Estradiol
Estradiol ist eine synthetische Form des natürlichen weiblichen Sexualhormons Estrogen. Der Wirkstoff wird vor allem im Zuge einer Hormonersatztherapie gegen Beschwerden eingesetzt, die durch einen natürlichen oder krankhaften Mangel an Estrogenen verursacht sind.
Estradiol: Übersicht

Anwendung
Estradiol ist eine synthetische Form des natürlichen weiblichen Sexualhormons Estrogen/Östrogen. Der Wirkstoff wird vor allem im Zuge einer Hormonersatztherapie gegen Beschwerden eingesetzt, die durch einen natürlichen oder krankhaften Mangel an Estrogenen verursacht sind. Dazu zählen Wechseljahresbeschwerden, Scheidentrockenheit, vaginale Entzündungen oder Hitzewallungen. Als Mittel der 2. Wahl gilt Estradiol bei der Vorbeugung von Osteoporose.
Wirkmechanismus
Estradiol ist das vorherrschende Estrogen während der reproduktiven Jahre einer Frau und hat erheblichen Einfluss auf die Fortpflanzungsfunktion. Die Veränderungen, die um die Pubertät herum auftreten, werden durch Estradiol angetrieben. Diese Veränderungen werden durch erhöhtes Estradiol während des reproduktiven Alters gefördert und sind dann nach der Menopause weniger ausgeprägt, da die Estradiolspiegel sinken.
Die Hauptfunktionen von Estradiol und anderen Estrogenen umfassen:
Weibliche Fortpflanzungsentwicklung
Estradiol wirkt hauptsächlich als Wachstumshormon für die Fortpflanzungsorgane, einschließlich der Auskleidung der Vagina, der Eileiter, des Endometriums und der Muskelschicht der Gebärmutter, des Myometriums. Darüber hinaus erhält das Hormon Oozyten (Eier im Eierstock) und löst eine Reihe von Ereignissen aus, die zum Eisprung führen. Estradiol wird auch für die normale Brustentwicklung, die Veränderung der Körperform, Hautveränderungen und das für Frauen typische Fettverteilungsprofil benötigt.
Funktion bei Männern
Bei Männern wird Estradiol von den Sertoli-Zellen der Hoden produziert und unterstützt die Spermienreifung sowie die Aufrechterhaltung einer gesunden Libido.
Knochen
Bei Frauen ist Estradiol für die Verringerung der Knochenresorption und die Steigerung der Knochenbildung verantwortlich. Der Knochenschwund kann bei Frauen im postmenopausalen Alter, die einen relativen Estradiolmangel haben können, beschleunigt sein.
Proteinsynthese
Estradiol beeinflusst die Synthese mehrerer Proteine und erhöht die Produktion von Bindungsproteinen, Lipoproteinen und den an der Blutgerinnung beteiligten Proteinen.

Pharmakokinetik
Die Resorption von Estradiol ist abhängig von der Anwendungsart, die Metabolisierung erfolgt hauptsächlich in der Leber. Hauptmetabolite sind Estriol, Estron und deren Konjugate (Glukuronide, Sulfate), diese durchlaufen einen enterohepatischen Kreislauf. Die Eliminationshalbwertszeit von Estradiol aus dem Plasma beträgt 1 bis 2 Stunden. Die Ausscheidung erfolgt größtenteils im Urin in Form von Konjugaten.
Dosierung
Sowohl für den Beginn als auch für die Fortführung einer Behandlung estrogenmangelbedingter Symptome ist die niedrigste wirksame Dosis für die kürzestmögliche Therapiedauer anzuwenden. Die Behandlung von hysterektomierten oder postmenopausalen Frauen kann an jedem beliebigen Tag begonnen werden. Hat die Patientin noch ihre Monatsblutung, beginnt die Behandlung mit dem ersten Tag der Blutung.
Therapiebeginn
Bei postmenopausalen Frauen, die gegenwärtig keine Estrogen-Behandlung, eine Estrogenmonotherapie oder eine kontinuierlich kombinierte Hormonersatztherapie (HRT) erhalten, kann die Behandlung mit Estradiol zu jedem beliebigen Zeitpunkt begonnen werden. Frauen, die gegenwärtig eine sequenzielle Estrogen-Gestagen-Therapie erhalten, sollten den aktuellen Behandlungszyklus beenden, bevor mit der Behandlung begonnen wird.
