Lisinopril
Lisinopril ist ein Wirkstoff zur Behandlung arterieller Hypertonie (Bluthochdruck), der Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche) und zur Prophylaxe kardiologischer Erkrankungen.
Lisinopril: Übersicht

Anwendung
Der Wirkstoff Lisinopril hat folgende Anwendungsgebiete:
- Hypertonie
- Herzinsuffizienz
- kurzzeitige Behandlung (6 Wochen) von hämodynamisch stabilen Patienten innerhalb von 24 Stunden nach einem akuten Herzinfarkt
- Nierenkomplikationen bei Diabetes mellitus
- Behandlung von Nierenerkrankungen bei Bluthochdruck-Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus und beginnender Nephropathie
Die Dosis von Lisinopril sollte entsprechend den Besonderheiten des einzelnen Patienten und je nach Ansprechen des Blutdrucks individuell angepasst werden.
Wirkmechanismus
Lisinopril gehört wie auch Ramipril, Captopril, Enalapril, Perindopril und Zofenopril der Klasse der ACE-Inhibitoren an. „ACE“ (angiotensin converting enzyme) ist ein Enzym, welches die Umwandlung von Angiotensin I zu Angiotensin II katalysiert. Angiotensin II wirkt zum einen direkt und zum anderen auch indirekt vasokonstringierend durch Freisetzung von Catecholaminen aus dem Nebennierenmark, durch Erleichterung der Noradrenalin-Freisetzung und durch Erhöhung des Sympathikustonus. Diese Faktoren tragen alle zu einer Blutdrucksteigerung bei. Weiterhin bedingt Angiotensin II die Freisetzung von Aldosteron, auch bekannt als „Dursthormon“, weshalb eine ACE-Hemmung durch Enalapril zusätzlich eine schwache diuretische Wirkung mit bedingt.

Pharmakokinetik
- Nach oraler Verabreichung von Lisinopril werden maximale Plasmaspiegel innerhalb von ca. 7 Stunden erreicht
- die absolute Bioverfügbarkeit ist bei Patienten mit Herzinsuffizienz um ca. 16 % reduziert. Die Absorption von Lisinopril wird durch Nahrung nicht beeinflusst
- Lisinopril wird nicht verstoffwechselt und wird vollkommen unverändert mit dem Urin ausgeschieden
- die Clearance von Lisinopril bei gesunden Probanden beträgt ungefähr 50 ml/min
- Lisinopril kann durch Dialyse entfernt werden
Dosierung
Im Allgemeinen sollte die Dosis individuell angepasst werden.
Hypertonie
Lisinopril kann als Monotherapie oder mit Antihypertensiva aus anderen Klassen kombiniert eingenommen werden.
Initialdosis
Die empfohlene Initialdosis beträgt 10 mg Lisinopril. Bei Patienten mit stark aktiviertem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System wird eine Initialdosis von 2,5 – 5 mg empfohlen, da es nach Einnahme der Initialdosis zu einem starken Blutdruckabfall kommen kann. Bei diesen Patienten sollte die Behandlung unter ärztlicher Überwachung eingeleitet werden.
Erhaltungsdosis
Die empfohlene Erhaltungsdosis beträgt 20 mg einmal täglich. Wenn der erwünschte therapeutische Effekt mit einer bestimmten Dosierung nicht innerhalb eines Zeitraums von 2 bis 4 Wochen erreicht werden kann, ist die Dosis zu erhöhen. Die maximale Tagesdosis beträgt 80 mg Lisinopril.
Patienten, die mit Diuretika behandelt werden
Bei Patienten, die gleichzeitig mit Diuretika behandelt werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass es zu einem symptomatischen Blutdruckabfall kommt. Ebenso kann bei diesen Patienten ein Volumen- und/oder Salzmangel vorliegen, deshalb ist Vorsicht geboten. Die Diuretika-Therapie sollte nach Möglichkeit 2 - 3 Tage vor der Gabe von Lisinopril beendet werden. Bei Patienten, bei denen das Diuretikum nicht abgesetzt werden kann, sollte mit 5 mg Lisinopril begonnen werden. Die Nierenfunktion und der Serumkaliumspiegel sind zu überwachen. Die nachfolgende Erhaltungsdosis ist individuell anzupassen, zudem kann die Diuretika-Therapie falls nötig wieder aufgenommen werden.
