Acetylsalicylsäure

Acetylsalicylsäure ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) mit analgetischen, antipyretischen und antiphlogistischen Eigenschaften. Darüber hinaus ist es ein Thrombozytenaggregationshemmer.

Acetylsalicylsaeure

Anwendung

Typische Anwendungsgebiete von Acetylsalicylsäure sind leichte bis mäßige Schmerzen verschiedenster Ursache. Als Hemmstoff der Blutgerinnung wird Acetylsalicylsäure in niedrigen Dosierungen und als Dauerbehandlung auch zur Sekundärprophylaxe von Herzinfarkten oder Thrombosen eingesetzt. Acetylsalicylsäure, die auch als ASS oder unter dem Markennamen Aspirin® bekannt ist, gehört zu den meistverwendeten frei verkäuflichen Schmerzmitteln.

Wirkmechanismus

Der Wirkmechanismus der Acetylsalicylsäure beruht auf einer irreversiblen Hemmung von Cyclooxygenase-Enzymen, die an der Prostaglandinsynthese beteiligt sind. Dadurch wird die körpereigene Produktion verschiedener Prostaglandine blockiert. Prostaglandine sind wichtige Botenstoffe, die zum einen an Entzündungsprozessen mitwirken und zum anderen mit den Schmerzrezeptoren interagieren. Eine Hemmung der Prostaglandinsynthese durch Acetylsalicylsäure führt folglich zu einer Hemmung von Entzündungsprozessen und einer verminderten Schmerzwahrnehmung.

Acetylsalicylsäure hemmt darüber hinaus bei wesentlich geringeren Dosierungen die Thrombozytenaktivierung. Blockierung der Thrombozyten-Cyclooxygenase durch Acetylierung führt zu einer Inhibition der Thromboxan-A2- Synthese. Das von Thrombozyten freigesetzte Thromboxan A2 ist eine aktivierende Substanz mit prothrombotischen Eigenschaften. Es stimuliert die Aktivierung neuer Thrombozyten und erhöht die Thrombozytenaggregation. Durch die irreversible Hemmung der TXA2-Synthese wird die Blutgerinnung inhibiert.

Pharmakokinetik

Acetylsalicylsäure wird nach oraler Gabe schnell und vollständig aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Dabei wird der Wirkstoff in den aktiven Hauptmetaboliten Salicylsäure umgewandelt. Maximale Plasmaspiegel von Acetylsalicylsäure und Salicylsäure werden nach 10-20 Minuten beziehungsweise 0,3-2 Stunden erreicht.

Sowohl Acetylsalicylsäure als auch Salicylsäure werden in großem Umfang an Plasmaproteine gebunden und schnell in alle Teile des Körpers verteilt. Salicylsäure tritt in die Muttermilch über und ist plazentagängig.

Salicylsäure wird hauptsächlich durch Metabolisierung in der Leber eliminiert. Die Eliminationskinetik von Salicylsäure ist dosisabhängig, da der Metabolismus durch die Kapazität der Leberenzyme begrenzt wird.

Dies ist auch der Grund dafür, dass die Eliminationshalbwertszeit stark variiert. Sie liegt nach niedrigen Dosen zwischen 2-3 Stunden und kann nach hohen Dosen bis zu 15 Stunden betragen. Die Ausscheidung von Salicylsäure und ihrer Metaboliten erfolgt vor allem über die Nieren.

NSAR

Dosierung

Je nach Indikation ist die Standarddosierung sehr unterschiedlich. Übliche Einzeldosierungen für Erwachsene sind:

  • 100 mg zur Blutverdünnung (1 x täglich als Dauerbehandlung)
  • 300 – 1000 mg als Analgetikum (mehrmals täglich in Abständen von 4-8 Stunden)
  • 1000 mg bei Migräne

Die Tagesmaximaldosis beträgt in der Regel 3000 mg.

Nebenwirkungen

Im Folgenden sind die Nebenwirkungen von Acetylsalicylsäure nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:

Häufig:

  • Gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfälle
  • Erhöhte Blutungsneigung.

Gelegentlich:

  • Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautreaktionen.

Selten:

  • schwerwiegende Blutungen wie z. B. cerebrale Blutungen
  • Hämolyse und hämolytische Anämie (bei Patienten mit schwerem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel)
  • Blutungen wie z.B. Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hautblutungen oder Blutungen des Urogenitaltraktes mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit
  • Überempfindlichkeitsreaktionen des Respirationstrakts, des Gastrointestinaltrakts und des kardiovaskulären Systems, vor allem bei Asthmatikern (mögliche Symptome sind: Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, Rhinitis, verstopfte Nase, anaphylaktischer Schock oder Quincke-Ödeme)
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • gestörtes Hörvermögen, Ohrensausen (Tinnitus) (kann Anzeichen einer Überdosierung sein)
  • mentale Verwirrung (kann Anzeichen einer Überdosierung sein)
  • Sehstörungen (kann Anzeichen einer Überdosierung sein)
  • Somnolenz (kann Anzeichen einer Überdosierung sein)
  • Gastrointestinale Ulcera, die sehr selten zur Perforation führen können
  • Gastrointestinale Blutungen, die sehr selten zu einer Eisenmangelanämie führen können
  • Gastrointestinale Entzündungen
  • Thrombozytopenie, Granulozytose
  • hämorrhagische Vaskulitis
  • Überempfindlichkeitsreaktionen wie schwere Hautreaktionen (bis hin zu Erythema exsudativum multiforme)
  • Menorrhagie
  • Reye-Syndrom.

