Keine Alternative zu Dosieraerosolen mit Treibgas

Eine geplante EU-Verordnung soll die Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosole ab 2025 begrenzen. Lungenmediziner appellieren an die Politik, Ausnahmeregelungen für inhalative Asthma- und COPD-Medikamente zu schaffen, für die es noch keine Alternativen gibt.

Verordnung Asthma Inhalator

Bedeutung inhalativer Medikamente bei Asthma und COPD

Bei der Behandlung von Asthma und der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (chronic obstructive pulmonary disease [COPD]) weisen inhalative Medikamente gegenüber anderen Applikationsformen entscheiden Vorteile auf: Sie wirken schneller und stärker, haben weniger Nebenwirkungen und können niedriger dosiert werden. Unter den verschiedenen Inhalationssystemen sind derzeit treibgasbetriebene Dosieraerosole die beste Wahl für Patienten fortgeschrittenen Alters und/oder mit einer stark beeinträchtigten Lungenfunktion.

Klimaschutz versus Therapiesicherheit?

In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. (DGAP) etwa 3,5 Millionen Patienten mit Asthma und 2,6 Millionen Patienten mit COPD auf inhalative Medikamente angewiesen. Für einen Teil dieser Patienten sind Inhalationssysteme mit treibgasbetriebenen Dosieraerosolen derzeit noch ohne therapeutisch ebenbürtigen Alternativen. Auch für die Inhalationstherapie in Notsituationen stellen treibgasbetriebene Dosieraerosole in den meisten Fällen nicht zu ersetzende Therapeutika der Wahl dar. Eine Limitierung der Produktion dieser Arzneimittel ab 2025 im Rahmen des Klimaschutzes, wie in einer geplanten EU-Verordnung vorgesehen, könnte den Therapieerfolg bei schwer erkrankten Asthma- und/oder COPD-Patienten gefährden.

Appell der Fachgesellschaften

Deshalb appellieren die DGAP, die Deutsche Atemwegsliga, der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP) sowie der Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) in einer gemeinsamen Pressemitteilung an die Politik, Ausnahmeregelungen für treibgasbetriebene Dosieraerosole in der Medizin zu schaffen, für die es heute noch keine Alternativen gibt. Die pneumologischen Fachgesellschaften betonen dabei, dass gerade ihnen der Klimaschutz besonders wichtig ist.  „Die Lungenärzte aller deutschen pneumologischen Fachgesellschaften und Berufsverbände treten gemeinsam im Interesse ihrer Patienten für schnelle und wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz ein“, erklärt Professor Claus Franz Vogelmeier, Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung.

Aufschub bis 2030

Konkret schlagen die Fachgesellschaften eine Ausnahmeregelung für die Herstellung treibgasbetriebener Dosieraerosolen für inhalative Medikamente bis 2030 vor. Dieser Aufschub soll genutzt werden, um therapeutische Alternativen zu schaffen. Die Fachgesellschaften appellieren in ihrer Pressemitteilung daher ausdrücklich auch an Industrie und Forschung, intensiv an neuen klimafreundlicheren Inhalationssystemen für die betroffenen Patientengruppen zu arbeiten. Professor Torsten Bauer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) kündigte darüber hinaus an, dass auch die Therapieempfehlungen überarbeitet werden: „In der verbleibenden Zeit werden Lungenärzte und Allgemeinmediziner mit der Weiterentwicklung einer Leitlinie für die überwiegende Anzahl von Betroffenen eine Alternative anbieten, die sowohl den Patienten als auch dem erforderlichen Klimaschutz bestmöglich gerecht wird.“

Autor:
Stand:
29.11.2022
Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP), Pressemeldung, 28. Oktober 2022

 

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