Dopamin
Der Wirkstoff Dopamin ist ein biogenes Amin, das als Neurotransmitter insbesondere zentralnervöse Effekte hat, aber auch in der Körperperipherie an Herz und Niere wirksam ist. Die Anwendung erfolgt als intravenöse Infusion zur Behandlung lebensbedrohlicher Schockzustände.
Dopamin: Übersicht

Anwendung
Dopamin gehört zur Gruppe der Katecholamine und erfüllt verschiedene Funktionen als Neurotransmitter. Der Wirkstoff wird zur Therapie lebensbedrohlicher Schockzustände sowie bei drohenden Schockzuständen angewendet, dazu zählen beispielsweise:
- Herzversagen, auch infarktbedingt (kardiogener Schock)
- Postoperative Schockzustände
- Schwere Infektionen (infektiös-toxischer Schock)
- Überempfindlichkeitsreaktionen (anaphylaktischer Schock)
- Starker Blutdruckabfall (schwere Hypotensionen)
- Beginnendes beziehungsweise manifestes akutes Nierenversagen
Anwendungsart
Dopamin steht als Konzentration zur Herstellung einer Infusionslösung zur Verfügung. Die Infusionslösung wird vor Verabreichung durch Verdünnen mit 0,9% Natriumchlorid-, 5% Glucose-Infusionslösung oder Ringer-Lactat-Lösung DAB 7 frisch zubereitet. Weiterhin sind Präparate im Handel, die zur unverdünnten Anwendung in entsprechenden Infusionsspritzenpumpen geeignet sind. Die intravenöse Infusion sollte über einen Zentralvenenkatheter erfolgen.
Wirkmechanismus
Dopamin ist ein biogenes Amin aus der Gruppe der Katecholamine, das aus Tyrosin synthetisiert wird. Die Substanz ist ein wichtiger Neurotransmitter und die unmittelbare Vorstufe von Adrenalin und Noradrenalin. Dopaminerge Neurone kommen vor allem im Gehirn, aber auch in der Körperperipherie beispielsweise an den Nieren und am Herzen vor. Bei einem Kreislaufschock kommt es zur akuten Minderperfusion lebenswichtiger Organe. Der Körper versucht durch Sympathikusaktivierung und Zentralisation des Blutes in Herz, Gehirn und Lungen dagegen zu regulieren. Vor allem in weniger durchbluteten Bezirken kommt es aufgrund des Sauerstoffmangels zu Funktionsstörungen, insbesondere die Nieren sind hierbei gefährdet.
Dopamin wirkt im Gegensatz zu anderen Katecholaminen bereits in niedrigen Konzentrationen von 1-2 µg/kg KG/min vasodilatorisch auf die Mesenterial- und Nierengefäße, sodass deren Durchblutung gefördert wird und auch die Diurese steigt. In etwas höheren Konzentrationen ab 2-10 µg/kg KG/min stimuliert Dopamin β-Rezeptoren am Herzen und führt so zur Steigerung des Herzminutenvolumens. Ab mehr als 10 µg/kg KG/min werden zudem α-Adrenorezeptoren stimuliert und es kommt zur peripheren Vasokonstriktion. Die Kombination beider Effekte führt letztendlich zu einem erhöhten Blutdruck. Vorsicht ist geboten bei Dosierungen über 20 µg/kg KG/min, da die adrenergen dann gegenüber den dopaminergen Effekten überwiegen können, sodass die Nierendurchblutung abnimmt. Bei längerer Anwendung kommt es durch Desensibilisierung zum Wirkverlust. In der Regel sprechen Pateinten, deren physiologische Parameter noch nicht stark eingeschränkt sind besser auf Dopamin an.
Im zentralen Nervensystem spielt Dopamin eine Rolle bei der Steuerung der (extrapyramidalen) Motorik und der Aktivierung des Belohnungssystems. Weiterhin nimmt die Substanz Einfluss auf das Denken, Verhalten und Empfinden, ist beteiligt an der Hormonsekretion der Hypophyse durch Hemmung der Prolaktin-Sekretion sowie an der Initiierung des Brechreizes. Neben der Schocktherapie ist das dopaminerge System daher an der Pathophysiologie einiger weiterer Erkrankungen beteiligt. Ein Dopaminmangel spielt sowohl bei Morbus Parkinson (Verlust dopaminerger Neurone) als auch bei ADHS (erhöhter Dopamin-Rücktransport) eine Rolle. Im Gegensatz dazu scheint ein Ungleichgewicht der Dopaminkonzentration an der Entstehung von Schizophrenie beteiligt zu sein. Dopamin-Antagonisten sind weiterhin unter den Antiemetika vertreten.
