütte, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II am Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau, Gesamtkoordinator der Leitlinie und einer der federführenden Autoren. „Wir haben die neuen, sehr vielfältigen und vielversprechenden Therapiemöglichkeiten abgebildet. Aufgrund dieser Vielfalt kommt es zu einer immer stärkeren Individualisierung in der Therapie des Lungenkarzinoms.“

Zielorientierung und Zielgruppen der S3-Leitlinie

Ziele der vorliegenden S3-Leitlinie sind

  • die Unterstützung von Ärzten, betroffenen Patienten und Bürgern mit einem erhöhten Risiko für ein Lungenkarzinom bei medizinischen Entscheidungen durch evidenzbasierte und formal konsentierte Empfehlungen,
  • die Schaffung einer Grundlage für inhaltlich gezielte ärztliche Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen,
  • die flächendeckende Umsetzung einer multidisziplinären, qualitätsgesicherten und sektorübergreifenden Versorgung des Lungenkarzinoms,
  • die Optimierung der Diagnosekette und der stadiengerechten Therapie sowohl bei der Ersterkrankung als auch beim Rezidiv beziehungsweise bei einer Metastasierung.

Durch die Umsetzung dieser Ziele soll mittel- und langfristig die Mortalität der Patienten mit Lungenkarzinomen gesenkt und die Lebensqualität erhöht werden. Der Anwendungsbereich der Leitlinie umfasst den ambulanten und den stationären Versorgungssektor.

Die Empfehlungen der Leitlinie richten sich an alle Ärzte und Angehörige von Berufsgruppen, die mit der Versorgung von Patienten mit Lungenkarzinom befasst sind. Hierzu gehören Internisten, Pneumologen, Radiologen, Nuklearmediziner, Pathologen, Thoraxchirurgen, Radioonkologen, Hämatoonkologen, Psychoonkologen und alle an Lungenkrebs erkrankte Patienten und deren Angehörige.

Weiterhin kann die Leitlinie von der (Fach)Öffentlichkeit und den folgenden Institutionen/ Personen zur Information über die gute medizinische Praxis genutzt werden: medizinisch wissenschaftliche Fachgesellschaften und Berufsverbände, Pflegekräfte und Arbeitsmediziner, Interessenvertretungen der Patienten, Qualitätssicherungseinrichtungen und Projekte, gesundheitspolitische Einrichtungen und Entscheidungsträger auf Bundes- und Länderebene sowie Kostenträger.

Wesentliche Neuerungen in der Leitlinie

Zahlreiche Kapitel wurden in der neuen Fassung auf der Basis der systematisch recherchierten und bewerteten Literatur von 2018 bis 2021 überarbeitet oder erweitert. Neu hinzugekommen sind beispielsweise

  • das CT-Screening für asymptomatische Risikopersonen,
  • das Vorgehen beim inzidentellen Lungenrundherd,
  • verschiedene Formen der molekularen Testung,
  • die Erweiterung des therapeutischen Spektrums,
  • die Einführung der Immunchemotherapie in der Erstlinie,
  • die Vorstellung aller neu diagnostizierten Patienten im interdisziplinären pneumoonkologischen Tumorboard.

Fazit

„Mit den neuen Erkenntnissen wird es möglich sein, die Behandlungen zu verbessern, und die Überlebenschancen von Patienten zu steigern. Mediziner bekommen zudem eine bessere Entscheidungsgrundlage bei der Versorgung durch evidenzbasierte und formal konsentierte Empfehlungen - ein wichtiger Meilenstein für die Krebstherapie“, sagte Prof. Torsten Bauer, Präsident der DGP.

Die Leitlinienkommission möchte in Zukunft Forschungsergebnisse fortlaufend in die Leitlinie einarbeiten und diese zeitnah als „Living Guideline“ publizieren und damit die Forschungsergebnisse in die Praxis bringen. Außerdem hofft Schütte, dass in Zukunft noch mehr Patienten an der klinischen Tumorforschung teilnehmen werden.

Quelle:
  1. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms, Langversion 2.0, 2022, AWMF-Registernummer: 020/007OL (zuletzt abgerufen am: 24.11.2022)
  2. Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP), Pressemeldung, 14.11.2022
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