Folsäure

Folsäure (Vitamin B9) gehört zur Gruppe der wasserlöslichen Vitamine. Es ist an verschiedenen Wachstums- und Stoffwechselprozessen beteiligt und ein Mangel betrifft vor allem Zellen, die sich rasch teilen (z.B. Blutzellen). Vor allem während der Schwangerschaft muss auf eine ausreichende Folsäure-Versorgung geachtet werden, da sonst Missbildungen am Ungeborenen entstehen können.

Vitamin-b9-folsaeure

Anwendung

Folsäure ist ein Vitamin der B-Gruppe und wird bei Folsäuremangelzuständen, die diätetisch nicht behoben werden können, verabreicht. Perikonzeptionelle Einnahme von Folsäure (vor einer geplanten Schwangerschaft und im ersten Trimenon) wird auch bei vollwertiger Ernährung empfohlen zur Verringerung der Inzidenz von Neuralrohrdefekten sowie von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten bei Neugeborenen. Folsäure wird außerdem zur Therapie einer Homocysteinämie, die durch Folsäuremangel bedingt ist, eingesetzt. Ein eventuell vorliegender Vitamin B12 Mangel muss jedoch zuvor ausgeschlossen werden. Darüber hinaus muss gewährleistet werden, dass während der Therapie kein Vitamin B12-Mangel auftritt.

Folsäure wird oral angewendet oder als Injektion (wenn oral nicht möglich ist oder wenn mit der Standarddosierung keine ausreichende Wirksamkeit erzielt werden kann).

Wirkmechanismus

Folsäure ist in ihrer reduzierten Form (Tetrahydrofolsäure) als Carrier von C1-Gruppen wirksam. Damit besitzt Folsäure zentrale Bedeutung für den Intermediärstoffwechsel aller lebenden Zellen.

Die in normaler, ungekochter Nahrung vorkommenden Folsäure-Polyglutamate werden nach Hydrolyse, Reduktion und Methylierung vollständig resorbiert. Die empfohlene Tageszufuhr mit der Nahrung liegt für den gesunden Erwachsenen bei 300-400 μg/Tag, berechnet als Gesamtfolat, entsprechend 120-160 μg Folsäure. Dabei wird davon ausgegangen, dass bei intaktem enterohepatischen Kreislauf die mit der Galle sezernierte Folsäure vollständig rückresorbiert wird.

Im menschlichen Organismus wird Folat hauptsächlich in der Leber gespeichert. Wird mit der Nahrung keine Folsäure zugeführt, kommt es nach 4-5 Monaten zur Manifestation einer megaloblastischen Anämie.

Pharmakokinetik

Oral zugeführte Folsäure wird rasch und nahezu vollständig im proximalen Abschnitt des Dünndarms resorbiert. Maximale Plasmakonzentrationen werden nach ca. 1,6 Stunden erreicht. Im Verlauf von 4-6 Stunden wird die Folsäure zum Teil renal eliminiert und teilweise im Gewebe gespeichert.

Nach i. m.-Gabe (1,5 mg Folsäure, Mononatriumsalz) werden maximale Serumkonzentrationen innerhalb der ersten Stunde erreicht. Anschließend erfolgt ein rascher Konzentrationsabfall. Nach 12 Stunden werden wieder die Basiswerte erreicht. Innerhalb der ersten 6 Stunden werden nach parenteraler Verabreichung etwa 80 %, und in den darauf folgenden 4 Stunden weitere 17 % renal ausgeschieden.

Dosierung

Prophylaxe von Folsäure-Mangel

Die Dosierung beträgt 0,4 mg täglich. Auf ärztlichen Rat hin können auch 0,8 mg täglich eingenommen werden. Generell sollten die Tabletten unzerkaut eingenommen werden.

Primärprävention von Neuralrohrdefekten

Zur Prävention von Neuralrohrdefekten wird eine Dosierung von 0,4 mg täglich empfohlen. Auf ärztlichen Rat hin kann die Dosierung auf bis zu 0,8 mg Tagesdosis gesteigert werden. Die Einnahme sollte im Idealfall vier Wochen vor der Schwangerschaft begonnen werden und mindestens bis zur 12. Schwangerschaftswoche fortgesetzt werden.

