Insulin lispro

Insulin lispro (Humalog) ist ein gentechnisch Insulin-Analogon, das zu den rasch und kurz wirksamen Insulinen zählt. Es wird Glukoseangewendet zur Therapie des Diabetes mellitus. Durch Aminosäuren-Austausch kann es unmittelbar vor den Mahlzeiten verabreicht werden und es ist kein „Spritz-Ess-Abstand“ nötig.

Anwendung

Insulin lispro ist zugelassen zur Behandlung von Diabetes mellitus bei Erwachsenen und Kindern. Das Medikament wird angewendet zur Aufrechterhaltung eines normalen Glukosehaushaltes und kann außerdem bei der Ersteinstellung des Diabetes mellitus eingesetzt werden.

Anwendungsart

Insulin lispro wird unmittelbar vor den Mahlzeiten subkutan appliziert.  Die subkutane Anwendung soll in Oberarm, Oberschenkel, Gesäß oder Abdomen und immer an verschiedenen Stellen erfolgen, so dass dieselbe Einstichstelle nicht öfter als ca. einmal im Monat verwendet wird.

Wirkmechanismus

Die Wirkung von Insulin lispro beruht auf verschiedenen Mechanismen, die den Glukose-Verbrauch fördern und die Neubildung hemmen. Der Wirkstoff bindet an Insulin-Rezeptoren auf Zellen der quergestreiften Muskulatur und des Fettgewebes und steigert die Aufnahme von Glukose und Aminosäuren aus dem Blut. In der Leber wird die Glukoneogenese gehemmt, zudem wird die Speicherung von Glukose in Form von Glykogen in Leber und Muskelzellen erhöht. Auch der oxidative Glukoseabbau wird verstärkt sowie die Bildung von Fetten aus Glukose, sodass der Blutzuckerspiegel insgesamt gesenkt wird.

Insulin

Pharmakokinetik

Im Vergleich zu Humaninsulin wurde bei Insulin lispro die Aminosäuren Prolin an Position 28 und Lysin an Position 29 ausgetauscht. Durch die veränderte Ladungsverteilung wird die Selbstassoziation zu Insulin-Hexameren reduziert und  in der Folge ist die Resorptionsgeschwindigkeit erhöht.

Insulin lispro wird nach der Applikation schnell aus dem Unterhautfettgewebe freigesetzt. Der Wirkeintritt von Insulin lispro erfolgt nach subkutaner Applikation bereits nach etwa 15 Minuten Plasmaspitzenspiegel werden innerhalb von 30 bis 70 Minuten nach subkutaner Injektion erreicht. Die Wirkdauer ist kürzer als die des Normalinsulins und beträgt 2 bis 5 Stunden. Das Wirkmaximum wird nach 30 bis 70 Minuten erreicht. Die schnellere Absorption und Elimination von Insulin lispro im Vergleich zu Normalinsulin bleibt bei Patienten mit Nieren- oder Leberfunktionsstörung unverändert.

Dosierung

Die Dosierung von Insulin lispro muss vom Arzt festgelegt werden und erfolgt nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Bei eingeschränkter Nierenfunktion/ Nierenschädigung  kann der Insulinbedarf vermindert sein. Bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion kann der Insulinbedarf aufgrund der reduzierten Fähigkeit zur Glukoneogenese und aufgrund eines geringeren Insulinabbaus vermindert sein; allerdings kann bei Patienten mit einer chronischen Leberfunktionsstörung eine erhöhte Insulinresistenz auch zu einem erhöhten Insulinbedarf führen.

Nebenwirkungen

Die häufigste Nebenwirkung einer Insulin-Therapie ist die Hypoglykämie. Das Auftreten ist abhängig von der Insulindosis und Faktoren wie der Nahrungsaufnahme und körperlichen Aktivität des Patienten.

Häufig treten auch lokale allergische Reaktionen an der Injektionsstelle auf. Systemische Allergien sind selten.

Gelegentlich kann es zu einer Lipodystrophie an der Injektionsstelle kommen.

Wechselwirkungen

Folgende Wirkstoffe können den Insulinbedarf durch hyperglykämische Wirksamkeit erhöhen:

Durch die hypoglykämische Wirkung folgender Wirkstoffe kann der Insulinbedarf reduziert werden:

Betablocker können die frühen Warnsymptome einer Hypoglykämie maskieren.

Bei der Kombination von Insulin lispro und dem oralen Antidiabetikum Pioglitazon wurden, besonders bei Patienten mit erhöhtem kardiovaskulärem Risiko, Fälle von Herzinsuffizienz berichtet. Bei einer Kombinationstherapie ist der Patient auf Zeichen einer Herzinsuffizienz zu überwachen und Pioglitazon gegebenenfalls abzusetzen.

Kontraindikation

Folgende Fälle führen zu einer Kontraindikation für Insulin lispro:

  • Überempfindlichkeit gegen Insulin lispro
  • Hypoglykämie

Schwangerschaft

Insulin lispro kann in der Schwangerschaft angewendet werden. Studien zeigen bei der Anwendung von Insulin lispro keine Hinweise auf ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Wohingegen ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus mit erhöhten Blutzuckerwerten zu eine Erhöhung des Fehlbildungsrisikos und zu einer Zunahme von fetalen Komplikationen führen kann.

Für Patientinnen mit vorbestehender Diabeteserkrankung oder einem Schwangerschaftsdiabetes ist eine gute Stoffwechseleinstellung während der gesamten Schwangerschaft unbedingt erforderlich, um unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit Hyperglykämie zu vermeiden. Der Insulinbedarf kann während des ersten Trimenons abfallen und steigt in der Regel während des zweiten und dritten Trimenons an. Unmittelbar nach der Entbindung fällt der Insulinbedarf rasch ab (erhöhtes Hypoglykämierisiko). Eine sorgfältige Überwachung des Blutzuckerspiegels ist daher besonders wichtig.

Stillzeit

Insulin lispro kann während der Stillzeit uneingeschränkt zur Therapie des Diabetes mellitus angewendet werden. Bei Einsetzen der Milchproduktion kommt es häufig zu einem Abfall des Insulinbedarfes, so dass es während der Stillzeit notwendig sein kann, die Insulindosierung neu einzustellen.

Verkehrstüchtigkeit

Patienten mit häufigen Hypoglykämie-Episoden sollte geraten werden, Vorsichtsmaßnahmen beim Führen von Kraftfahrzeugen zu treffen, da eine Hypoglykämie die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit verringern kann.

Anwendungshinweise

Patienten müssen dazu angewiesen werden, immer das Etikett ihrer Insulinprodukte zu überprüfen, um eine versehentliche Verwechslung zwischen zwei verschiedenen Stärken und anderen Insulinprodukten zu vermeiden.

Alternativen

Weitere kurzwirsame Insulin-Analoga sind: 

Autor:
Stand:
09.05.2022
Quelle:
  1. Mutschler, Geisslinger, Menzel, Ruth, Schmidtko (2016) Pharmakologie kompakt, 1. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart
  2. Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth (2010) Medizinische Chemie, 2. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart
  3. Lilly Deutschland GmbH. Fachinformation: Humalog® 100 Einheiten/ml KwikPen, Injektionslösung in einem Fertigpen 

Abbildung

Adapted from „Insulin Mechanism”, by BioRender.com

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90 Präparate mit Insulin lispro