Der erste Tag nach Abschluss der vorherigen Behandlung (bei kontinuierlicher Anwendung) bzw. der erste Tag nach der Behandlungspause (bei zyklischer Anwendung) stellt einen geeigneten Zeitpunkt für den Beginn eines neuen Behandlungszyklus mit Estradiol dar.
Bei nicht hysterektomierten Patientinnen muss die Behandlung mit Estradiol für mindestens 12 bis 14 Tage pro 28-Tage-Zyklus mit einem Gestagen kombiniert werden, um das Risiko einer Estrogen-induzierten Endometriumhyperplasie weitgehend zu reduzieren. Bei hysterektomierten Frauen wird der Zusatz eines Gestagens nicht empfohlen, außer in Fällen, in denen eine Endometriose diagnostiziert wurde.
Es gibt zwei Varianten der Anwendung
- Zyklisch bzw. zyklisch sequentiell: 21-tägige Behandlung mit Estradiol gefolgt von einer 7-tägigen Anwendungspause
- Kontinuierlich bzw. kontinuierlich sequentiell: Kontinuierliche Anwendung von Estradiol
Orale Anwendung
Hormonsubstitutionstherapie (HRT) bei Estrogenmangelsymptomen nach der Menopause
- Täglich sind 0,76 mg bis 1,53 mg Estradiol zyklisch oder kontinuierlich einzunehmen.
- Nach jeweils 3 Wochen soll eine Pause von mindestens einer Woche eingelegt werden.
Prävention einer Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturrisiko
- Täglich sind 2 mg Estradiol kontinuierlich einzunehmen.
- Es wird empfohlen, Estradiol möglichst immer zur gleichen Tageszeit unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen.
Transdermale Anwendung (Pflaster)
Hormonersatzbehandlung (HRT) bei Estrogenmangelsymptomen bei Frauen
- Estradiol-Pflaster in Stärken 25 µg/h und 50 µg/h wird zweimal wöchentlich (nach 4 bzw. 3 Tagen) auf die Haut aufgeklebt und kann sowohl zyklisch als auch kontinuierlich angewendet werden.
- Es gibt zudem auch Estradiol-Pflaster in Stärken 25 µg/h, 50 µg/h und 75 µg/h Pflaster, welches nur einmal die Woche auf die Haut aufgeklebt wird und zur kontinuierlichen Anwendung vorgesehen ist.
- Die Behandlung wird im Allgemeinen mit der niedrigsten Stärke eingeleitet.
- Falls die Estrogenmangel-Symptomatik nach ein- bis zweimonatiger Behandlung nicht abgeklungen ist, kann eine höhere Dosierung verabreicht werden.
Prävention einer Osteoporose bei postmenopausalen Frauen
- Estradiol-Pflaster in Stärken 50 µg/h, 75 µg/h und 100 µg/h wird zweimal wöchentlich (nach 4 bzw. 3 Tagen) auf die Haut aufgeklebt und kann sowohl zyklisch als auch kontinuierlich angewendet werden.
Spray
Hormonsubstitutionstherapie (HRT) bei Estrogenmangelsymptomen bei postmenopausalen Frauen
- Lenzetto wird einmal täglich entweder kontinuierlich oder kontinuierlich sequenziell angewendet.
- Als Initialdosis wird einmal täglich ein Sprühstoß (1 Sprühstoß entspricht 1,53 mg Estradiol) auf die trockene und gesunde Haut des Unterarms verabreicht. Die Dosis kann auf täglich zwei Sprühstöße bis maximal drei Sprühstöße erhöht werden.
Gel
Hormonsubstitutionstherapie (HRT) bei Estrogenmangelsymptomen nach der Menopause
- Estradiol Gel wird transdermal auf die trockene und saubere des Unterkörpers aufgetragen und kann kontinuierlich oder zyklisch angewendet. Die Anfangsdosis soll in Abhängigkeit vom Schweregrad der Symptome der Patientin festgelegt werden und beträgt 0,5 bis 1,0 mg Estradiol pro Tag.
- Entsprechend dem klinischen Ansprechen kann die Dosis nach 2 bis 3 Zyklen individuell zwischen 0,5 bis 3 mg Estradiol pro Tag eingestellt werden.
