Pramipexol

Pramipexol ist ein Dopaminagonist und wird insbesondere zur Behandlung von Morbus Parkinson eingesetzt, bei der es zu einer Degeneration der dopaminergen Neurone im Gehirn kommt.

Pramipexol

Anwendung

Pramipexol ist indiziert zur symptomatischen Behandlung des idiopathischen Morbus Parkinson (mit oder ohne Levodopa) und des mittelgradigen bis schweren idiopathischen Restless-Legs-Syndrom bei Erwachsenen.

Anwendungsart

Pramipexol ist in Form von unverzögert freisetzenden Tabletten oder Retardtabletten im Handel. Die Tabletten können zu oder unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden. Die Tagesdosis wird, aufgeteilt in drei gleich große Dosen, dreimal täglich eingenommen. Die Retardtabletten sollen als Ganzes mit Wasser eingenommen werden, sie dürfen nicht gekaut, geteilt oder zerbrochen werden und sind nur zur einmal täglichen Einnahme vorgesehen.

Wirkmechanismus

Die Parkinson – Krankheit ist durch ein langsames Absterben von Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra gekennzeichnet. Dadurch kommt es zu einem Mangel an Dopamin, einem körpereigenen Botenstoff, der unter anderem für die Steuerung von Bewegungsabläufen von Bedeutung ist. Pramipexol besetzt hochselektiv und spezifisch die Bindungsstellen von Dopamin im Gehirn (insbesondere Dopaminrezeptoren der D2-Subfamilie) und ahmt dessen Wirkung nach. Dadurch werden die typischen Symptome wie Bewegungsarmut, Muskelsteifigkeit und Zittern gemindert.

Pharmakokinetik

Resorption

Nach oraler Applikation wird Pramipexol rasch und vollständig resorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit liegt über 90%.

Maximale Plasmakonzentrationen treten bei unverzögert freisetzenden Tabletten nach 1 - 3 Stunden und bei Retardtabletten in etwa nach 6 Stunden auf. Pramipexol verfügt über eine lineare Kinetik.

  • Tabletten vs. Retardtabletten:

Die maximale Plasmakonzentration (Cmax) sowie die Exposition (AUC) der gleichen täglichen Dosis von Pramipexol Retardtabletten (einmal täglich) und Pramipexol Tabletten (dreimal täglich) sind äquivalent.

Im Vergleich zu dreimal täglichen Einnahme der unverzögert freisetzenden Pramipexol-Tabletten verursacht die einmal tägliche Einnahme von Pramipexol Retardtabletten über einen Zeitraum von 24 Stunden weniger häufig zu Plasmakonzentration-Fluktuationen.

Verteilung

Die Proteinbindung von Pramipexol ist sehr gering (< 20 %) und das Verteilungsvolumen ist groß (400 l).

Biotransformation

Pramipexol wird beim Menschen nur in geringem Maße metabolisiert.

Elimination

Pramipexol wird zu 90% über die Nieren ausgeschieden, weniger als 2% finden sich in den Fäzes. Die Eliminationshalbwertszeit (t1⁄2) variiert zwischen 8 Stunden bei jüngeren Patienten und 12 Stunden bei älteren Menschen.

Dosierung

Alle unten genannten Dosierungsangaben beziehen sich auf Pramipexol als Base.

Morbus Parkinson

Die Initialdosis bei beträgt 0,26 mg pro Tag. Die Tagesdosis kann in wöchentlichen Abständen um 0,52 mg bis zum Erreichen eines maximalen Behandlungserfolges, maximal bis zu einer Höchstdosis von 3,15 mg pro Tag, erhöht werden. Die Inzidenz für Schläfrigkeit ist jedoch erhöht, wenn die Tagesdosis 1,05 mg überschreitet.

Patienten, die Pramipexol Tabletten einnehmen, können am nächsten Tag auf die Pramipexol Retardtabletten mit der gleichen Tagesdosis umgestellt werden. Danach kann die Dosis entsprechend dem therapeutischen Ansprechen des Patienten angepasst werden.

Abbruch der Behandlung

Ein plötzlicher Abbruch einer dopaminergen Behandlung kann zur Entwicklung eines malignen neuroleptischen Syndroms führen. Daher ist Pramipexol-Dosis schrittweise um 0,52 mg Pramipexol pro Tag, bis zu einer Tagesdosis von 0,52 mg Pramipexol, und anschließend um 0,26 mg Pramipexol pro Tag zu reduzieren.

Restless-Legs-Syndrom

Die empfohlene Initialdosis beträgt einmal täglich 2 - 3 Stunden vor dem Schlafengehen 0,088 mg Pramipexol in Form von unverzögert freisetzenden Tabletten. Bei Patienten, die eine zusätzliche symptomatische Erleichterung benötigen, kann die Dosis alle 4 - 7 Tage bis zu einer maximalen Tagesdosis von 0,54 mg erhöht werden. Nach einer Behandlungsdauer von 3 Monaten sollte das Ansprechen des Patienten evaluiert und die Fortsetzung der Behandlung überdacht werden.

