Prednisolon

Prednisolon aus der Gruppe der Glucocorticoide wirkt antiinflammatorisch, antiallergisch und immunsuppressiv. Je nach Indikation gibt es den Wirkstoff in unterschiedlichen Darreichungsformen.

Prednisolon

Anwendung

Bei allergischen und entzündlichen, nicht-infektiösen Erkrankungen wirkt Prednisolon antiallergisch und antiinflammatorisch. Je nach Anwendungsziel gibt es den Wirkstoff in Form von Augentropfen, Tabletten, Salbe, Augensalbe, Creme, Lösung, Injektion, Zäpfchen, Tinktur oder Schaum. Prednisolon hilft beispielsweise bei entzündlichen Augenbeschwerden wie einer allergischen Bindehautentzündung, entzündlichen Darmerkrankungen, chronischer Polyarthritis oder Autoimmunerkrankungen, aber auch beim Postmyokardinfarkt-Syndrom oder schweren Asthmaanfällen. In der Notfallmedizin kommt Prednisolon ebenfalls zum Einsatz – als Injektion bei anaphylaktischem Schock oder auch nach Schlangenbissen und Insektenstichen. In der Transplantationsmedizin verhindert der Wirkstoff Abstoßungsreaktionen.

Wirkmechanismus

Umgangssprachlich werden Glucocorticoide auch Cortison genannt. Wirkstoffe aus dieser Gruppe unterdrücken die natürliche Abwehr des Körpers, wirken also immunsuppressiv, indem sie den Glucocorticoid-Rezeptor des Zytosols fast aller Gewebe beeinflussen. Die Wirkung von Prednisolon ist etwa viermal stärker als die des körpereigenen Hydrocortisons. Dieses kann der Wirkstoff in physiologischen Dosen ersetzen – etwa bei einer Insuffizienz der Nebennierenrinde (Hormonersatztherapie). Prednisolon wird in Medikamenten als Prednisolon acetat, Prednisolon dihydrogenphosphat-Dinatrium, Prednisolon 21-hydrogensuccinat-Natriumsalz und Prednisolonpivalat verwendet.

Pharmakokinetik

Je nach Darreichungsform wirkt Prednisolon unterschiedlich schnell. Während die Wirkung nach Injektionen bereits nach wenigen Minuten einsetzt, dauert es nach der Einnahme von Tabletten mit Prednisolon etwa eine bis zwei Stunden, bis die maximale Serumkonzentration erreicht ist. Hauptsächlich in der Leber wird der Wirkstoff metabolisiert. Seine Metabolite sind hormonell inaktiv und werden renal ausgeschieden. Die Halbwertszeit ist nach etwa drei Stunden erreicht, während die Wirkdauer bis zu 36 Stunden betragen kann.

Dosierung

Die empfohlene Dosierung hängt immer von der Art und Schwere der Erkrankung ab. Für Erwachsene liegen sehr niedrige Dosen bei 1,5 mg pro Tag, hohe Dosen bei bis zu 100 mg täglich. Letztere können auf bis zu vier Einzeldosen verteilt werden. Tabletten sollten nach Mahlzeiten unzerkaut mit Flüssigkeit eingenommen werden. Ratsam sind hohe Initialdosen, vor allem im Rahmen der Notfalltherapie. Nachdem die Anfangsdosis für einige Tage beibehalten wurde, kann sie ausschleichend auf eine niedrigere Erhaltungsdosis reduziert werden. Bei chronischen Erkrankungen empfiehlt sich eine Langzeitbehandlung. Bei Kindern, die noch wachsen, ist eine alternierende oder intermittierende Therapie ratsam. Im Falle einer Überdosierung ist mit verstärkten Nebenwirkungen zu rechnen, ein Antidot ist nicht bekannt. Als Dosisrichtlinien für intravenöse Gaben für Erwachsene gelten beispielsweise:

  • bei anaphylaktischem Schock: 1.000 mg
  • bei Hirnödem: 250 bis 1.000 mg als Anfangsdosis
  • bei Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantation: 1.000 mg an drei bis sieben Tagen hintereinander
  • bei Postmyokardinfarkt-Syndrom: 50 mg als Anfangsdosis, danach langsam reduzieren
  • bei schwerem akuten Asthmaanfall: 100 bis 150 mg als Anfangsdosis, dann in Abständen von sechs Stunden langsam bis zur Erhaltungsdosis reduzieren
  • bei Lungenödem: 1.000 mg als Anfangsdosis, eventuell nach 6, 12 und 24 Stunden wiederholen. Anschließend für zwei Tage auf 150 mg und zwei weitere Tage auf 75 mg reduzieren
  • bei Pseudokrupp: 3 bis 5 mg/kg als Anfangsdosis, nach zwei bis drei Stunden ggf. wiederholen.

