Repaglinid

Repaglinid ist ein orales Antihyperglykämikum und gehört als kurz wirksames Sekretagogum zur Wirkstoffgruppe der Glinide. Der Wirkstoff stimuliert durch Bindung an Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse die Insulinfreisetzung.

Repaglinid

Anwendung

Der Wirkstoff Repaglinid ist ein orales Antidiabetikum und wird zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt.

In Deutschland darf Repaglinid ab 1. Juli 2016 zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung nur noch bei schweren Nierenfunktionsstörungen verordnet werden.

Wirkmechanismus

Obwohl es sich bei dem Wirkstoff um kein Sulfonylharnstoffderivat handelt, hat Repaglinid Strukturähnlichkeiten mit Glibenclamid.

Repaglinid blockiert die ATP-sensitiven Kaliumkanäle. Infolge öffnen sich die Calciumkanäle. Der daraus resultierende erhöhte Calciumeinstrom in die Zellen stimuliert die Insulinsekretion aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Die insulinotrope Reaktion tritt bereits innerhalb von 30 Minuten ein. Allerdings wird Repaglinid auch genauso schnell wieder ausgeschieden. Aufgrund der schnellen Anflutung wird die Einnahme direkt vor dem Essen empfohlen.

Glinide

Pharmakokinetik

Resorption

  • Repaglinid wird nach oraler Verabreichung schnell und vollständig resorbiert.
  • Maximale Plasmakonzentrationen werden innerhalb von 1 Stunde beobachtet (Bereich 0,5-1,4 Stunden).
  • Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt ca. 56%.
  • Die maximale biologische Wirkung wird innerhalb von 3-3,5 Stunden beobachtet und die Plasmainsulinspiegel bleiben für 4-6 Stunden erhöht.
  • Bei Verabreichung einer Einzeldosis von 2 mg Repaglinid an gesunde Probanden beträgt die Fläche unter der Kurve (AUC) 18,0 – 18,7 (ng/ml/h)3.

Verteilung

  • Das Verteilungsvolumen von Repaglinid wird mit 31 l nach intravenöser Verabreichung bei gesunden Personen angegeben.
  • Die Proteinbindung von Repaglinid liegt bei >98% (z. B. bis zu Albumin und α1-saures Glykoprotein)

Metabolisierung

  • Repaglinid wird schnell durch Oxidation und Dealkylierung durch Cytochrom P450 3A4 und 2C9 metabolisiert, um das Hauptdicarbonsäurederivat (M2) zu bilden.
  • Eine weitere Oxidation erzeugt das aromatische Aminderivat (M1).
  • Die Glucuronidierung der Carbonsäuregruppe von Repaglinid ergibt ein Acylglucuronid (M7).
  • Mehrere andere nicht identifizierte Metaboliten wurden nachgewiesen.
  • Repaglinid-Metaboliten besitzen keine nennenswerte hypoglykämische Aktivität.

Elimination

  • Repaglinid wir zu 90% im Stuhl ausgeschieden (< 2% als unverändertes Arzneimittel), 8% im Urin (0,1% als unverändertes Arzneimittel).
  • Die Halbwertszeit von Repaglinid beträgt eine Stunde.
  • Die Clearance liegt bei 33-38 l/Stunde nach intravenöser Verabreichung.

Dosierung

Anfangsdosis

  • Die zu verabreichende Dosis wird vom Arzt entsprechend dem Bedarf des Patienten festgelegt. Die empfohlene Anfangsdosis beträgt 0,5 mg.
  • Der Zeitraum zwischen den einzelnen Aufdosierungen wird entsprechend der Blutzuckerreaktion bestimmt und sollte ein bis zwei Wochen betragen.
  • Falls Patienten von einem anderen oralen Antidiabetikum umgestellt werden, beträgt die empfohlene Anfangsdosis 1 mg.

Erhaltungsdosis

  • Die empfohlene maximale Einzeldosis beträgt 4 mg vor den Hauptmahlzeiten.
  • Die maximale Tagesdosis soll 16 mg nicht überschreiten.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen von Repaglinid sind Unterzuckerungen (Hypoglykämien) sowie Magen-Darm-Beschwerden in Form von Bauchschmerzen oder Durchfall.

Kontraindikationen

Repaglinid ist kontraindiziert bei Patienten:

  • mit Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • mit Typ-1-Diabetes (C-Peptid negativ)
  • mit diabetischer Ketoazidose, mit oder ohne Koma
  • mit schwerer Lebererkrankung

Darüber hinaus darf der Wirkstoff nicht zusammen mit Gemfibrozil angewendet werden.

Anwendungshinweise

Repaglinid soll nur dann verschrieben werden, wenn schlechte Blutzuckereinstellung und Symptome des Diabetes mellitus trotz ausreichender Diätbehandlung, Bewegung und Gewichtsreduktion andauern.

Alternativen

Ein weiteres Glinid ist neben Repaglinid Nateglinid. Neben Gliniden stehen noch weitere orale Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffe, Metformin und Glitazone zur Verfügung.

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
452.59 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 1.0 H
Q0-Wert:
1.0
Autor:
Stand:
03.02.2023
Quelle:

Fachinformation Repaglinid-ratiopharm

Abbildung

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