Eingeschränkte Nierenfunktion
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Dosierung anhand von der Kreatinin-Clearance anzupassen. Bei einer Kreatinin-Clearance von 31 - 80 ml/min beträgt die Initialdosis 5 - 10 mg Lisinopril, bei 10 - 30 ml/min 2,5 - 5 mg Lisinopril pro Tag. Bei einer Kreatinin-Clearance unter 10 ml/min einschließlich Dialysepatienten beträgt die Initialdosis 2,5 mg, wobei die Dosis schrittweise erhöht werden kann, entweder bis der Blutdruck unter Kontrolle ist oder auf maximal 40 mg täglich.
Kinder und Jugendliche (6 - 16 Jahre)
Die Initialdosis ist nach Körpergewicht zu ermitteln und die Erhaltungsdosis ist individuell anzupassen. Dabei ist zu beachten, dass Dosierungen über 0,61 mg/kg oder mehr als 40 mg bei Kindern und Jugendlichen nicht untersucht worden sind. Bei Patienten mit einem Körpergewicht von 20 bis 50 kg beträgt die empfohlene Anfangsdosis 2,5 mg einmal täglich, dabei kann die Dosierung schrittweise bis zu einem Maximum von 20 mg täglich individuell angepasst werden.
Bei Kindern und Jugendlichen mit mehr als 50 kg Körpergewicht beträgt die Initialdosis 5 mg einmal täglich und sollte bis zu einem Maximum von 40 mg Lisinopril pro Tag angepasst werden. Bei Kindern mit einer eingeschränkten Nierenfunktion (GFR < 30 ml/min/1,73 m2) sollte Lisinopril in einer geringeren Initialdosis oder mit einem verlängerten Dosisintervall gegeben werden.
Herzinsuffizienz
Lisinopril sollte bei Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz als Begleittherapie zu Diuretika und gegebenenfalls zu Digitalis oder Betablockern eingesetzt werden. Die Initialdosis beträgt 2,5 mg Lisinopril einmal täglich, die unter ärztlicher Überwachung eingenommen werden sollte.
Eine Dosiserhöhung sollte in kleinen Schritten von maximal 10 mg erfolgen und das zeitliche Intervall zwischen den Dosiserhöhungen sollte mindestens 2 Wochen betragen. Dabei sollte die Maximaldosis 35 mg einmal täglich nicht überschreiten.
Den Risikopatienten für eine Hypotonie sollten z. B. der Salzmangel (mit oder ohne Hyponatriämie) oder die Hypovolämie möglichst vor einer Therapie mit Lisinopril behoben werden. Die Nierenfunktion und die Serumkaliumkonzentration sind zu überwachen.
Akuter Herzinfarkt
Die empfohlene Standardtherapie wie z. B. Thrombolytika, Acetylsalicylsäure und Betablocker ist dem Patienten je nach Bedarf zu geben. Ebenso kann Glyceroltrinitrat zusammen mit Lisinopril verabreicht werden.
Initialdosis (während der ersten 3 Tage nach dem Infarkt)
Innerhalb von 24 Stunden nach Einsetzen der Symptome kann die Behandlung mit Lisinopril begonnen werden, vorausgesetzt, dass der systolische Blutdruck niedriger als 100 mmHg ist. Am ersten und zweiten Therapietag erhalten die Patienten jeweils 5mg Lisinopril am Tag, die Dosis wird ab dem dritten Tag auf 10 mg erhöht. Patienten mit niedrigem systolischem Blutdruck (<120 mmHg) sollten mit 2,5 mg Lisinopril die Therapie beginnen.
Die Initialdosis ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend der Kreatinin-Clearance (< 80 ml/min) anzupassen.