Pharmakokinetik
Resorption und Verteilung
- Da Dopamin als intravenöse Infusion verabreicht wird, beträgt die Bioverfügbarkeit 100%.
- Das Verteilungsvolumen liegt bei etwa 0,9 L/kg.
Metabolismus
- Dopamin wird zu 75% in die pharmakologisch inaktive Homovanillinsäure metabolisiert.
- Etwa 25% der Substanz werden zunächst in Noradrenalin umgewandelt und anschließend zu Vanillinmandelsäure biotransformiert.
Elimination
- Dopamin besitzt eine sehr kurze Halbwertszeit von etwa 5 bis 10 Minuten.
- Die Ausscheidung erfolgt renal in Form von Homovanillinsäure und deren Metaboliten sowie der Noradrenalinmetabolite.
Dosierung
Die Dosierung von Dopamin muss individuell erfolgen und ist abhängig von Hämodynamik und Nierenfunktion des Patienten. Die Infusionslösung wird bis zum Erreichen des gewünschten systolischen Blutdruckanstiegs titriert. Die Infusionsgeschwindigkeit wird dabei vom Arzt festgelegt und hängt vom Schweregrad des Schocks, dem Therapieansprechen sowie den Nebenwirkungen ab.
Zu Beginn sind bei Erwachsenen erfahrungsgemäß 2 bis 5 µg/kg KG/min Dopamin ausreichend. Bei schwer erkrankten Pateinten wird in der Regel mit einer höheren Dosierung von 5 µg/kg KG/min begonnen und dann falls erforderlich alle 15 bis 30 Minuten schrittweise um 5 bis 10 µg/kg KG/min auf bis zu 20 bis 50 µg/kg KG/min erhöht. Die meisten Patienten sprechen aber auf Dosierungen bis 20 µg/kg KG/min an. Insbesondere bei Dosierungen darüber, beispielsweise bei fortgeschrittener Kreislaufdekompensation, kann es zur Abnahme der Nierendurchblutung kommen, sodass nach Erreichen der gewünschten Hämodynamik gegebenenfalls eine Reduktion der Infusionsgeschwindigkeit nötig wird.
Für Kinder liegen keine ausreichenden Erfahrungswerte vor, sodass keine geeignete Dosierung festgelegt werden kann.
Bei Patienten, die MAO-Hemmer einnehmen ist eine Dosisreduktion auf maximal 1/10 der Normaldosis nötig, da diese Arzneistoffe die Wirkung von Dopamin verstärken und verlängern.
Nebenwirkungen
Die folgenden Nebenwirkungen können bei der Behandlung mit Dopamin häufig (≥ 1/100 bis < 1/10) auftreten:
- Herzrhythmusstörungen (überwiegend Extrasystolen), Sinustachykardien, Herzklopfen
- Angina-pectoris-Beschwerden
- Kopfschmerzen, Fingertremor
- Atemnot
- Übelkeit, Erbrechen
- Blutdruckabfall und Vasokonstriktion
- Unruhegefühl
Aufgrund der häufig auftretenden Herzrhythmusstörungen sowie immunsuppressiver Effekte verliert Dopamin in der Schocktherapie nach und nach an Bedeutung.
Wechselwirkungen
Bei der Gabe von Dopamin treten in Kombination mit folgenden Substanzen Wechselwirkungen auf:
- Alkalisierende Substanzen: Inaktivierung von Dopamin
- Guanethidin: Verstärkung der sympathomimetischen Wirkung
- Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), Sympathomimetika: lebensbedrohliche Nebenwirkungen wie hypertensive Krisen, Kreislaufversagen, intrakranielle Blutungen, Herzrhythmusstörungen
- Diuretika: additive und potenzierende Effekte
- Mutterkornalkaloide: maximale periphere Gefäßverengung mit Gangrängefahr
- Halogenierte Kohlenwasserstoff-Anästhetika: Sensibilisierung gegen Katecholamine möglich, dadurch erhöhtes Arrhythmie-Risiko
- Metoclopramid
- Trizyklische Antidepressiva, Phenytoin
Weiterhin kann die Gabe von Dopamin die Serum-Glucose-Spiegel erhöhen.
Neben diesen Wechselwirkungen sollten die Inkompatibilitäten von Dopamin mit anderen Arzneistoffen wie beispielsweise Aciclovir, Amphotericin B, Furosemid und Heparin berücksichtigt werden.
