Tapentadol

Der Wirkstoff Tapentadol wird zur Behandlung starker akuter oder chronischer Schmerzen angewendet. Das Opioid wirkt über einen dualen Wirkmechanismus stark schmerzstillend (analgetisch).

Tapentadol

Anwendung

Tapentadol wird angewendet zur Behandlung erwachsener Patienten mit mäßig starken bis starken akuten oder chronischen Schmerzen, die nur mit Opioidanalgetika angemessen behandelt werden können.

Anwendungsart

Tapentadol ist zur oralen Anwendung als Filmtablette und Retardtablette auf dem deutschen Markt verfügbar.

Wirkmechanismus

Tapentadol ist ein starkes Analgetikum, das prä- und postsynaptisch als Agonist am µ-Opioidrezeptor und über den präsynaptischen α2-Rezeptor als Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer wirkt.

Tapentadol entwickelt seine analgetische Wirkung direkt ohne pharmakologisch aktive Metabolite.

Pharmakokinetik

Resorption

Tapentadol wird nach oraler Einnahme schnell und vollständig resorbiert. Die mittlere absolute Bioverfügbarkeit nach einer Einfachdosis liegt aufgrund des extensiven First-Pass-Metabolismus bei etwa 32 Prozent. Maximale Serumkonzentrationen werden 1,25 Stunden nach oraler Einnahme von Tapentadol beobachtet.

Die Pharmakokinetik verläuft über den therapeutischen Dosierungsbereich hinweg dosisproportional. Hauptmetabolit ist das Tapentadol-O-Glucuronid.

Verteilung

Tapentadol wird im gesamten Körper verteilt. Nach intravenöser Applikation beträgt das Verteilungsvolumen (V) für Tapentadol 540 ± 98 l. Die Serumproteinbindung ist niedrig und beträgt ca. 20 Prozent.

Metabolismus

Tapentadol wird ausgeprägt metabolisiert (ca. 97 Prozent). Der wichtigste Stoffwechselweg ist die Glucuronsäurekonjugation zu Glucuroniden. Nach oraler Anwendung werden ungefähr 70 Prozent als Konjugate in den Urin ausgeschieden (55 Prozent als Glucuronid und 15 Prozent als Sulfat von Tapentadol).

Die Uridin-Diphosphat-Glucuronyl-Transferase (UGT) ist das primäre an der Glucuronidierung beteiligte Enzym (hauptsächlich UGT1A6, UGT1A9 und UGT2B7 Isoformen).

Insgesamt werden 3 Prozent der aktiven Substanz in unveränderter Form renal eliminiert. Tapentadol wird zusätzlich durch CYP2C9 und CYP2C19 zu N-Desmethyl-Tapentadol (13 Prozent) und durch CYP2D6 zu Hydroxy-Tapentadol (2 Prozent) metabolisiert. Diese werden durch Konjugation weiter metabolisiert. Der Cytochrom-P450 vermittelte Wirkstoffmetabolismus ist deshalb weniger bedeutend als die Glucuronidierung.

Keiner der Metaboliten verfügt über analgetische Effekte.

Elimination

Tapentadol und seine Metaboliten werden fast ausschließlich (99 Prozent) renal eliminiert. Die Gesamt-Clearance nach intravenöser Applikation beträgt 1530 ± 177 ml/ min. Die terminale Halbwertszeit liegt nach oraler Gabe bei durchschnittlich 4 Stunden.

Dosierung

Zu Beginn der Behandlung liegt die Dosierungsempfehlung für Erwachsene bei 50 mg Tapentadol. Der Wirkstoff kann dann alle 4 bis 6 Stunden in dieser Dosierung eingenommen werden.

Höhere Initialdosen können je nach Schmerzintensität und vorausgegangener Therapie des Patienten notwendig sein.

Am ersten Behandlungstag kann bereits 1 Stunde nach der ersten Dosis eine weitere Dosis eingenommen werden, falls keine Schmerzkontrolle erreicht wird. Anschließend sollte die Dosis unter engmaschiger Überwachung des verschreibenden Arztes individuell so eingestellt werden, dass eine adäquate Analgesie erreicht wird und die Nebenwirkungen minimiert werden.

Nebenwirkungen

Die häufigsten Nebenwirkungen innerhalb klinischer Studien betrafen den Gastrointestinaltrakt und das zentrale Nervensystem. Beobachtet wurden vor allem:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Somnolenz
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen.

Nach Markteinführung wurde über seltene Fälle von Angioödem, anaphylaktischen Reaktionen und anaphylaktischem Schock berichtet.