Die intravenöse Gabe von Prednisolon muss stets langsam zu erfolgen.

Nebenwirkungen

Bei kurzzeitiger Anwendung von Prednisolon ist die Gefahr des Auftretens unerwünschter Wirkungen gering. Möglich sind dennoch folgende Nebenwirkungen:

  • allgemeine Erkrankungen (z. B. anaphylaktische Reaktionen mit Kreislaufversagen, Herzstillstand oder Blutdruckveränderungen)
  • Erkrankungen des Blutes, des Lymphsystems und des Immunsystems (z. B. mäßige Leukozytose, Lymphopenie, Schwächung der Abwehr)
  • Erkrankungen des Nervensystems und der Psyche (z. B. Depressionen, Gereiztheit, Euphorie, Antriebs- und Appetitsteigerung, Psychosen, Schlafstörungen, Epilepsie)
  • Erkrankungen der Augen (z. B. Glaukom, Begünstigung von Entzündungen)
  • Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts (Ulzera, Blutungen, Pankreatitis)
  • Erkrankungen der Haut und des Unterhautgewebes (z. B. erhöhte Kapillarfragilität, Steroidakne, verzögerte Wundheilung, Rosazea-artige Dermatitis)
  • Erkrankungen von Skelettmuskulatur, Bindegewebe und Knochen (z. B. Muskelatrophie, Osteoporose)
  • Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen (z. B. Ödembildung, erhöhte Kaliumausscheidung, Gewichtszunahme, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie, Lipomatosen)
  • Gefäßerkrankungen (Hypertonie, Vaskulitis).

Weitere Hinweise zu Nebenwirkungen

  • Kommt der Wirkstoff im Rahmen einer Hormonersatztherapie zum Einsatz, ist das Risiko von Nebenwirkungen gering, sofern die empfohlenen Dosierungen beachtet werden.
  • Wird Prednisolon langfristig angewendet, können weitere Nebenwirkungen auftreten, wie sie typischerweise von allen Glucocorticoiden bekannt sind.
  • Wird die Dosis nach lang andauernder Therapie zu rasch verringert, kann es zu Muskel- und Gelenkschmerzen kommen.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen zeigt Prednisolon mit folgenden Wirkstoffen:

Kontraindikation

Medikamente mit Prednisolon dürfen nicht eingenommen werden, wenn gegenüber dem Wirkstoff oder Bestandteilen der Arzneimittel eine Überempfindlichkeit besteht.

Schwangerschaft/Stillzeit

Während einer Schwangerschaft sollte Prednisolon nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung zum Einsatz kommen. Gerade bei einer Langzeittherapie ist nicht auszuschließen, dass es beim Feten durch den Wirkstoff zu Wachstumsstörungen kommt. Im Tierexperiment kam es zur Ausbildung von Gaumenspalten. Da Prednisolon in die Muttermilch übergeht, ist eine strenge Indikationsstellung während der Stillzeit unerlässlich, auch wenn bisher nicht bekannt ist, dass der Säugling Schaden nimmt. Sollten höhere Dosen erforderlich sein, muss das Kind jedoch abgestillt werden.

Verkehrstüchtigkeit

Da Prednisolon das Reaktionsvermögen nicht nachweislich beeinträchtigt, muss von einer Teilnahme am Straßenverkehr oder dem Bedienen von Maschinen während der Therapie nicht abgeraten werden.

Weitere Details zu diesem Wirkstoff können Sie der jeweiligen Fachinformation entnehmen.

Autor:
Stand:
28.01.2019
Quelle:
  1. „Taschenatlas Pharmakologie“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2014
  2. „Checkliste Arzneimittel A–Z“, Thieme Verlag, 7. Auflage 2017
  3. Fachinformation ALUID PHARMA® Prednisolon AL 5/10/20/50 mg Tabletten
  4. Fachinformation mibe GmbH Arzneimittel Prednisolut®
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