
Tollwut, auch als Rabies bekannt, stellt eine akute Enzephalomyelitis dar, die nahezu immer tödlich verläuft, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird. In vielen Entwicklungsländern bleibt die Erkrankung eine erhebliche Gesundheitsgefahr, insbesondere in Regionen mit hoher Hundepopulation und unzureichender medizinischer Versorgung. Präventive Maßnahmen und schnelle therapeutische Interventionen sind entscheidend für die Kontrolle und Behandlung dieser Krankheit.
Ätiologie
- Erreger: Rabies-Virus, ein neurotropes Virus aus der Familie der Rhabdoviridae.
- Übertragungswege: Hauptsächlich durch Bisse infizierter Säugetiere, hauptsächlich Hunde; seltener durch Kratzer oder Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten.
- Pathophysiologie: Eintritt des Virus über Hautläsionen, anschließender Transport des Virus über periphere Nerven zum zentralen Nervensystem und Virusvermehrung im Gehirn mit anschließender Ausbreitung in periphere Organe und Speicheldrüsen.
Vorkommen
- Verbreitung: Kommt in weiten Teilen der Welt vor, wobei 95% der weltweit gemeldeten Fälle aus Asien und Afrika stammen.
- Fallzahlen: Jährlich kommt es zu ca. 60.000 Todesfällen weltweit.
- Deutschland: Gilt seit 2008 als frei von terrestrischer Tollwut, ebenso die meisten anderen europäischen Länder.
Symptome
- Inkubationszeit: In der Regel zwei bis drei Monate, sie kann jedoch zwischen wenigen Tagen und über einem Jahr variieren, abhängig von der Entfernung der Bissstelle zum Gehirn, dem Virustyp und der Immunkompetenz des Betroffenen.
- Prodromalphase: Unspezifische Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein. Außerdem Jucken, Brennen oder Zuckungen im Bereich der Eintrittspforte.
- Akute neurologische Phase: Sie kann als enzephalitische oder paralytische Form verlaufen.
- Enzephalitische Form (80%): Hydrophobie mit Unruhe und Krämpfen der Schlundmuskulatur, Krämpfe weiterer Muskeln, Hypersalivation, Aerophobie, erhöhte Erregbarkeit, Angst.
- Paralytische Form (20%): Muskelschwäche und -paresen, Parästhesien.
- Koma und Tod: In der Regel innerhalb von sieben bis zehn Tagen nach Einsetzen der Symptome.
Diagnostik
- Anamnese und klinische Untersuchung: Beurteilung von Tierbissen und Kontakt mit potenziell infizierten Tieren.
- PCR: Nachweis von Virus-RNA in Speichel, Hautbiopsien oder Gehirngewebe.
- Immunfluoreszenz: Direktnachweis des Virus in Gewebeproben aus Nackenhaut oder post mortem aus dem Gehirn.
Therapie
- Postexpositionsprophylaxe (PEP): Sofortige und gründliche Reinigung der Wunde mit Wasser und Seife und Impfung, kombiniert mit Rabies-Immunglobulin (RIG) bei unvollständig geimpften Personen.
- Symptomatische Behandlung: Palliativmedizinische Maßnahmen bei symptomatischen Patienten.
Prophylaxe/Impfung
- Impfempfehlungen, Impfstoffe und Impfschemata: siehe Impfung gegen Tollwut
- Kontakt zu nicht nachweislich geimpften tollwutfreien Haus- und Wildtieren in den Endemiegebieten meiden.
- Bei Verletzung durch ein Tier in Endemiegebieten: Sofortige ärztliche Vorstellung!