Mesalazin
Der Wirkstoff Mesalazin (5-Aminosalicylsäure) gehört zur Gruppe der Aminosalicylate und wird bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn angewendet.
Mesalazin: Übersicht

Anwendung
Der Wirkstoff Mesalazin wird bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn angewendet. Dabei kann Mesalazin sowohl die Symptome von akuten Krankheitsschüben lindern als auch Rückfällen vorbeugen. Komplikationen bei Hämorrhoiden sind ein weiteres Anwendungsgebiet. Außerdem wird der Wirkstoff als Radikalenfänger gegen oxidativen Stress verwendet.
Anwendungsart
Der Wirkstoff Mesalazin ist in Form von magensaftresistenten Tabletten oder Granulat, Retardtabletten sowie als Suppositorien und Rektalsuspension zugelassen.
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) warnte Anfang 2020 vor einem erhöhten Risiko für Anwendungsfehler und lokalen Nebenwirkungen bei Erstanwendern von Pentasa Zäpfchen. Die bei Pentasa-Zäpfchen verwendete Grundmasse besteht nicht wie üblich aus Hartfett, sondern unter anderem aus wasserunlöslichem Talkum und Magnesiumstearat. Aus diesem Grund ist die Oberfläche der Zäpfchen nicht wachsartig, sondern kann rau sein und scharfe Kanten aufweisen, weshalb ein allseitiges Befeuchten mit Wasser zur Erleichterung der Applikation nötig sein kann, um ein sicheres Einführen in das Rektum zu ermöglichen. Dadurch kann auch ein Anhaften des Zäpfchens im Analkanal vermieden werden.
Wirkmechanismus
Mesalazin gehört zur Gruppe der Aminosalicylate. In seiner Wirkung ähnelt der Wirkstoff den nicht-steroidalen Antirheumatika und Salicylaten. Der genaue Wirkmechanismus ist immer noch unklar. Wie die chemisch eng verwandte Salicylsäure vermindert Mesalazin die Produktion von entzündungsvermittelnden Prostaglandinen und Leukotrienen. Die antiinflammatorische Wirkung bleibt dabei nahezu ausschließlich auf den Darm beschränkt.
Pharmakokinetik
Resorption
Mesalazin wird hauptsächlich in den proximalen Darmabschnitten resorbiert. In den distalen Darmabschnitten findet nur eine geringe Aufnahme von Mesalazin statt. Die Bioverfügbarkeit nach oraler Einnahme beträgt 15-35 % und 10-15 % nach rektaler Anwendung. Die Zeit bis zum Auftreten maximaler Blutspiegel beträgt je nach Darreichungsform bei 0,7-12 Stunden.
Verteilung
Das Verteilungsvolumen ist relativ klein und beträgt 0,25 l/kg. Mesalazin ist zu 43% und N-Acetyl-5-Aminosalicylsäure zu 78-83 % an Plasmaproteine gebunden.
Biotransformation
Der einzige Hauptmetabolit von Mesalazin ist die pharmakologisch inaktive N-Acetyl-5-Aminosalicylsäure.
Elimination
Die Elimination von resorbiertem Mesalazin erfolgt hauptsächlich renal in Form von N-Acetyl-5-Aminosalicylsäure.
Dosierung
Akute Schübe der Colitis ulcerosa
Bei Erwachsenen und Kindern über 40 kg beträgt die empfohlene Dosis 1.500 – 3.600 mg Mesalazin täglich, aufgeteilt in 2-3 Einzeldosen. Die Anwendungsdauer liegt in der Regel bei 8-12 Wochen.
Für Kinder über 6 Jahre und Jugendliche bis 40 kg wird eine Dosis empfohlen von 30-50 mg/kg KG (magensaftresistente Tabletten und Retardtabletten) aufgeteilt in mehrere Einzeldosen, maximal 75 mg/kg KG, jedoch nicht mehr als 4.000 mg pro Tag.
Langzeitbehandlung der Colitis ulcerosa zur Vermeidung eines Rezidivs
Die empfohlene Dosis beträgt für Erwachsene und Kinder über 40 kg in der Regel dreimal täglich 500 mg. Dosierungen von 1.200 – 2.400 mg täglich, aufgeteilt in 1-3 Einzeldosen, sind ebenfalls möglich.
