Aripiprazol

Der Wirkstoff Aripiprazol ist ein atypisches Antipsychotikum (Atypikum), das zur Behandlung der Schizophrenie oder manischer Episoden angewendet wird. Das Neuroleptikum blockiert als partieller Dopamin-D2-Agonist die postsynaptischen Dopamin-D2-Rezeptoren, während es gleichzeitig die präsynaptischen Autorezeptoren stimuliert.

Aripiprazol

Anwendung

Aripiprazol wird angewendet für die Behandlung:

  • einer Schizophrenie bei Erwachsenen und bei Jugendlichen ab 15 Jahren
  • von mäßigen bis schweren manischen Episoden der Bipolar-I-Störung und für die Prävention einer neuen manischen Episode bei Erwachsenen, die überwiegend manische Episoden hatten und deren manische Episoden auf die Behandlung mit Aripiprazol ansprachen
  • für eine bis zu 12 Wochen dauernde Behandlung von mäßigen bis schweren manischen Episoden der Bipolar-I-Störung bei Jugendlichen ab 13 Jahren

Es kann mehrere Tage bis zu einigen Wochen dauern, bis sich der klinische Zustand des Patienten durch die Behandlung mit einem Antipsychotikum bessert. Die Patienten sollten in dieser Zeit durchgängig engmaschig überwacht werden.

Anwendungsart

Aripiprazol ist in Form von Tabletten, als Lösung zum Einnehmen, Injektionslösung, Schmelztabletten und Lösungsmittel zur Herstellung einer Depot-Injektionssuspension auf dem deutschen Markt verfügbar.

Wirkmechanismus

Aripiprazol gehört zur Wirkstoffgruppe der atypischen Antipsychotika (Neuroleptika) und bindet mit hoher Affinität an den Dopamin-D2-Rezeptor. Hier wirkt Aripiprazol im Gegensatz zu den meisten Neuroleptika partialagonistisch. Als partieller Dopamin-D2-Agonist blockiert Aripiprazol die postsynaptischen Dopamin-D2-Rezeptoren, während es gleichzeitig die präsynaptischen Autorezeptoren stimuliert. Aripiprazol wirkt also agonistisch, wenn der natürliche Botenstoff Dopamin fehlt und antagonistisch, sobald dessen Aktivität erhöht ist.

Weiterhin weist Aripiprazol auch eine partialagonistische Wirkung an Serotonin 5-HT1A-Rezeptoren und eine antagonistische Wirkung an 5-HT2A-Rezeptoren auf.

Pharmakokinetik

Resorption

Aripiprazol wird gut resorbiert und erreicht nach 3 bis 5 Stunden maximale Plasmaspiegel. Die absolute orale Bioverfügbarkeit beträgt 87 Prozent.

Verteilung

Aripiprazol wird im gesamten Körper mit einem scheinbaren Verteilungsvolumen von 4,9 l/kg verteilt, was auf eine extensive extravaskuläre Verteilung hindeutet. Bei therapeutischen Konzentrationen wird Aripiprazol und Dehydro-Aripiprazol zu über 99 Prozent an Plasmaproteine gebunden.

Biotransformation

Aripiprazol wird vor allem in der Leber über drei Biotransformationswege metabolisiert:

  • Dehydrierung (CYP3A4 und CYP2D6)
  • Hydroxylierung (CYP3A4 und CYP2D6)
  • N-Dealkylierung (CYP3A4)

Aripiprazol macht den Hauptanteil des Arzneimittels im systemischen Kreislauf aus. Der Anteil des aktiven Metaboliten Dehydro-Aripiprazol beträgt im Steady-State ca. 40 Prozent der AUC von Aripiprazol im Plasma.

Elimination

Die mittlere Eliminationshalbwertszeit liegt bei ca. 75 Stunden für Aripiprazol bei extensiven Metabolisierern über CYP2D6 und bei annähernd 146 Stunden bei „schlechten“ (= „poor“) Metabolisierern über CYP2D6. Die Gesamtkörper-Clearance, die hauptsächlich über die Leber stattfindet, beträgt 0,7 ml/min/kg. Nach oraler Gabe einer Einzeldosis von 14C-markiertem Aripiprazol wurden ca. 27 Prozent der gegebenen Radioaktivität im Urin und annähernd 60 Prozent im Faeces gefunden. Weniger als 1 Prozent Aripiprazol wurde unverändert renal eliminiert.

Dosierung

Schizophrenie: Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 10 oder 15 mg Aripiprazol pro Tag.

