Perindopril

Perindopril ist ein Wirkstoff, der zur Therapie der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck), der Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche) und zur Prophylaxe kardiologischer Erkrankungen eingesetzt wird.

Perindopril

Anwendung

Der Wirkstoff Perindopril hat folgende Anwendungsgebiete:

Anwendungsart

Perindopril sollte üblicherweise 1-mal täglich morgens vor einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden.

Die Dosis ist entsprechend dem Patientenprofil und dem Ansprechen des Blutdrucks individuell anzupassen.

Wirkmechanismus

Perindopril gehört wie auch Ramipril, Captopril, Enalapril, Lisinopril und Zofenopril der Klasse der ACE-Inhibitoren an. „ACE“ (angiotensin converting enzyme) ist ein Enzym, welches die Umwandlung von Angiotensin I zu Angiotensin II katalysiert. Angiotensin II wirkt zum einen direkt und zum anderen auch indirekt vasokonstringierend durch Freisetzung von Catecholaminen aus dem Nebennierenmark, durch Erleichterung der Noradrenalin-Freisetzung und durch Erhöhung des Sympathikustonus. Diese Faktoren tragen alle zu einer Blutdrucksteigerung bei. Weiterhin bedingt Angiotensin II die Freisetzung von Aldosteron, auch bekannt als  „Dursthormon“, weshalb eine ACE-Hemmung zusätzlich eine schwache diuretische Wirkung mit bedingt.

ACE-Inhibitoren

Pharmakokinetik

  • Nach oraler Gabe wird Perindopril schnell resorbiert. 
  • Die Bioverfügbarkeit liegt bei 65-70%.
  • Etwa 20% des gesamten resorbierten Perindoprils wird in den aktiven Metaboliten Perindoprilat umgewandelt.
  • Die Plasmahalbwertszeit von Perindopril beträgt 1 Stunde. Die maximale Plasmakonzentration von Perindoprilat wird innerhalb von 3-4 Stunden erreicht.
  • Da durch Nahrungsaufnahme die Umwandlung zu Perindoprilat und damit auch die Bioverfügbarkeit abnimmt, sollte Perindopril täglich morgens vor dem Essen als Einzeldosis eingenommen werden.
  • Perindoprilat wird renal eliminiert.

Dosierung

Die empfohlene Anfangsdosis von Perindopril beträgt 4 mg und wird einmal täglich morgens angewendet. Die Dosis kann nach einmonatiger Behandlung auf 8 mg einmal täglich gesteigert werden.

CAVE: Nach der Einleitung der Therapie mit Perindopril kann es zu symptomatischer Hypotonie kommen; dies ist wahrscheinlicher bei Patienten, die gleichzeitig mit Diuretika behandelt werden.

Nebenwirkungen

Bei bestimmungsgemäßer Anwendung und bei niedriger Dosierung gelten ACE-Hemmer als gut verträglich. Die meisten Nebenwirkungen werden mit einem verlangsamten Abbau und einer Anreicherung von Bradykinin in Verbindung gebracht. Dieses kann den für ACE-Hemmer typischen trockenen Reizhusten verursachen. Weiterhin wird von Infektionen der Atemwege, Magen-Darm-Beschwerden, Sehstörungen, Nierenfunktionsstörungen, Hautausschlag, Schwindel, Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Bronchitis und Müdigkeit berichtet.

In seltenen Fällen (Häufigkeit 0,1-0,2%) kann ein angioneurotischen Ödem auftreten.