- Das Gel ist in einem Dosierspender mit Dosierpumpe oder in Eindosis-Beutel im Handel erhältlich.
Behandlung von durch Estrogenmangel bedingten Rückbildungserscheinungen an den Harn- und Geschlechtsorganen
- In der Regel werden 1,5 bis 3,0 mg Estradiol Dosiergel einmal täglich zyklisch oder kontinuierlich angewendet. Estradiol Dosiergel soll dabei auf eine möglichst große Fläche, vorzugsweise auf Arme und Schultern, aufgetragen werden.
- Patientinnen, die vorher mit oralen Estrogenen behandelt wurden, sollten erst eine Woche nach Absetzen der Tabletten oder sobald die Beschwerden wieder einsetzen mit der Anwendung beginnen.
Lokale Anwendung
Lokale Behandlung von durch Estrogenmangel verursachten postmenopausalen Beschwerden des Genitaltrakts
- Estradiol Vaginalinsert ist nur zur Behandlung lokaler Beschwerden vorgesehen.
- 1 Vaginalinsert wird in das hintere Scheidengewölbe eingeführt und für 3 Monate dort belassen. Während dieser Zeit gibt das Insert konstant 7,5 μg Estradiol/24 h ab. Nach 3 Monaten wird es entfernt und kann gegebenenfalls durch ein neues ersetzt werden.
- Die empfohlene maximale ununterbrochene Behandlungsdauer beträgt 2 Jahre.
- Für Estrogen-Präparate zur vaginalen Anwendung, bei denen die systemische Estrogen-Exposition innerhalb des normalen postmenopausalen Bereichs bleibt, wird der Zusatz eines Gestagens nicht empfohlen.
Vaginalcreme
Zur Behandlung von vaginaler Atrophie aufgrund von Estrogenmangel bei postmenopausalen Frauen
- Estradiol Vaginalcreme sollte mit einem Applikator eingeführt werden.
- Eine Applikatorfüllung (= 2 g Creme entspricht 0,2 mg Estradiol) wird vor dem Schlafengehen eingeführt. Während der ersten Woche sollte Estradiol Vaginalcreme in Abständen von 48 Stunden und danach zweimal wöchentlich angewendet werden.
- Die maximale Behandlungsdauer beträgt 4 Wochen.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Estradiol beruhen vor allem auf der hormonellen Wirkung – und sind damit entsprechend vielgestaltig und individuell sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Tendenziell sind die Nebenwirkungen bei der Anwendung von transdermalen Pflastern geringer ausgeprägt als bei Einnahme.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Estradiol sind Regelbeschwerden mit Blutungen, leichte allergische Reaktionen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Ödeme und psychische Veränderungen wie Stimmungsschwankungen, Steigerung oder Abnahme des sexuellen Verlangens, Unruhe, Nervosität oder Depressionen.
Wechselwirkungen
- Der Metabolismus der Estrogene kann durch CYP-Induktoren erhöht werden. Dazu gehören Antikonvulsiva (z.B. Phenobarbital, Phenytoin, Carbamazepin), Antiinfektiva (z.B. Rifampicin, Rifabutin, Nevirapin, Efavirenz) und Johanniskraut (Hypericum perforatum). Ritonavir und Nelfinavir haben, wenn sie gleichzeitig mit Steroidhormonen angewandt werden, induzierende Eigenschaften, obwohl sie eigentlich als starke Inhibitoren bekannt sind.
- Klinisch kann ein erhöhter Metabolismus zu einer verminderten Wirkung von Estradiol und so zu Veränderungen des uterinen Blutungsmusters führen.
- Bei vaginaler Anwendung von Estradiol sind klinisch relevante Arzneimittelwechselwirkungen unwahrscheinlich, da nur eine minimale systemische Resorption zu erwarten ist.
- Bei der transdermalen Anwendung wird der First-Pass-Effekt in der Leber umgangen, so dass transdermal angewandte Estrogene möglicherweise weniger stark durch Enzyminduktoren beeinträchtigt werden.
- Arzneimittel, die die Wirkung von metabolisierenden Enzymen hemmen, wie z. B. Ketoconazol und Cyclosporin, können die Wirkung von Estradiol mono verstärken.