Manische Episoden bei Bipolar-I-Störung: Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 15 mg Aripiprazol einmal täglich.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen unter der Einnahme von Aripiprazol sind:

  • Benommenheit
  • Schläfrigkeit
  • Akathisie
  • Tremor
  • verschwommenes Sehen
  • Kopfschmerzen
  • gastrointestinale Symptome

Extrapyramidal motorische Nebenwirkungen treten ähnlich häufig auf wie unter einer Behandlung mit Olanzapin und seltener als unter einer Therapie mit Haloperidol.

Wechselwirkungen

Unter der Anwendung von Aripiprazol bestehen folgende Wechselwirkungen:

  • Antihypertensive Arzneimittel ► Aufgrund des α1-adrenergen Rezeptorantagonismus kann Aripiprazol die Wirkung bestimmter antihypertensiver Arzneimittel verstärken.
  • Alkohol oder andere zentral wirksame Arzneimittel ► überlagernde unerwünschten Reaktionen wie Sedierung möglich
  • Arzneimittel, die eine QT-Verlängerung oder Störungen des Elektrolythaushalts verursachen
  • H2-Antagonist Famotidin ► Resorptionsrate von Aripiprazol verringert
  • Chinidin und andere CYP2D6-Inhibitoren (wie Fluoxetin und Paroxetin) ► die Aripiprazol-Dosis sollte auf etwa die Hälfte der verschriebenen Dosis verringert werden
  • Ketoconazol und andere CYP3A4-Inhibitoren ► wenn Ketoconazol zusammen mit Aripiprazol gegeben wird, sollte die Aripiprazol-Dosis auf ungefähr die Hälfte der verschriebenen Dosis reduziert werden. Andere hochwirksame Inhibitoren von CYP3A4, wie Itraconazol und HIV-Proteaseinhibitoren, dürften ähnliche Wirkungen haben und deshalb sollten ähnliche Dosisreduktionen vorgenommen werden
  • Schwache Inhibitoren von CYP3A4 (z.B. Diltiazem) oder CYP2D6 (z. B. Escitalopram) ► mäßiger Anstieg der Aripiprazol-Konzentrationen
  • Carbamazepin und andere CYP3A4-Induktoren (wie z. B. Rifampicin, Rifabutin, Phenytoin, Phenobarbital, Primidon, Efavirenz, Nevirapin und Johanniskraut) ► die Aripiprazol-Dosis sollte bei gemeinsamer Gabe verdoppelt werden.
  • andere serotonerge Arzneimittel wie SSRI/SNRI ► es wurden Fälle eines Serotonin-Syndroms berichtet

Kontraindikation

Aripiprazol darf bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff nicht eingenommen werden.

Schwangerschaft

Aripiprazol sowie sein pharmakologisch wirksamer Hauptmetabolit Dehydroaripiprazol sind plazentagängig. Es liegen keine hinreichenden und kontrollierten Studien mit Aripiprazol bei schwangeren Frauen vor. Es liegen Berichte von kongenitalen Anomalien vor, für die jedoch ein kausaler Zusammenhang mit Aripiprazol nicht nachgewiesen wurde. Neugeborene, die während des dritten Trimenons der Schwangerschaft Antipsychotika (einschließlich Aripiprazol) exponiert waren, sind durch Nebenwirkungen einschließlich extrapyramidaler Symptome und/oder Absetzerscheinungen gefährdet, deren Schwere und Dauer nach der Entbindung variieren können. Es gab Berichte über Agitiertheit, erhöhten oder erniedrigten Muskeltonus, Tremor, Somnolenz, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme. Dementsprechend sollten Neugeborene sorgfältig überwacht werden. Bei einer medikamentösen Neueinstellung sollte das besser erprobte Quetiapin vorgezogen werden.

Stillzeit

Aripiprazol geht in die Muttermilch über, weshalb eine Entscheidung darüber getroffen werden muss, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit Aripiprazol zu verzichten ist/die Behandlung mit Aripiprazol zu unterbrechen ist. Dabei ist sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen.

Verkehrstüchtigkeit

Aripiprazol hat einen geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen wegen möglicher Wirkungen auf das Nervensystem und die Sehfähigkeit wie Sedierung, Benommenheit, Synkopen, verschwommenes Sehen, Diplopie.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Alternativen

Aripiprazol wirkt als einziges Antipsychotikum partiell agonistisch am D2- und Serotonin-5-HT1A-Rezeptor. Weitere atypische Antipsychotika sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
448.39 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 75.0 H
Q0-Wert:
0.99
Autor:
Stand:
16.05.2019
Quelle:
  1. Fachinformation Abilify
  2. Medizinische Chemie: Targets und Arzneistoffe, Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth
  3. Embryotox Aripiprazol
     
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