Tamsulosin
Tamsulosin ist ein Alpha1-Rezeptorenblocker zur symptomatischen Behandlung der benignen Prostatahyperplasie.
Tamsulosin: Übersicht

Anwendung
Tamsulosin wird bei gutartiger Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie) eingesetzt. Der Wirkstoff verbessert den Harnfluss und lindert Schmerzen beim Wasserlassen. Zuweilen wird Tamsulosin angewendet, um Nierensteine nach einer Zertrümmerung leichter auszuscheiden.
Wirkmechanismus
Tamsulosin blockiert Alpha1-Adrenozeptoren für aktivierende Signale. Es bindet selektiv und kompetitiv an postsynaptische Alpha1-Rezeptoren, insbesondere an die Subtypen Alpha1A und Alpha1D. Dies führt zu einer Relaxation der glatten Muskulatur der Harnwege und der Prostata. Damit einhergehend verbessert sich der Harnabfluss und obstruktive Symptome werden gelindert. Tamsulosin lindert zudem die irritativen Symptome, die bei einer Blaseninstabilität von großer Bedeutung sind.
Der Wirkstoff hat im Vergleich zu anderen Alphablockern wie Doxazosin und Alfuzosin nur selten einen Effekt auf den Blutdruck.
Für Kinder mit neurogenen Blasenentleerungsstörungen ist Tamsulosin nicht geeignet.
Pharmakokinetik
Retard-Formulierungen ermöglichen eine gleichmäßige und langsame Freisetzung des Wirkstoffs. Damit ist eine adäquate Wirkstoffexposition über 24 Stunden mit nur geringen Fluktuationen gewährleistet.
Auf nüchternen Magen eingenommen werden ca. 57 % der angewendeten Dosis rasch aus dem Darm resorbiert. Eine Mahlzeit mit geringem Fettanteil hat keinen Einfluss auf die Geschwindigkeit und den Umfang der Resorption. Bei fettreichen Mahlzeiten ist die Resorption im Vergleich zur nüchternen Einnahme um 64% bzw. 149% (AUC bzw. Cmax) erhöht. Eine gleichmäßige Resorption kann sichergestellt werden, wenn Tamsulosin stets nach dem Frühstück eingenommen wird. Die Pharmakokinetik von Tamsulosin verhält sich linear.
Tamsulosin wird zu ca. 99% an Plasmaproteine gebunden und das Verteilungsvolumen ist mit 0,2 l/kg gering.
Tamsulosin weist nur einen geringen First-Pass-Effekt auf und wird langsam über die Leber metabolisiert. Der größte Teil liegt im Plasma in Form des unveränderten Wirkstoffs vor. CYP3A4 und auch CPY2D6 sind an der Metabolisierung von Tamsulosin beteiligt. Deren Hemmung kann zu einer erhöhten Exposition von Tamsulosin führen.
Tamsulosin und seine Metaboliten, die weniger wirksam und weniger toxisch als Tamsulosin selbst sind, werden hauptsächlich über den Urin ausgeschieden. Die Eliminations-Halbwertzeit von Tamsulosin im Steady-State beträgt ca. 15 Stunden.
Dosierung
Die Dosierung ist 0,4 mg Tamsulosin-HCl einmal täglich.
Tamsulosin wird oral eingenommen. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
Nebenwirkungen
Im Folgenden sind die Nebenwirkungen von Tamsulosin nach ihrer Häufigkeit aufgelistet:
Häufig:
- Schwindel
- Ejakulationsstörungen einschließlich retrograde Ejakulation sowie verringerte oder aus- bleibende Ejakulation
Gelegentlich:
- Kopfschmerzen
- Palpitationen
- orthostatische Hypotonie
- Rhinitis
- Obstipation, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen
- Hautausschlag, Pruritus, Urtikaria
- Asthenie
Selten:
- Synkope
- Angioödem
Sehr selten:
- Stevens-Johnson-Syndrom
- Priapismus
Nicht bekannt (nach Markteinführung beobachtet):
- verschwommenes Sehen, Sehstörungen
- Epistaxis
- Mundtrockenheit
- Erythema multiforme, exfoliative Dermatitis
In Verbindung mit einer Tamsulosin Therapie wurde über das Auftreten eines sog. „intraoperative Floppy Iris Syndrome“ (IFIS) während Katarakt- und Glaukom-Operationen berichtet.
Nach Markteinführung ist zusätzlich zu den oben aufgeführten unerwünschten Ereignissen über Vorhofflimmern, Arrhythmie, Tachykardie und Dyspnoe berichtet worden. Häufigkeiten und kausale Zusammenhänge mit Tamsulosin können jedoch bei Spontanmeldungen nicht verlässlich bestimmt werden.
Wechselwirkungen
Gleichzeitige Anwendung von Cimetidin führt zu einem Anstieg der Plasmaspiegel von Tamsulosin, wohingegen Furosemid zu einem Abfall der Plasmaspiegel führt. Eine Dosisanpassung ist nicht notwendig, da die Spiegel im Normalbereich bleiben.
Die gleichzeitige Anwendung mit starken (z.B. Ketoconazol) und moderaten (z.B. Erythromycin) CYP3A4-Inhibitoren kann zu einer erhöhten Exposition mit Tamsulosin führen und sollte mit Vorsicht erfolgen. Patienten vom CYP2D6 Poor-Metabolizer-Phänotyp sollte der Wirkstoff jedoch nicht in Kombination mit starken CYP3A4-Inhibitoren gegeben werden.
Diclofenac und Warfarin können die Eliminationsrate von Tamsulosin erhöhen.
Die gleichzeitige Gabe von anderen Alpha-1-Rezeptorenblockern könnte zu blutdrucksenkenden Wirkungen führen.
Es wurden keine Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Gabe von Tamsulosin und Atenolol, Enalapril oder Theophyllin beschrieben.
Kontraindikation
Tamsulosin darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, einschließlich medikamentenbedingtem Angioödem
- bekannter orthostatischer Hypotonie
- schwerer Leberinsuffizienz.
Schwangerschaft/Stillzeit
Tamsulosin ist nicht indiziert für die Anwendung bei Frauen.
In klinischen Studien mit Tamsulosin wurden Ejakulationsstörungen beobachtet. Über Fälle von Ejakulationsstörungen, retrograder Ejakulation und verringerter oder ausbleibender Ejakulation wurde auch nach Markteinführung berichtet.
Verkehrstüchtigkeit
Es wurden keine Studien zu den Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen durchgeführt. Es ist jedoch zu beachten, dass es zu Schwindel kommen kann.
Weitere Details zu diesem Wirkstoff können Sie der Fachinformation entnehmen.
Wirkstoff-Informationen
Quelle zur Dosierung: Framm et al.: Arzneimittelprofile für die Kitteltasche, 6. Auflage, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart
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TAMSULOSIN BASICS 0,4 mg Hartkapsel, retardiert
Basics GmbH
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Tamsulosin esparma 0,4 mg Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung
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Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG
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Heumann Pharma GmbH & Co. Generica KG
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