Wechselwirkungen

Für Tapentadol bestehen folgende Wechselwirkungen mit:

  • Sedativa, wie Benzodiazepine oder ähnliche Substanzen
  • Sedierenden Arzneimitteln, die dämpfend auf das ZNS oder die Atmung wirken (andere Opioide, Antitussiva oder Substitutionsbehandlungen, Barbiturate, Antipsychotika, H1-Antihistaminika, Alkohol) -> Risiko von Sedierung, Atemdepression, Koma und Tod aufgrund der zusätzlichen zentral dämpfenden Wirkung erhöht.
  • Gemischten Opioid-Rezeptor-Agonisten/ -Antagonisten (wie Pentazocin, Nalbuphin) oder partiellen μ-Opioid-Rezeptor-Agonisten (wie Buprenorphin) -> Bei gleichzeitiger Anwendung mit Buprenorphin ist der Dosierungsbedarf von reinen μ-Opioid-Rezeptor-Agonisten höher und eine engmaschige Überwachung von Nebenwirkungen wie Atemdepression notwendig.
  • Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika und andere, die Krampfschwelle herabsetzende Arzneimittel -> Tapentadol kann Krampfanfälle auslösen und das krampfauslösende Potenzial erhöhen. Es ist außerdem das Auftreten eines Serotonin-Syndroms möglich.
  • Starken Inhibitoren der Uridin-Diphosphat-Transferasen UGT1A6, UGT1A9 und UGT2B7 (z. B. Ketoconazol, Fluconazol und Meclofenaminsäure) -> Die Elimination von Tapentadol läuft hauptsächlich über die Konjugation mit Glucuronsäure, die über Uridin-Diphosphat-Transferase (UGT) vermittelt wird. Daher kann eine gleichzeitige Anwendung mit Inhibitoren zu einer erhöhten systemischen Exposition von Tapentadol führen.
  • Starken Enzyminduktoren (z. B. Rifampicin, Phenobarbital, Johanniskraut) -> veränderte Wirksamkeit sowie erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen möglich
  • Monoaminooxidase-Hemmer (MAO Hemmer)-> Eine Behandlung mit Tapentadol sollte bei Patienten vermieden werden, die MAO-Hemmer einnehmen oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben. Eine gleichzeitige Behandlung kann zu additiven Wirkungen auf den synaptischen Noradrenalinspiegel führen. Kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie eine hypertensive Krise sind möglich.

Kontraindikation

Für die Anwendung von Tapentadol bestehen folgende Kontraindikationen:

  • Überempfindlichkeit gegen Tapentadol
  • Situationen, in denen Arzneimittel mit μ-Opioid-Rezeptor-Agonismus kontraindiziert sind, wie z. B. bei Patienten mit ausgeprägter Atemdepression (in nicht überwachten Situationen oder bei fehlender Reanimationsausrüstung) und bei Patienten mit akutem oder starkem Bronchialasthma oder Hyperkapnie
  • bestehender oder Verdacht auf paralytischen Ileus
  • bei akuter Intoxikation durch Alkohol, Hypnotika, zentral wirksame Analgetika oder psychotrope Substanzen.

Schwangerschaft/Stillzeit

Schwangerschaft

Die Daten zur Anwendung von Tapentadol innerhalb der Schwangerschaft sind begrenzt. Tierexperimentelle Studien haben keine teratogene Wirkung aufgezeigt, doch wurden eine verzögerte Entwicklung und Embryotoxizität bei Dosierungen oberhalb des therapeutischen Bereichs beobachtet.

Bereits bei einer Exposition, die dem mütterlichen NOAEL (No Observed Adverse Effect Level) entsprach, wurden Wirkungen auf die postnatale Entwicklung beschrieben.
Tapentadol sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen das potenzielle Risiko für den Fötus rechtfertigt.

Wehen und Entbindung

Der Einfluss von Tapentadol auf Wehen und Entbindung beim Menschen ist unbekannt. Die Anwendung wird deshalb nicht empfohlen. Aufgrund des μ-Opioid-Rezeptor-Agonismus von Tapentadol sollten Neugeborene, deren Mütter Tapentadol eingenommen haben, hinsichtlich einer Atemdepression überwacht werden.

Stillzeit

Es ist nicht bekannt, ob Tapentadol in die Muttermilch übergeht. Tierstudien an neugeborenen Ratten sprechen für eine Ausscheidung von Tapentadol in die Milch. Ein Risiko für das gestillte Kind kann daher nicht ausgeschlossen werden. Tapentadol sollte deshalb während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Verkehrstüchtigkeit

Die Anwendung von Tapentadol kann großen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen haben, da der Wirkstoff eine dämpfende Wirkung haben kann. Vor allem zu Beginn der Behandlung, oder wenn die Dosis geändert wird sowie in Verbindung mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln, kann es zu dämpfenden Wirkungen auf das ZNS kommen. Patienten sollten aufgeklärt werden, ob das Fahren und das Bedienen von Maschinen erlaubt ist.

Weitere Informationen sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen

Wirkstoff-Informationen

Molare Masse:
221.34 g·mol-1
Mittlere Halbwertszeit:
ca. 4.5 H
Q0-Wert:
0.9
Quelle:

Fachinformation Palexia
 

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