Therapie von Folsäure-Mangel

Die tägliche Dosis zur Therapie eines Folsäure-Mangels liegt bei 5 bis 15 mg nach ärztlicher Verordnung.

Nebenwirkungen

Im Folgenden sind die Nebenwirkungen von Folsäure nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:

Selten (bei sehr hohen Dosierungen):

  • gastrointestinale Störungen
  • Schlafstörungen, Erregung oder Depression.

Sehr selten:

  • allergische Reaktionen, z. B. als Erythem, Pruritus, Bronchospasmus, Übelkeit oder anaphylaktischer Schock.

Nicht bekannt:

  • Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts.

Wechselwirkungen

Bei einer antikonvulsiven Therapie mit z.B. Phenytoin, Phenobarbital, Primidon können die Blutspiegel der Antikonvulsiva durch Folsäure gesenkt werden. Eine Zunahme der Krampfbereitschaft ist dadurch möglich. Dies ist insbesondere bei der Gabe hoher Dosen zur Behandlung von Vergiftungen mit Folsäureantagonisten zu beachten.

Bei gleichzeitiger Gabe von Folsäure und Folsäureantagonisten wie z.B. Chemotherapeutika (Trimethoprim, Proguanil, Pyrimethamin) und Zytostatika (Methotrexat) können sich diese gegenseitig in ihrer Wirkung hemmen. Deshalb dürfen diese nicht gleichzeitig gegeben werden. Gegebenenfalls wird Folsäure nach den Folsäureantagonisten verabreicht.

Werden hohe Dosen Folsäure zusammen mit 5-Fluorouracil bzw. oralen Fluoropyrimidinen (z. B. Capecitabin) verabreicht, kann dies zu schweren Durchfällen führen. Das ist auf eine Wirkungsverstärkung und damit Erhöhung der (Zyto-)Toxizität von Fluorouracil bzw. oralen Fluoropyrimidinen zurückzuführen.

Chloramphenicol kann das Ansprechen auf eine Folsäure-Behandlung verhindern und sollte deshalb nicht an Patienten mit schweren Folsäuremangelerscheinungen verabreicht werden.

Kontraindikationen

  • Überempfindlichkeit gegen Folsäure
  • Dosierung von mehr als 5 mg Folsäure pro Tag in der Schwangerschaft und Stillzeit (da die Sicherheit nicht gewährleistet ist)
  • Megaloblastenanämie infolge isolierten Vitamin B12-Mangels. Die Ursache einer Megaloblastenanämie muss vor Therapiebeginn abgeklärt werden. Bei unbekannter Ursache sollte vor Behandlungsbeginn geprüft werden, ob ein Folsäuremangel vorliegt. Auch bei lebensbedrohlicher Megaloblastenanämie muss wegen der Gefahr irreversibler neurologischer Störungen vor Therapiebeginn die Diagnose eines eventuellen Vitamin B12-Mangels ausgeschlossen werden (Sicherstellung von Serum- und Erythrozyten-Proben und Bestimmung des Vitamin B12-Gehalts). Da Folsäure und Vitamin B12 einen Retikulozytenanstieg im Blut bewirken, kann die Gabe eines der beiden Vitamine unter Umständen den Mangel des anderen Vitamins maskieren.

Schwangerschaft

Folsäure wird zur Prophylaxe von Neuralrohrdefekten eingesetzt.

Kontrollierte Studien an Schwangeren mit Tagesdosen bis 5 mg Folsäure haben keine Hinweise auf Schädigungen des Embryos oder Fetus ergeben. Ebenso sind für die Anwendung während der Stillzeit in der Dosierung keine Risiken bekannt.

Stillzeit

Höhere Dosierungen sind kontraindiziert, da die Sicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit nicht gewährleistet ist.

Verkehrstüchtigkeit

Folsäure hat keinen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen.

Weitere Details zu diesem Wirkstoff können Sie der Fachinformation entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
441.4 g·mol-1
Autor:
Stand:
28.09.2018
Quelle:

Quelle zur Dosierung: Framm et al.: Arzneimittelprofile für die Kitteltasche, 6. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart

  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden
130 Präparate mit Folsäure