Metoprolol
Metoprolol gehört zur Wirkstoffgruppe der Betablocker und wird bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Hypertonie (Bluthochdruck), Herzrhythmusstörungen und koronarer Herzkrankheit (KHK) eingesetzt. Weiteres Anwendungsgebiet von Metoprolol ist die Vorbeugung von Migräne.
Metoprolol: Übersicht

Anwendung
Metoprolol ist ein Betablocker, der bei folgenden Erkrankungen angewendet wird:
- Arterielle Hypertonie
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Hyperkinetisches Herzsyndrom
- Tachykarde Herzrhythmusstörungen
- Akutbehandlung des Herzinfarktes und
- Reinfarktprophylaxe
- Migräneprophylaxe
Zur antihypertensiven Therapie wird Metoprolol in retardierter Form als Tartrat bzw. Succinat eingesetzt um eine gleichmäßige und langdauernde Wirkung zu gewährleisten.
Wirkmechanismus
Metoprolol blockiert am Herzen den G-Protein gekoppelten Beta-1-Adrenorezeptor und verhindert so die Bindung von Adrenalin. Die Beta-1-Adrenozeptoren spielen eine wichtige Rolle im Bereich des Sinusknotens und der Arbeitsmuskulatur des Herzen, wo sie durch den Sympathikus positiv inotrope, positiv lusitrope und positiv bathmotrope Wirkungen vermitteln.
Durch ihre Hemmung kommt es deshalb zu einer Reduktion der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, der Schlagfrequenz und der Kontraktionskraft des Herzens, wodurch dieses entlastet wird.

Pharmakokinetik
Metoprolol wird in der Leber über CYP2D6 metabolisiert. Bei langsamen Metabolisierern kann die Plasmakonzentration um ein Vielfaches erhöht sein.
Die Eliminationshalbwertszeit von Metoprolol beträgt 3-5 Stunden. Der Wirkstoff wird über die Niere ausgeschieden.
Metoprolol wird nach der Einnahme relativ rasch in der Leber abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Deshalb wird der Wirkstoff üblicherweise in Retardform mit verzögerter Freigabe gegeben.
Das Maximum der Wirkung wird nach Tagen oder Wochen erreicht, weshalb die Dosis nur langsam gesteigert werden sollte.
Dosierung
Die Dosierung von Metoprolol richtet sich nach dem individuellen Behandlungserfolg des Patienten und der jeweiligen Indikation.
- Bei der Behandlung der arteriellen Hypertonie oder der KHK beträgt die Dosierungsempfehlung im Allgemeinen 1- bis 2-mal täglich 50 mg Metoprololtartrat (entsprechend 47,5 mg Metoprololsuccinat) bzw. 1-mal täglich 50 bis 100 mg Metoprololtartrat.
- Bei tachykarden Herzrhythmusstörungen wird 1- bis 2-mal täglich 100 mg Metoprololtartrat (entsprechend 95 mg Metoprololsuccinat) empfohlen.
- Zur Migräneprophylaxe können Dosierungen zwischen 100 mg bis 200 mg Metoprololtartrat (entsprechend 95 bis 190 mg Metoprololsuccinat) einmal täglich angewendet werden.
- Bei akutem Herzinfarkt soll die Behandlung umgehend nach Krankenhauseinweisung unter kontinuierlicher EKG- und Blutdruckkontrolle mit 5 mg Metoprololtartrat i. v. eingeleitet werden. Je nach Verträglichkeit können in Abständen von 2 Minuten weitere Einzeldosen von 5 mg Metoprololtartrat i. v. bis zu einer maximalen Gesamtdosis von bis zu 15 mg Metoprololtartrat verabreicht werden.
- Das hyperkinetische Herzsyndrom (sog. funktionelle Herzbeschwerden) wird mit 1- bis 2-mal täglich 50 mg bzw. 1-mal täglich 50 bis 100 mg Metoprololtartrat (entsprechend 47,5 mg bis 95 mg Metoprololsuccinat) behandelt.