Sehr selten:

  • Erhöhungen der Leberwerte
  • Hypoglykämie.

Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit:

  • Nierenfunktionsstörungen und akutes Nierenversagen (insbesondere bei gewohnheitsmäßiger Einnahme)
  • Leberschädigungen, hauptsächlich hepatozellulär
  • Intrakranielle Blutungen
  • Urtikaria
  • Angioödem
  • Hyperurikämie, Hypoglykämie.

Acetylsalicylsäure soll bei Kindern und Jugendlichen mit fieberhaften Erkrankungen nur auf ärztliche Anweisung und nur dann angewendet werden, wenn andere Maßnahmen nicht wirken, da die Gefahr eines lebensbedrohlichen Reye-Syndroms besteht.

Wechselwirkungen

Ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht, wenn Acetylsalicylsäure zusammen mit folgenden Arzneimitteln angewendet wird:

In Kombination mit folgenden Mitteln besteht ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen, wie z.B. gastrointestinale Ulcera und Blutungen:

Bei folgenden Arzneimitteln ist eine Wirkungsverstärkung durch Acetylsalicylsäure möglich:

  • Digoxin: Erhöhung der Plasmakonzentration
  • Antidiabetika: Verstärkung der hypoglykämischen Wirkung
  • Methotrexat: Verminderung der Ausscheidung und Verdrängung aus der Plasmaproteinbindung durch Salicylate
  • Valproinsäure: Verdrängung aus der Plasmaproteinbindung durch Salicylate.

Eine Abschwächung der Wirkung folgender Arzneimittel ist möglich:

Kontraindikation

Acetylsalicylsäure ist kontraindiziert bei:

  • Überempfindlichkeit gegen Acetylsalicylsäure oder andere Salicylate
  • Asthmaanfällen in der Vergangenheit, die durch Salicylate oder Substanzen mit ähnlicher Wirkung, wie z.B. nicht-steroidale Antiphlogistika, ausgelöst wurden
  • akuten gastrointestinalen Ulcera, Magen-Darm-Blutungen
  • hämorrhagischer Diathese, Blutgerinnungsstörungen wie Hämophilie und Thrombozytopenie
  • Leber- und Nierenversagen
  • schwerer, nicht eingestellter Herzinsuffizienz
  • Kombination mit Methotrexat in einer Dosierung von 15 mg oder mehr pro Woche
  • letztes Trimenon der Schwangerschaft.

Schwangerschaft

Niedrige Dosierungen (unter 100mg/d) scheinen zur beschränkten geburtshilflichen Anwendung unter Spezialüberwachung unbedenklich zu sein.

Bei Dosierungen über 100mg/d kann eine Hemmung der Prostaglandinsynthese die Schwangerschaft und/oder die embryonale/fetale Entwicklung ungünstig beeinflussen. Einnahme von Inhibitoren der Prostaglandinsynthese in der Frühschwangerschaft kann zu einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten und für Fehlbildungen führen, das wahrscheinlich mit der Dosis und der Anwendungsdauer zunimmt. Epidemiologische Daten für Acetylsalicylsäure deuten auf ein erhöhtes Risiko für Gastroschisis hin.
Tierexperimentelle Studien zeigten Reproduktionstoxizität.

Der Wirkstoff darf während des 1. und 2. Trimenons der Schwangerschaft nicht gegeben werden, außer dies ist eindeutig notwendig. Sollte er dennoch angewendet werden, so ist die Dosis so gering und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich zu halten.

Während des 3. Trimenons der Schwangerschaft ist Acetylsalicylsäure kontraindiziert, da eine Exposition mit folgenden Risiken verbunden:

1. beim Fötus

  • kardiopulmonare Toxizität (mit vorzeitigem Verschluss des Ductus arteriosus und pulmonaler Hypertonie)
  • renale Dysfunktion (kann bis zum Nierenversagen mit Oligohydramniosis fortschreiten)

2. bei Mutter und Kind am Ende der Schwangerschaft

  • mögliche Verlängerung der Blutungszeit (bereits bei sehr geringen Dosen möglich)
  • Hemmung der Wehentätigkeit (kann zu einer verzögerten oder verlängerten Geburt führen)

Stillzeit

Acetylsalicylsäure und seine Abbauprodukte gehen in geringen Mengen in die Muttermilch über. Nachteilige Wirkungen auf den Säugling sind bisher nicht bekannt. Daher ist bei gelegentlicher Anwendung der empfohlenen Dosis eine Unterbrechung des Stillens nicht erforderlich. Bei längerer Anwendung bzw. Einnahme höherer Dosen sollte jedoch abgestillt werden.

Verkehrstüchtigkeit

Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen

Acetylsalicylsäure hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Weitere Details zu diesem Wirkstoff können Sie den Fachinformationen entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
180.16 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 0.25 H
Q0-Wert:
1.0
Autor:
Stand:
01.11.2018
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