Wechselwirkungen

  • Diuretika: additive antihypertensive Wirkung
  • Perindopril sollte nicht zusammen mit kaliumsparenden Diuretika wie z.B. Spironolacton, Amilorid oder Triamteren eingenommen werden: erhöhte Kalium-Plasmaspiegeln.
  • Patienten mit Nierenfunktionsstörungen oder Diabetiker sind von der Interaktion erhöhter Kalium-Plasmaspiegel besonders betroffen: erhöht sich der Kaliumspiegel, ist gleichzeitig auch die Wirkung von Herzglykosiden wie Digitoxin oder Digoxin abgeschwächt.
  • Nichtsteroidale Antirheumatika wie z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure und Naproxen: blutdrucksenkende Wirkung vermindert sich. Bei kombinierter Einnahme sind deshalb Blutdruckkontrollen notwendig.
  • Immunsuppressiva wie Allopurinol, Glucocorticoide oder Procainamid: erhöhtes Risiko für Blutbildveränderungen. Sind diese Kombinationen unumgänglich, sollten regelmäßig Blutbildkontrollen durchgeführt werden.
  • Da ACE-Inhibitoren das Auftreten allergischer Reaktionen begünstigen, sollte während ihrer Einnahme keine Hyposensibilisierung (Immuntherapie) durchgeführt werden.
  • Ausscheidung von Lithium kann verzögert werden: starke Nebenwirkungen durch erhöhte Plasmaspiegel
  • Wird Perindopril mit oralen Antidiabetika oder Insulin kombiniert, sollten aufgrund einer verstärkten blutzuckersenkenden Wirkung regelmäßig Blutzucker-Kontrollen durchgeführt werden.
  • Injektion von Goldverbindungen (z.B. Natriumaurothiomalat): nitritoide Reaktionen (Symptome einer Vasodilatation wie Flush, Übelkeit, Schwindel und Hypotonie, die sehr schwerwiegend sein können) wurden häufiger beobachtet bei Patienten, die eine ACE-Hemmer-Therapie erhielten

Kontraindikation

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoffoder einen anderen ACE-Hemmer
  • angioneurotisches Ödem in Zusammenhang mit einer früheren ACE-Hemmer-Therapie in der Anamnese
  • hereditäres oder idiopathisches angioneurotisches Ödem
  • gleichzeitige Anwendung von Perindopril mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion
  • zweites und drittes Schwangerschaftstrimester

Schwangerschaft

Die Anwendung von ACE-Hemmern wird im ersten Schwangerschaftstrimester nicht empfohlen; Im zweiten und dritten Schwangerschaftstrimester ist die Anwendung kontraindiziert.

Stillzeit

Da keine Erkenntnisse zur Anwendung von Perindopril in der Stillzeit vorliegen, wird das Stillen bei Einnahme des Wirkstoffes nicht empfohlen. Eine alternative antihypertensive Therapie mit einem besser geeigneten Sicherheitsprofil bei Anwendung in der Stillzeit ist vorzuziehen, insbesondere wenn Neugeborene oder Frühgeborene gestillt werden

Anwendungshinweise

Bei Patienten mit aktiviertem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) kann es bei erstmaliger ACE-Hemmer Einnahme zu massiver Blutdrucksenkung kommen. Diese Aktivierung kann durch eine Diuretika-Vorbehandlung, stärkere Wasser- und Salzverluste oder eine schwere Herzinsuffizienz ausgelöst werden. Damit dies vermieden wird, muss Perindopril mit niedriger Dosis beginnend eingeschlichen werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hypotonie bei Bluthochdruckpatienten auftritt wird erhöht wenn das Blutvolumen verringert worden ist (z.B. durch Diuretikatherapie, salzarme Ernährung, Dialyse, Durchfall, Erbrechen) oder wenn Patienten unter schwerer reninabhängiger Hypertonie leiden.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance < 80 ml/min) sollte die anfängliche Dosis von Perindopril entsprechend der Kreatinin-Clearance des Patienten eingestellt werden.

Bei Patienten, die mit ACE-Hemmern behandelt wurden, wurde über angioneurotische Ödeme des Gesichts, der Extremitäten, der Lippen, der Zunge, der Glottis und/oder des Kehlkopfs berichtet.

Alternativen

Zu den ACE-Hemmern gehören die folgenden Wirkstoffe:

Wenn Nebenwirkungen wie der beschriebene Reizhusten unter ACE-Hemmern auftreten, stehen als Alternative AT1-Rezeptor-Antagonisten, die sogenannten Sartane, zur Verfügung.

Liegt eine Niereninsuffizienz des Patienten vor und es soll trotz allem ein ACE-Hemmer verwendet werden, kann unter Umständen Fosinopril eingesetzt werden, da dieser Wirkstoff bei Niereninsuffizienz kompensatorisch über die Leber ausgeschieden wird.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
368.47 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 1.0 H
Q0-Wert:
0.4
Quelle:
  1. Medizinische Chemie; Dieter Steinhilber, Manfred Schubert-Zsilavecz, Hermann J. Roth
  2. Fachinformationen ausgewählter ACE-Hemmer
  3. Mutschler Arzneimittelwirkungen Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie, Begründet von Ernst Mutschler, 11. Auflage 2020, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart

Abbildung

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