Nebenwirkungen
Zu den häufig auftretenden Nebenwirkungen zählen:
- Müdigkeit, Somnolenz, Schwindelgefühl
- Kopfschmerzen
- Bradykardie
- Orthostase-Syndrom, gelegentlich mit Synkopen
- Belastungsdyspnoe
- Übelkeit, Erbrechen, Abdominalschmerz
Wechselwirkungen
Folgende Verbindungen können zu einer Wirkverstärkung von Metoprolol führen:
Inhibitoren des Cytochrom-P450-Isoenzyms 2D6:
- Antidepressiva wie Fluoxetin, Paroxetin
- Bupropion
- Thioridazin
- Antiarrhythmika wie Chinidin oder Propafenon
- Virustatika wie Ritonavir
- Antihistaminika wie Diphenhydramin
- Antimalariamittel wie Hydroxychloroquin oder Chinin
- Antimykotika wie Terbinafin
- Cimetidin
Folgende Verbindungen können zu einer Abschwächung der Metoprolol-Wirkung führen:
- Nicht steroidale Antirheumatika
- Induktoren des Cytochrom-P450-Isoenzyms 2D6 z.B. Rifampicin
- Digitalisglykoside, Reserpin, Methyldopa, Guanfacin oder Clonidin
Gleichzeitige Gabe von Betablockern mit Ergotalkaloiden kann deren vasokonstriktiven Eigenschaften verstärken.
Metoprolol kann die Wirkung von Lidocain vermindern.
Kontraindikation
Zu den Gegenanzeigen von Metoprolol zählen:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Betablocker
- dekompensierte oder manifeste Herzinsuffizienz
- kardiogener Schock
- AV-Block 2. oder 3. Grades
- Sinuskopen-Syndrom
- sinuatrialer Block
- Bradykardie
- Hypotonie
- Azidose
- Asthma bronchiale
- periphere Durchblutungsstörungen
- unbehandeltes Phäochromozytom
- gleichzeitige Gabe von MAO-Hemmern
Schwangerschaft
Metoprolol darf in der Schwangerschaft nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden. Metoprolol passiert die Plazenta und kann im Feten zu Bradykardie, Hypotonie und Hypoglykämie führen. Aus diesem Grund sollte die Therapie mit Metoprolol 48 bis 72 Stunden vor dem errechneten Geburtstermin beendet werden. Wenn dies nicht möglich ist, müssen Neugeborene 48 bis 72 Stunden nach der Entbindung sorgfältig ärztlich überwacht werden.
Im Allgemeinen reduzieren Beta-Blocker die Plazentaperfusion, was zu Wachstumsverzögerung, intrauterinem Tod, Fehlgeburt und frühzeitigen Wehen führen kann. Kardiale und pulmonale Komplikationen sind in der Postpartalphase erhöht.
Stillzeit
Metoprolol sollte nicht in der Stillzeit angewendet werden, es sei denn, die Einnahme wird als notwendig erachtet. Metoprolol geht in die Muttermilch über und erreicht etwa das Dreifache der bei der Mutter gemessenen Serumkonzentration. Gestillte Säuglinge sollten auf Anzeichen einer Betablockade wie z. B. Bradykardie überwacht werden. Die durch die Muttermilch aufgenommene Menge an Metoprolol kann verringert werden, wenn erst 3 bis 4 Stunden nach Anwendung der Tabletten gestillt wird
Verkehrstüchtigkeit
Bei der Anwendung von Metoprolol kann es individuell unterschiedlich stark zu Reaktionen wie z. B. Schwindel, Müdigkeit oder Sehverschlechterung kommen, wodurch das Reaktionsvermögen soweit verändert sein kann, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, zum Bedienen von Maschinen oder zum Arbeiten ohne sicheren Halt beeinträchtigt wird.
Anwendungshinweise
- Unter der Therapie mit Metoprolol kann es zu einer Verminderung des HDL-Cholesterins und einer Erhöhung der Triglyzeride im Plasma kommen.
- Symptome einer Thyreotoxikose können maskiert werden.
- Betablocker können die Empfindlichkeit gegenüber Allergenen und die Schwere anaphylaktischer Reaktionen erhöhen.
- Diabetiker mit stark schwankenden Blutzuckerspiegeln und Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion sollen besonders überwacht werden.
Wirkstoff-Informationen
- Framm et al., "Arzneimittelprofile", 6. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart
- Fachinformation Beloc i.v. 5mg/5ml Injektionslösung
- Fachinformation Metoprolol ratiopharm 100 mg Tabletten
Abbildung
Created with Biorender