Erhaltungsdosis
Die Erhaltungsdosis beträgt 10 mg einmal täglich. Bei Patienten mit niedrigem systolischem Blutdruck (<100 mmHg) kann die tägliche Erhaltungsdosis auf 2,5 - 5 mg reduziert werden. Lisinopril sollte abgesetzt werden, wenn der systolische Blutdruck länger als eine Stunde bei weniger als 90 mmHg liegt.
Die Behandlung sollte 6 Wochen lang fortgesetzt werden und anschließend der Patient erneut untersucht werden. Die Behandlung mit Lisinopril wird fortgesetzt, wenn Patienten Symptome einer Herzinsuffizienz entwickeln.
Nierenkomplikationen beim Diabetes mellitus
Bei Bluthochdruck-Patienten mit Typ-2-Diabetes mellitus und beginnender Nephropathie beträgt die Dosierung 10 mg einmal täglich, die bei Bedarf auf 20 mg einmal täglich erhöht werden. Die Initialdosis ist bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend der Kreatinin-Clearance (< 80 ml/min) anzupassen.
Kinder und Jugendliche
Die Anwendung von Lisinopril wird bei Kindern über 6 Jahren nur zur Behandlung von Hypertonie empfohlen, für andere Indikationsgebiete gibt es keine Dosierungsempfehlung. Lisinopril wird bei Kindern unter 6 Jahren oder bei Kindern mit schwerer Nierenschädigung nicht empfohlen.
Ältere Menschen
Da das fortgeschrittene Lebensalter meist mit einer verminderten Nierenfunktion verbunden ist, sollte die Initialdosis entsprechend des Kreatinin-Clearance (< 80 ml/min) angepasst werden.
Patienten nach Nierentransplantation
Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten nach einer Nierentransplantation ist nicht erwiesen, aus diesem Grund wird eine Behandlung mit Lisinopril nicht empfohlen.
Art der Anwendung
Lisinopril sollte einmal täglich oral unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Bei bestimmungsgemäßer Anwendung und bei niedriger Dosierung gelten ACE-Hemmer wie Lisinopril als gut verträglich. Die meisten Nebenwirkungen werden mit einem verlangsamten Abbau und einer Anreicherung von Bradykinin in Verbindung gebracht. Dieses kann den für ACE-Hemmer typischen trockenen Reizhusten verursachen. Weiterhin wird von Infektionen der Atemwege, Magen-Darm-Beschwerden, Sehstörungen, Nierenfunktionsstörungen, Hautausschlag, Schwindel, Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bronchitis und Müdigkeit berichtet. In seltenen Fällen (Häufigkeit 0,1-0,2 %) kann ein angioneurotischen Ödem auftreten.
Wechselwirkungen
- Diuretika: Additive antihypertensive Wirkung.
- Lisinopril sollte nicht zusammen mit kaliumsparenden Diuretika wie z.B. Spironolacton, Amilorid oder Triamteren eingenommen werden: Erhöhung der Kalium-Plasmaspiegel möglich.
- Patienten mit Nierenfunktionsstörungen oder Diabetiker sind von der Interaktion erhöhter Kalium-Plasmaspiegel besonders betroffen: Erhöht sich der Kaliumspiegel, ist gleichzeitig auch die Wirkung von Herzglykosiden wie Digitoxin oder Digoxin abgeschwächt.
- Nichtsteroidale Antirheumatika wie z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Naproxen: Die blutdrucksenkende Wirkung von Lisinopril vermindert sich. Bei kombinierter Einnahme sind deshalb Blutdruckkontrollen notwendig.
- Immunsuppressiva wie Allopurinol, Glucocorticoide oder Procainamid: Erhöhtes Risiko für Blutbildveränderungen. Sind diese Kombinationen unumgänglich, sollten regelmäßig Blutbildkontrollen durchgeführt werden.
- Da ACE-Inhibitoren das Auftreten allergischer Reaktionen begünstigen, sollte während ihrer Einnahme keine Hyposensibilisierung (Immuntherapie) durchgeführt werden.