Kontraindikation
Die Anwendung von Dopamin ist in folgenden Fällen kontraindiziert:
- Überempfindlichkeit gegen Dopamin
- Phäochromozytom
- Engwinkelglaukom
- Hyperthyreose
- Prostataadenom mit Restharnbildung
- Tachyarrhythmien
- Kammerflimmern
- Hypovolämie
Schwangerschaft
Zur Anwendung von Dopamin in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Tierversuche zeigten Hinweise auf Reproduktionstoxizität, das Risiko für den Menschen ist im Bezug darauf nicht bekannt. Dopamin darf aber in lebensbedrohlichen Situationen in der Schwangerschaft angewendet werden.
Stillzeit
Zum Übergang von Dopamin in die Muttermilch liegen keine Daten vor. Aufgrund der geringen Halbwertszeit von 5 bis 10 Minuten wird das Risiko für den Säugling als gering eingeschätzt. Daher kann bei einmaliger intravenöser Applikation von Dopamin das Stillen fortgesetzt werden.
Verkehrstüchtigkeit
Dopamin wird zur Behandlung lebensbedrohlicher Zustände angewendet. Der Einfluss auf die Verkehrsfähigkeit ist daher nicht relevant.
Alternativen
Neben Dopamin kommen bei der Schocktherapie weitere die Hämodynamik beeinflussende Pharmaka zum Einsatz. Der mit Dopamin strukturverwandte Wirkstoff Dobutamin vermittelt seine Wirkung nicht über Dopaminrezeptoren, sondern über adrenerge α- und β-Rezeptoren. Die Substanz ist Mittel der ersten Wahl zur Therapie des kardiogenen Schocks. Das Antidiuretische Hormon (ADH, Vasopressin, Adiuretin) wird hingegen bei katecholaminrefraktärer Hypotonie im Rahmen septischer Schockzustände angewendet. Adrenalin kommt beim anaphylaktischen Schock, Noradrenalin beim septischen Schock zum Einsatz.
Anwendungshinweise
Vor der intravenösen Gabe von Dopamin muss ein Volumenausgleich erfolgen. Weiterhin sollte überprüft werden, ob die hergestellte Infusionslösung klar und unverfärbt ist. Sie darf unverdünnt nicht als intravenöser Bolus gegeben werden. Mit Ringer-Lactat-Lösung hergestellte Verdünnungen sind 6 Stunden, mit Natriumchlorid- oder Glucose-Lösung hergestellte Verdünnungen bis zu 24 Stunden haltbar. Restmengen der Infusionslösung müssen verworfen werden.
Überwachung
Bei der intravenösen Infusion mit Dopamin sollten folgende Parameter des Patienten engmaschig überwacht werden:
- Herzfrequenz und Herzrhythmus
- Blutdruck
- Urinfluss
- Haut- und Extremitätendurchblutung
- Infusionsgeschwindigkeit
Im Verlauf der Behandlung sind zudem auch das Herzminutenvolumen, der zentrale Venen- sowie der pulmonalkapilläre Verschlussdruck zu kontrollieren.
Bei längerer parenteraler Behandlung sowie in Abhängigkeit des Zustands des Patienten sind auch eine regelmäßige Volumenbilanzierung sowie Laboruntersuchungen in Bezug auf Elektrolytveränderungen sowie Störungen des Säure-Base-Haushalts, Leber- und Nierenfunktion indiziert.
Patienten mit organischen Herz- und Gefäßveränderungen wie Koronarer Herzkrankheit, Angina pectoris sowie arteriellen Verschlusskrankheiten und Herzrhythmusstörungen sollten besonders sorgfältig überwacht werden.
Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
Wirkstoff-Informationen
- Geisslinger, Menzel, Gundermann, Hinz, Ruth (2020) Mutschler Arzneimittelwirkungen, 11. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
- Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth (2010) Medizinische Chemie, 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart
- CARINOPHARM GmbH. Fachinformation: DOPAMIN Carino 200 mg C Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (08/2012)
- FRESENIUS KABI Deutschland GmbH. Fachinformation: Dopamin Fresenius 50 mg/5 ml, Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (07/2018)
- FRESENIUS KABI Deutschland GmbH. Fachinformation: Dopamin Fresenius 250 mg/50 ml, Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (07/2018)
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Dopamin Fresenius 50 mg/5 ml, Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
FRESENIUS KABI Deutschland GmbH
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