Etanercept

Etanercept ist ein dimeres Fusionsprotein, das den Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-a) bindet. Als Arzneimittel wird Etanercept zur Eindämmung von Entzündungsreaktionen bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt.

Etanercept

Anwendung

Etanercept wird durch seine immunsuppressiven und entzündungshemmenden Eigenschaften in der Therapie von rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans) und Psoriasis eingesetzt.

Wirkmechanismus

Etanercept ist ein Inhibitor von Tumornekrosefaktor (TNFα). Durch seine Struktur gibt sich der Wirkstoff als TNF-Rezeptor (TFNR) aus und fängt dieses somit ab. TNF-α ist ein Zytokin, das von Lymphozyten und Makrophagen gebildet wird und sowohl Entzündungen (Inflammationen) initiieren als auch verstärken kann. Wird TNF-α durch Etanercept abgefangen, werden entzündliche Reaktionen des Körpers reduziert. Der Wirkstoff wird deshalb vor allem bei Autoimmunerkrankungen angewendet.

Pharmakokinetik

Die Pharmakokinetik von Etanercept ist bei Patienten mit rheumatoider Arthritis vergleichbar mit der bei gesunden Individuen und Patienten mit ankylosierenden Spondylitis, kongestiver Herzinsuffizienz und Psoriasis. Nach s.c.-Injektion wird Etanercept langsam absorbiert und erreicht nach ca. 48 bis 60 Stunden eine Maximalkonzentration. Der Wirkstoff hat mit ca. 70 Stunden eine lange Eliminationshalbwertszeit. Die Clearance liegt in etwa bei 0,11 l/h.

Dosierung

Die empfohlene Dosis beträgt zweimal wöchentlich 25 mg oder einmal wöchentlich 50 mg Etanercept.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen unter Etanercept-Therapie sind:

  • Infektionen
  • Fieber
  • Pruritus
  • Reaktionen an der der Injektionsstelle

In seltenen Fällen kann unter der Behandlung mit Etanercept eine Panzytopenie und in sehr seltenen Fällen eine aplastische Anämie auftreten.

Weiterhin wird über das Auftreten von Autoantikörpern, neurologischen Erkrankungen, interstitiellen Lungenerkrankungen und in sehr seltenen Fällen von dem Auftreten eines Guillain-Barré-Syndroms berichtet.

Eine Etanercept-Therapie wurde außerdem mit schweren Infektionen, Sepsis, Tuberkulose, invasiven Pilzinfektionen, Listeriose und Legionellose in Verbindung gebracht.

Wechselwirkungen

Eine Kombination mit Anakinra, Sulfasalazin oder Abatacept steht im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen.

Kontraindikationen

Für Etanercept müssen folgende Gegenanzeigen beachtet werden:

  • Schwangerschaft (erhöhte Rate schwerer Geburtsfehler)
  • Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Etanercept, Sepsis oder Risiko einer Sepsis sowie bei aktiven Infektionen, soll der Arzneistoff nicht angewendet werden
  • Vor, während und nach der Therapie müssen Patienten auf mögliche Infektionen hin untersucht werden (lange Halbwertzeit beachten)
  • Gleichzeitige Verabreichung eines Lebendimpfstoffes ist eine Gegenanzeige
  • Bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen muss die Dosis von Etanercept angepasst werden
  • Besteht eine Herzinsuffizienz, sollte der Arzt Etanercept mit Vorsicht anwenden
  • Diabetiker haben unter der Anwendung ein erhöhtes Hypoglykämierisiko

Schwangerschaft

Etanercept passiert die Plazenta und ist im Serum von Säuglingen weiblicher Patienten nachgewiesen worden, die während der Schwangerschaft mit Etanercept behandelt wurden. Die klinische Auswirkung hiervon ist nicht bekannt, jedoch können die Säuglinge ein erhöhtes Infektionsrisiko haben. Im Allgemeinen wird eine Gabe von Lebendimpfstoffen an Säuglinge für einen Zeitraum von 16 Wochen nach der letzten Etanercept-Dosis der Mutter nicht empfohlen.

Stillzeit

Etanercept kann nach subkutaner Gabe beim Menschen in die Muttermilch übergehen. Bei säugenden Ratten ging Etanercept nach subkutaner Gabe in die Milch über und konnte im Serum der Jungtiere nachgewiesen werden. Da Immunglobuline, wie auch viele andere Arzneimittel, in die Muttermilch übergehen können, muss eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Etanercept zu unterbrechen ist. Dabei ist sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen.

Verkehrstüchtigkeit

Etanercept hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.

Anwendungshinweise

Die lange Halbwertszeit von ca. 70 Stunden ist im Hinblick auf Wechselwirkungen und Anwendungsbeschränkungen zu beachten.

Alternativen

Weitere TNF-α-Inhibitoren sind:

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
51183.6 g·mol-1
Quelle:
  1. Steinhilber, Schubert, Zsilavecz, Roth; Medizinische Chemie 2. Auflage 2010
  2. Mutschler Mutschler Arzneimittelwirkungen, Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  3. Fachinformation Enbrel
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