Die empfohlene Dosis für Kinder über 6 Jahre und Jugendliche bis 40 kg beträgt 15-30 mg/kg KG verteilt auf mehrere Einzeldosierungen, jedoch nicht mehr als 1.500 - 2.000 mg pro Tag.
Behandlung des akuten Schubs bei Morbus Crohn
Die empfohlene Dosis für Erwachsene und Jugendliche über 40 kg beträgt 1.500 - 4.500 mg pro Tag, verteilt auf 2-3 Einzeldosen.
Für Kinder über 6 Jahre und Jugendliche bis 40 kg beträgt die empfohlene Initialdosis 30-50 mg/kg pro Tag, aufgeteilt in Einzeldosen. Die Höchstdosis beträgt 75 mg/kg KG verteilt auf Einzeldosierungen, jedoch nicht mehr als 4.000 mg pro Tag.
Nebenwirkungen
Zu den Nebenwirkungen, die bei einer Anwendung mit Mesalazin auftreten können Zählen Befindlichkeitsstörungen im Magen-Darm-Trakt sowie Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel.
Wechselwirkungen
Unter der Anwendung von Mesalazin kann es mit folgenden Wirkstoffen zu Wechselwirkungen kommen:
- Warfarin ► Minderung der gerinnungshemmenden Wirkung von Warfarin möglich
- Azathioprin, 6-Mercaptopurin oder Thioguanin ► Verstärkung des myelosuppressiven Effektes von Azathioprin, 6-Mercaptopurin oder Thioguanin, weshalb regelmäßige Blutbild-Kontrollen, insbesondere der Leukozyten-, Thrombozyten- und Lymphozytenzahlen angeraten werden.
Kontraindikation
Mesalazin darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegenüber Mesalazin
- Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten
- Schwerer Leberfunktionsstörung
- Schwerer Nierenfunktionsstörung (GFR < 30 ml/min/1,73 m2)
Schwangerschaft/Stillzeit
Schwangerschaft
Mesalazin sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der zu erwartende Nutzen das potenzielle Risiko übersteigt, da keine ausreichenden Daten zur Anwendung von Mesalazin bei schwangeren Frauen vorliegen. Bei einer begrenzten Anzahl schwangerer Frauen (627) wurden keine negativen Auswirkungen auf die Schwangerschaft oder die Gesundheit des Fetus/Neugeborenen gefunden. In einem Einzelfall wurde unter Langzeitanwendung einer hohen Dosis (2 – 4 g Mesalazin oral) während der Schwangerschaft Nierenversagen bei einem Neugeborenen beobachtet.
Stillzeit
Mesalazin sollte während der Stillzeit nur angewendet werden, wenn der zu erwartende Nutzen das potenzielle Risiko übersteigt, da Mesalazin in die Muttermilch übergeht und Überempfindlichkeitsreaktionen wie Durchfall beim Säugling nicht ausgeschlossen werden können. Das Stillen sollte beendet werden, falls der Säugling Durchfall entwickelt.
Verkehrstüchtigkeit
Mesalazin hat keinen oder einen zu vernachlässigenden Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen.
Alternativen
Die Therapie des Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa richtet sich nach der Schwere der Erkrankung und hat zum Ziel entzündliche Prozesse zu unterbrechen.
Im akuten Schub können Wirkstoffe wie Budesonid, Hydrocortison oder 5-Aminosalicylsäurederivate (Mesalazin) verwendet werden.
Wird durch lokale Glukokortikoid-Anwendung keine Besserung der Symptome erzielt, können sog. Antimetabolite wie bspw. Immunsuppressiva (Azathioprin, Cyclophosphamid, Methotrexat, 6-Mercaptopurin) zum Einsatz kommen, welche die Proliferation von T-Zellen hemmen sollen.
Auch die Inhibition des Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) durch bspw. Infliximab, Adalimumab oder Golimumab kann das Krankheitsgeschehen bei therapieresistenten Fällen verbessern.
Wirkstoff-Informationen
- Fachinformation: Asacol
- Fachinformation: Claversal®
- Fachinformation: Mezavant®
- Fachinformation: PENTASA
- Fachinformation: Salofalk®
- Informationen der Institutionen und Behörden: AMK: Pentasa® 1000 mg Zäpfchen: Erhöhtes Risiko für Anwendungsfehler und lokale Nebenwirkungen bei Erstanwendern
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