- Ausscheidung von Lithium kann verzögert werden: Starke Nebenwirkungen durch erhöhte Plasmaspiegel möglich.
- Wird Enalapril mit oralen Antidiabetika oder Insulin kombiniert, sollten aufgrund einer verstärkten blutzuckersenkenden Wirkung regelmäßig Blutzucker-Kontrollen durchgeführt werden.
- Injektion von Goldverbindungen (z.B. Natriumaurothiomalat): Nitritoide Reaktionen (Symptome einer Vasodilatation wie Flush, Übelkeit, Schwindel und Hypotonie, die sehr schwerwiegend sein können) wurden häufiger beobachtet bei Patienten, die eine ACE-Hemmer-Therapie erhielten
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegen Lisinopril oder einen anderen Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer (ACE-Hemmer)
- angioneurotisches Ödem im Zusammenhang mit einer vorhergehenden Behandlung mit ACE-Hemmern
- angeborenes oder idiopathisches angioneurotisches Ödem
- zweites und drittes Schwangerschaftstrimester
- gleichzeitige Anwendung mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln ist bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaft
Die Anwendung von ACE-Hemmern wird im ersten Schwangerschaftstrimester nicht empfohlen, da das geringfügig erhöhte teratogene Risiko nicht ausgeschlossen werden kann. Die Anwendung von ACE-Hemmern im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester ist kontraindiziert, da sowohl fetotoxische als auch neonatal-toxische Effekte auftreten können. Bei einer Exposition mit ACE-Hemmern ab dem zweiten Schwangerschaftstrimester werden Ultraschalluntersuchungen der Nierenfunktion und des Schädels empfohlen. Patientinnen, die planen, schwanger zu werden, sollten auf eine alternative antihypertensive Therapie mit geeignetem Sicherheitsprofil für Schwangere umgestellt werden. Bei Feststellung einer Schwangerschaft, ist eine Behandlung mit ACE-Hemmern unverzüglich zu beenden und, falls erforderlich, eine alternative Therapie zu beginnen.
Stillzeit
Es liegen keine Erkenntnisse zur Anwendung von Lisinopril in der Stillzeit vor, aus diesem Grund wird die Anwendung von Lisinopril während der Stillzeit nicht empfohlen. Eine alternative antihypertensive Therapie zur Anwendung in der Stillzeit ist vorzuziehen.
Verkehrstüchtigkeit
Verkehrstüchtigkeit und Bedienen von Maschinen
Es ist zu berücksichtigen, dass beim Führen von Kraftfahrzeugen oder beim Bedienen von Maschinen gelegentlich Benommenheit oder Müdigkeit auftreten können.
Anwendungshinweise
- Bei Patienten mit aktiviertem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) kann es bei erstmaliger Lisinopil-Gabe zu massiver Blutdrucksenkung kommen. Diese Aktivierung kann durch eine Diuretika-Vorbehandlung, stärkere Wasser- und Salzverluste oder eine schwere Herzinsuffizienz ausgelöst werden. Damit dies vermieden wird, muss Lisinopril mit niedriger Dosis beginnend eingeschlichen werden.
- Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hypotonie bei Bluthochdruckpatienten auftritt wird erhöht wenn das Blutvolumen verringert worden ist (z.B. durch Diuretikatherapie, salzarme Ernährung, Dialyse, Durchfall, Erbrechen) oder wenn Patienten unter schwerer reninabhängiger Hypertonie leiden.
- Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 80 ml/min) sollte die anfängliche Dosis von Lisinopril entsprechend der Kreatinin-Clearance des Patienten eingestellt werden.
- Bei Patienten, die mit ACE-Hemmern, einschließlich Lisinopril, behandelt wurden, wurde über angioneurotische Ödeme des Gesichts, der Extremitäten, der Lippen, der Zunge, der Glottis und/oder des Kehlkopfs berichtet.
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformation LISINOPRIL-TEVA
- Fachinformation LisiHEXAL
- Fachinformation Lisinopril-TEVA
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Medizinische Chemie: Targets und Arzneistoffe, Steinhilber, Schubert-Zsilavecz, Roth
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