Kontraindikationen
- Bestehender oder früherer Brustkrebs bzw. ein entsprechender Verdacht
- Estrogenabhängiger maligner Tumor bzw. ein entsprechender Verdacht (z.B. Endometriumkarzinom)
- DiagnostischnichtabgeklärteBlutungim Genitalbereich
- Unbehandelte Endometriumhyperplasie
- Frühere oder bestehende venöse thromboembolische Erkrankungen (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie)
- Bekannte thrombophile Erkrankungen (z.B. Protein-C-, Protein-S- oder Antithrombin-Mangel)
- Bestehende oder erst kurze Zeit zurück- liegende arterielle thromboembolische Erkrankungen (z. B. Angina pectoris, Myokardinfarkt)
- Akute Lebererkrankung oder zurückliegende Lebererkrankungen, solange sich die relevanten Leberenzym-Werte nicht normalisiert haben
- Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile
- Porphyrie
Schwangerschaft
Estradiol ist in der Schwangerschaft kontraindiziert. Wenn es während der Behandlung mit Estradiol zur Schwangerschaft kommt, sollte die Behandlung sofort abgebrochen werden.
Bei einer unbeabsichtigten Estrogenexposition des Fetus sind keine teratogenen oder fetotoxischen Wirkungen zu erwarten.
Verkehrstüchtigkeit
Estradiol hat keine Wirkung auf die Verkehrstüchtigkeit oder die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformation DERMESTRIL®-Septem 25 Mikrogramm/24 Stunden, transdermales Pflaster
- Fachinformation DERMESTRIL® 50 µg/24 Stunden, transdermales Pflaster
- Fachinformation Estradiol fem JENAPHARM® 1,53 mg Tabletten
- Fachinformation Estreva® 0,1% Gel
- Fachinformation ESTRAMON® 50 µg/24 Stunden, Transdermale Pflaster
- Fachinformation Femoston® mono 2 mg Filmtabletten
- Fachinformation Estring® 2 mg Vaginalinsert
- Fachinformation Estrifam® 2 mg Filmtbl.
- Fachinformation Gynokadin® Dosiergel
- Fachinformation Gynokadin® Tabletten 2 mg
- Fachinformation Lenzetto 1,53 mg/Sprühstoß transdermales Spray, Lösung
- Fachinformation: Linoladiol® N Creme Ö/W
- Fachinformation: Progynova® 21 mite, 1 mg, überzogene Tablette
- Fachinformation Sisare® Gel mono 0,5 mg
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Lafamme® 1 mg/2 mg überzogene Tabletten
Jenapharm GmbH & Co. KG
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Lafamme® 2/2 mg überzogene Tabletten
Jenapharm GmbH & Co. KG
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Lenzetto 1,53 mg/Sprühstoß kohlpharma transdermales Spray, Lösung
kohlpharma GmbH
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Lenzetto® 1,53 mg/Sprühstoß transdermales Spray, Lösung
Gedeon Richter Pharma GmbH
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Linoladiol® H N, Creme
Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel
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Linoladiol® N 100 Mikrogramm/g Creme
Dr. August Wolff GmbH & Co. KG Arzneimittel
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Novofem Emra Filmtabletten
Emra-Med Arzneimittel GmbH
-
Novofem® Filmtbl.
Novo Nordisk Pharma GmbH
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Progynova® 21 mite, 1 mg, überzogene Tablette
Jenapharm GmbH & Co. KG
-
Progynova® 21, 2 mg, überzogene Tablette
Jenapharm GmbH & Co. KG
-
Qlaira® Filmtabletten
Jenapharm GmbH & Co. KG
-
Ryeqo 40 mg/1 mg/0,5 mg Filmtabletten
Gedeon Richter Pharma GmbH
-
Sisare® Gel mono 0,5 mg
Orion Pharma GmbH
-
Sisare® Gel mono 1 mg
Orion Pharma GmbH
-
Trisequens®
Novo Nordisk Pharma GmbH
-
Vagirux 10 Mikrogramm Vaginaltabletten
Gedeon Richter Pharma GmbH
-
Velbienne® 1 mg/2 mg Filmtabletten
Exeltis Germany GmbH
-
Wellnara® 1 mg/0,04 mg Filmtabletten
Jenapharm GmbH & Co. KG
-
Zoanne 2,5 mg/1,5 mg Filmtabletten
Exeltis Germany GmbH
-
Zoely 2,5 mg/1,5 mg Filmtabletten
Theramex Ireland Ltd.