Abbruch der Behandlung

Da die Tagesdosis für die Behandlung des Restless-Legs-Syndroms 0,54 mg nicht überschreitet, kann Pramipexol ohne schrittweise Reduktion der Dosis abgesetzt werden. Eine Verschlechterung der Symptome ist jedoch beim Absetzen von Pramipexol möglich.

Beeinträchtigte Nierenfunktion

Die Ausscheidung von Pramipexol ist von der Nierenfunktion abhängig.

Tabletten:

  • Kreatinin-Clearance > 20 ml/min: Dosisanpassung ist nicht erforderlich.
  • Kreatinin-Clearance < 20 ml/min: Die Anwendung von Pramipexol bei Hämodialyse-Patienten oder Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Nierenfunktion wurde nicht untersucht.

Retardtabletten:

  • Kreatinin-Clearance > 50 ml/min: Dosisreduktion ist nicht erforderlich.
  • Kreatinin-Clearance 30 - 50 ml/min: Die Behandlung von Morbus Parkinson ist mit Pramipexol 0,26 mg Retardtablette jeden zweiten Tag zu beginnen. Die Dosis kann vorsichtig in wöchentlichen Abständen um 0,26 mg Pramipexol bis zu einer maximalen Tagesdosis von 1,57 mg Pramipexol erhöht werden.
  • Kreatinin-Clearance < 30 ml/min: Die Anwendung von Pramipexol Retardtabletten wird nicht empfohlen, bis zu einer Kreatinin-Clearance von 20 ml/min können Pramipexol Tabletten eingesetzte werden.

Beeinträchtigte Leberfunktion

Eine Dosisanpassung bei Leberinsuffizienz ist nicht erforderlich, da ca. 90% des absorbierten Wirkstoffes über die Nieren ausgeschieden werden.

Kinder und Jugendliche

Pramipexol wird nicht empfohlen für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren, da Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit fehlen. Zudem darf Pramipexol wegen der negativen Nutzen-Risiko-Abwägung beim Tourette-Syndrom bei Kindern und Jugendlichen mit dieser Krankheit nicht angewendet werden.

Nebenwirkungen

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Pramipexol zählen stark abfallender Blutdruck, Schwindel, Müdigkeit und Übelkeit. Kopfschmerzen, Sehstörungen, Ödeme und mitunter starke Erregungszustände bis hin zu Wahnvorstellungen sind weitere Nebenwirkungen von Pramipexol. Außerdem kommt es unter anderem zu Schlafstörungen mit abnormen Träumen, aber auch Schlafattacken sowie Verhaltensauffälligkeiten (Zwänge, Essstörungen oder Sucht).

Wechselwirkungen

  • Inhibitoren bzw. Kompetitoren der aktiven renalen Ausscheidung
    Reduktion der renalen Clearance von Pramipexol durch Cimetidin, Amantadin, Mexiletin, Zidovudin, Cisplatin, Chinin und Procainamid und ggf. Dosisreduktion von Pramipexol.
  • Kombination mit Levodopa
    Während einer Dosiserhöhung von Pramipexol ist die Levodopa-Dosis zu verringern.
  • Additiver Effekte
    Vorsicht in Kombination mit anderen sedierenden Arzneimitteln oder Alkohol
  • Antipsychotische Arzneimittel
    Gleichzeitige Gabe möglichst vermeiden, insbesondere wenn antagonistische Effekte zu erwarten sind.

Kontraindikation

Überempfindlichkeit gegen Pramipexol

Schwangerschaft/Stillzeit

Pramipexol sollte während der Schwangerschaft nicht verwendet werden, es sei denn, die Therapie ist unbedingt erforderlich und der mögliche Nutzen rechtfertigt das potenzielle Risiko für den Fetus.

Eine Untersuchung zu Schwangerschaft liegt jedoch nicht vor.

Stillzeit

Es gibt keine Untersuchung, ob Pramipexol in die Muttermilch übertritt, jedoch sollte Pramipexol während der Stillzeit nicht eingenommen werden. Falls eine Anwendung unvermeidbar ist, sollte abgestillt werden. Zudem ist eine Hemmung der Laktation zu erwarten, da Pramipexol beim Menschen die Prolaktin-Sekretion inhibiert.

Verkehrstüchtigkeit

Pramipexol hat einen großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen, da Halluzinationen oder Müdigkeit auftreten können.  Patienten, die mit Pramipexol behandelt werden und über Somnolenz und/oder plötzliches Einschlafen berichten, müssen angewiesen werden, kein Kraftfahrzeug zu führen oder Maschinen zu bedienen, bis diese wiederkehrenden Einschlafereignisse und Schläfrigkeit nicht mehr auftreten.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
211.33 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 10.0 H
Q0-Wert:
0.1
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